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- "BONNER HILFE FUER DIE SEKTE"
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- Die beruechtigte Scientologie-Sekte hat es auf Albanien abgesehen.
- Hilfreich bei der Unterwanderung des Entwicklungslandes sind das
- Bundeswirtschaftsministerium, Behoerden und Politiker.
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- Dr. Michael Scheele, Rechtsanwalt mit feiner Adresse am Muenchner
- Prinzregentenplatz, interessierte sich ausgerechnet fuer das aermste Land
- Europas: Albanien. Am 7.Dezember 1992 bestaetigte er dem
- "Kooperationsbuero der Deutschen Wirtschaft" in Berlin seine Teilnahme am
- "Wirtschaftsgespraech ueber Albanien". Auf der Gaesteliste unter anderem
- der albanische Botschafter, Mitarbeiter des Bundeswirtschaftsministeriums,
- Banken- und Industrievertreter. Auch sein Mandant, Gerhard Haag, werde
- kommen, schrieb Scheele, Haag bereite naemlich ein "groesseres
- Investitionsprojekt in Tirana", der albanischen Hauptstadt vor.
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- Offizielle Hilfe
- Die Teilnahme an dem Wirtschaftsgespraech zahlte sich fuer Haag und
- Scheele offenbar aus. Scheele wurde noch im gleichen Monat in die
- albanische Verfassungskommission berufen und hat inzwischen enge Kontakte
- zur albanischen Regierung.
- Auch Gerhard Haag bekam offizielle Hilfe aus Bonn. Das
- Bundeswirtschaftsministerium bestaetigte ihm am 26. Maerz 1993, dass er
- mit seiner Firma "Albanien Bau und Handel" "im Interesse der Vertiefung
- der Wirtschafts- und Kooperationsbeziehungen der Bundesrepublik
- Deutschland mit der Republik Albanien Aufbauarbeiten in der Infrastruktur
- und im Bauwesen dieses Landes leistet".
- In der Tat hat sich Scientologie- Grossinvestor Haag Ende letzten Jahres
- nach Albanien abgesetzt und dort, im Dienst der Sekte, sein "Projekt A",
- gestartet. In Tirana will er ein vielstoeckiges Handelszentrum hochziehen,
- das die Scientologie- Technologie "beherbergen... und in dieses Land
- bringen wird", offenbarte die Sektenzentrale in Clearwater, Florida.
- Dank der vielfaeltigen Handreichungen konnte Haag in Albanien zum
- "deutschen Vorzeigeinvestor" aufsteigen, so ein Kenner der Szene. Der
- Verdacht liegt nahe, dass Haags Anwalt Scheele mit seinen
- Regierungskontakten dabei wertvolle Dienste leistete. Von Nutzen war es
- sicherlich ebenfalls, dass der CSU-Bundestagsabgeordnete Dr. Juergen
- Warnke (CSU), frueherer Entwicklungshilfeminister, bis vor kurzem Partner
- von Scheele in der Kanzlei am Prinzregentenplatz war.
- Laut einer Honorarvereinbarung aus dem August 1992 haben Scheele, seine
- Partner Andreas Zielke und Juergen Warnke den Verkauf von Haags frueherer
- Firma, der Stahlbautechnik Nekkar (STN), durchgezogen und damit geholfen,
- seinen Abgang nach Albanien vorzubereiten.
- Die Anwaelte kassierten dafuer mehr als ueber 300.000 Mark. Ausweislich
- der von Scheele unterschriebenen Vereinbarung sollte auch Warnke, bis vor
- kurzem stellvertretender CSU-Vorsitzender, bei der Sanierung oder dem
- Verkauf der STN mitarbeiten.
- Warnke bestreitet, von diesem Geschaeft mit Haag gewusst zu haben. Er habe
- auch nie sein Einverstaendnis fuer die Uebernahme eines Mandates gegeben.
- Ende Oktober ist Warnke von einem Tag auf den anderen aus der Kanzlei am
- Prinzregentenplatz ausgeschieden. Gerade noch rechtzeitig. Wenige Tage
- spaeter kam die Staatsanwaltschaft dorthin und beschlagnahmte zahlreiche
- Akten wegen der Connection zu Haag.
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