home *** CD-ROM | disk | FTP | other *** search
- Der Artikel stammt aus DER WEG (Evangelische Kirchenzeitung
- fr das Rheinland), Ausgabe 21/1993 vom 23.05.1993, S. 7.
- Verbreitung in Mailboxen gestattet; sonstiger Nachdruck verboten.
- ----------------------------------------------------------------------
-
- Die Scientology-Kirche - Facetten einer Wetltanschauung (Teil I)
- Scientologen missionieren verdeckt
-
- Sichtlich bestrebt, das ramponierte ffentliche Image aufzumbeln,
- macht die Scientology-Kirche gegenwrtig mit groáangelegten
- Werbeaktionen auf sich aufmerksam. Mit dieser Organisation und
- ihrer Weitanschauung befassen sich beginnend mit dieser Ausgabe
- insgesamt vier Beitrge.
-
- Ein "abgestimmtes berregionales Vorgehen" gegen die Scientolo-
- gy-Kirche fordert die nordrhein-westflische Landesregierung. Als
- "sozialschdlich" und auf "wirtschaftliche Interessen"
- ausgerichtet schtzt sie diese international operierende Organisa-
- tion ein. Berichte in den Medien erhrten den Verdacht, daá die
- Scientology-Kirche intensiv bemht ist, Schlsselpositionen in
- Gesellschaft, Wirtschaft und Politik zu besetzen.
-
- Mit Erfolg wird versucht, Scientologen in Firmen einzuschleusen oder
- durch Managerkurse und ber Unternehmensberater wirtschaftlich
- Einfluá zu nehmen und scientologisches Gedankengut zu verbreiten.
- Eine entscheidende Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Tarnfirma
- "U-Man", die Personalberatung betreibt.
-
- Auch ist diese Organisation bemht, in der Politik Einfluá zu
- gewinnen und Scientologen in Parteien einzuschleusen oder
- Parteiangehrige fr ihre Ziele zu gewinnen. Versuche, eine Pri-
- vatschule zu grnden, vervollkommnen das Bild, daá die
- Scientology-Kirche gegenwrtig offenbar all ihre Krfte mobilisiert,
- um die Gesellschaft zu unterwandern. "Scientology will die
- Staatsmacht und will die Weltherrschaft. Das ist das eindeutige Ziel
- dieser Gruppe." (Norbert Potthoff, Exmitglied und ehemaliger
- Pressesprecher der Dsseldorfer Scientologen.)
-
- Bereits 1954 wurde Scientology - anfnglich nicht als Kirche - in
- den Vereinigten Staaten von Lafayette Ronald Hubbard gegrndet. Seit
- ihrem ersten Erscheinen in der Bundesrepublik Deutschland Anfang der
- siebziger Jahre gehrt diese Organisation zu den umstrittensten der
- hier als "Jugendsekten" oder "Jugendreligionen" bekannt gewordenen
- Gruppierungen. In Mnchen, dem Sitz der deutschen Zentrale, lieá
- sich Scientology am 13. November 1971 als "Scientology- Kirche in
- Deutschland" ins Vereinsregister eintragen.
-
- Immer wieder hat es auch juristische Auseinandersetzungen darber
- gegeben, ob die Organisation eine Religion sei im Sinne des
- Grundgesetzes - mit allen sich daraus ergebenden Rechten und Pflichten
- - oder nicht. Eine Schwierigkeit fr eine eindeutige Entscheidung
- dieser Frage liegt darin, daá es oft nur schwer erkennbar ist, ob es
- sich im einzelnen um Unterorganisationen der Scientology- Kirche
- handelt oder nicht. Einige der ersten, die in Deutschland bekannt wur-
- den, sind: "Kommission zum Schutz des Brgers gegen Datenmiábrauch",
- "Kommission fr Verstáe der Psychiatrie gegen Menschenrechte",
- Z.I.E.L." (= Zentrum fr individuelles und effektives Lernen - bietet
- Schulaufgabenhilfe an und Schlerkurse), "NARCONON" (Drogenbera-
- tungsstelle in Berlin).
-
- Aussagen des Scientologen Peter Krumholz, damals Prsident von NARCO-
- NON, in der "Kontraste"- Sendung im November 1992 besttigen die
- seinerzeit bestrittene Verbindung der Drogenberatungsstelle zur
- Scientology-Kirche. Damals wurde bekannt, daá Drogenabhngige mit
- aus Scientology-Praktiken entlehnten Techniken therapiert nd als
- Mitglieder angeworben wurden.
-
- Die Aktivitten erstreckten sich in den Anfngen in Deutschland mehr
- auf den sozialen Bereich. Breit angelegte Anstrengungen, auf dem
- politischen und dem wirtschaftlichen Sektor Einfluá zu nehmen, wie
- sie sich heute abzeichnen, gab es in dieser Phase nicht. Damals wie
- heute wurden die Suborganisationen offenbar dazu genutzt, weitere
- Mitglieder zu rekrutieren. Dieser Etikettenschwindel lát die Be-
- troffenen ber die wahren Hintergrnde und Absichten im unklaren,
- trgt mit zur schleichenden Infiltration bei. Auch ffentliche Stellen
- sind dagegen nicht gefeit. Dies belegen Berichte von ffentlichen
- Mittelzuwendungen fr einzelne Projekte, die von der Scientology-
- Kirche initiiert wurden.
-
- Mit Stellenanzeigen, durch Bcherverkauf und Straáenwerbung versucht
- die Scientology-Kirche, Interessierte anzusprechen. Die fr die
- Scientology-Kirche typische Anwerbemethode ist eine Einladung, an
- einem kostenlosen Persnlichkeitstest" teilzunehmen.
- Persnlichkeitstest - das klingt unverfnglich, sind Tests doch
- hinlnglich bekannt aus Auswahlverfahren bei Bewerbungen oder gn-
- gigen Illustrierten und Zeitschriften. Also bloá ein Test mehr zudem
- auch noch umsonst? Das Testergebnis mit der lapidaren Feststellung,
- man habe Schwierigkeiten im zwischenmenschlichen Bereich, klingt nicht
- besonders aufregend. Und auch die Empfehlung, an einem
- Kommunikationskurs" teilzunehmen, um die festgestellten
- Schwierigkeiten zu beheben, mutet auf den ersten Blick eher logisch
- an denn bedenklich. Es ist gut vorstellbar, daá Testpersonen hier
- ihre Chance sehen, persnliche Probleme zu lsen.
-
- Das Besondere an diesem "Persnlichkeitstest" allerdings ist, daá
- das Ergebnis bereits vorher feststeht. Immer wird der Testperson
- bescheinigt, die Schwierigkeiten, die sie habe, htten ihre Ursache in
- Kommunikationsstrungen. Der Test ist Wegbereiter zu einem
- umfangreichen, kostenintensiven Kursangebot, in dem der genannte
- "Kommunikationskurs" lediglich die erste Stufe ist. Es ist dies
- nichts anderes als der Versuch, Interessenten mit Lehren der
- Scientology-Kirche vertraut zu machen und als Mitglieder anzuwerben.
-