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- Die Scientology-Kirche - Facetten einer Weltanschauung (Teil II)
- Alles unter Kontrolle
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- Lafayette Ron Hubbard hat, nach einem zu seiner vollsten Zufriedenheit
- erfllten Lebenswerk, seinen Krper am Freitag, dem 24. Januar 1986,
- verlassen." (Pressemitteilung der Mnchener Scientology-Zentrale vom
- 29. Januar 1986). "Nach unseren Glaubensvorstellungen ist der Mensch
- eine unsterbliche Seele und seine Existenz nicht identisch mit
- seinem krperlichen Dasein. Gemá dem letzten Willen von Hubbard
- werden daher keine Trauerfeierlichkeiten abgehalten." (Helmuth
- Blbaum, Prsident der deutschen Scientology-Kirche).
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- Diese Verlautbarungen setzten Gerchten, die vom Tode Hubbards zu
- einem weit frheren Zeitpunkt wissen wollten, ein Ende. Solche
- waren nach seinem pltzlichen Verschwinden im Mrz 198O aufgekommen.
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- Lafayette Ronald Hubbard - Beg-rnder der Scientology-Kirche - wurde
- am 13. Mrz 1911 in Tilden im amerikanischen Bundesstaat Nebraska
- geboren. Er soll ab dem Jahre 1924 mit seinem Vater, einem
- US-Marineoffizier, durch Indien und den Fernen Osten gereist sein.
- 1930 studierte er Ingenieurwissenschaft, vermutlich ohne dieses
- Studium abzuschlieáen. In der Folgezeit soll er verschiedene Expedi-
- tionen nach Mittelamerika geleitet haben. In den dreiáiger Jahren
- bettigte er sich als Science-fiction-Autor.
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- 1935 begann er, wie es heiát, mit der Erforschung der Funktion und
- Struktur des menschlichen Verstandes. Ergebnis dieser Bemhungen ist
- sein Buch "Dianetik- Die moderne Wissenschaft der geistigen
- Gesundheit". Es erschien 1950 und ist grundlegend fr die Weltan-
- schauung seiner Bewegung.
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- Die von seinen Anhngern vorgelegte Biographie verschweigt bis
- heute, daá Hubbard Mitte der vierziger Jahre Mitglied des
- kalifornischen Zweigs des "Ordo Templi Orientis" (OTO) war. 1895
- hatte der berchtigte englische Okkultist Aleister Crowley diese
- schwarzmagische neosatanische Sekte gegrndet. Sein Interesse fr
- okkulte Theorien, fremde Kulturen und ihre Religisitt haben ihre
- Nachwirkungen gehabt in seinen Anschauungen.
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- 1951 entstand die "Hubbard Research Foundation". 1952 begrndete er
- seine neue "Wissenschaft", die "Scientology". Seine "Dianetik"
- (dia-noetik = durch Erkenntnis) ist erkenntnistheoretische
- Grundlage seines weltanschaulichen Entwurfs. Am 19. Mai 1954 wurde
- Scientology offiziell registriert und am 21. Juli 1955 im US-Staat
- Columbia als Kirche anerkannt.
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- Scientology versteht Hubbard ls eine Universalphilosophie, die
- das Weisheitsgut der ganzen Menschheitsgeschichte enthlt,
- namentlich das der Veden, der heiligen hinduistischen Schriften.
- Philosophie versteht er als das Streben nach dem Wissen um die
- Ursache und um die Gesetze aller Dinge.
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- Die Organisationsstruktur der Scientology-Kirche ist straff und
- hat viele militrische Elemente. Prgend auf Hubbard drfte hier die
- Ttigkeit seines Vaters gewirkt haben, der als Offizier bei der
- US-Marine diente. 1967 grndete Hubbard die "SEA-ORG", eine
- Seeorganisation, die hauptschlich von Schiffen aus operierte.
- Hubbard selbst leitete seine Organisation berwiegend von einem Schiff
- aus. Sicherlich auch eine Folge davon, daá ihm in einigen Lndern die
- Einreise verweigert, seine Organisation verboten wurde.
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- Heute gibt es nur noch Landsttzpunkte, die aber weiterhin den Namen
- "SEA-ORG" tragen. Eine der gráten ist in Hamburg. Weltweit gibt es
- derzeit etwa 150. Unter den berregionalen Sttzpunkten, den soge-
- nannten "Advanced Organisations", sind zu nennen Los Angeles - dort
- befindet sich die Weltzentrale - und Kopenhagen mit der Europa-
- zentrale.
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- 1966 grndete Hubbard das Sicherheitsbro "Guardian Office", eine Art
- Ministerium fr innere Sicherheit. Eine berchtigte Organisation,
- die, wie man inzwischen aus Fernsehberichten weiá, in ihrem Vorgehen
- Stasi-Machenschaften in nichts nachstand. Gegner und Kritiker wurden
- dort gemeldet. Insbesondere gegen mgliche Unruhestifter -
- "Potential Trouble Source" (PTS) genannt - und als "Suppressive
- Person" (SP) geltende "unterdrckerische" Personen richtete sich ihr
- Tun. Nachfolgeorganisation ist in Deutschland das "Department fr
- spezielle Angelegenheiten (DSA)".
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- Vor allem gegen als "Feinde" bezeichnete Abtrnnige aus den eigenen
- Reihen geht man unerbittlich vor. Wer als "Feind" gilt, kann ausge-
- schlossen und fr "vogelfrei" erklrt werden. Vergleichsweise
- harmlos nehmen sich dagegen Berichte von Betroffenen aus, die von
- Diffamierungen, Telefonterror und Drohbriefen zu berichten wissen.
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- Grundlage dafr sind Stze wie: "3. Verlasse niemals eine Gruppe, der
- du Untersttzung schuldig bist" oder "12. Frchte nie, einen an-
- deren in einer. gerechten Sache zu verletzen." Dies sind nur zwei
- Regeln eines umfassenden Regelwerks, die zeigen, wie massiv der
- Druck auf Gegner wie Anhnger im konkreten Fall sein kann. Diese
- "ethischen" Anweisungen und die rigorose Durchsetzung ihrer
- Einhaltung haben der Scientology-Kirche nicht zu Unrecht den Vorwurf
- eingetragen, mit - Mafiamethoden zu operieren. Sogenannte
- "Ethik-Beamte" berwachen die Einhaltung der internen Regeln
- (ethics). Entsprechend ihrer Einhaltung oder bertretung knnen die
- Mitglieder belohnt oder bestraft werden. Hhe des, Lohns und Art der
- Strafe ist abhngig von Leistung bzw. Schwere des Vergehens des Mit-
- glieds.
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- Hubbards Definition des gesamten Daseins als Uberlebenskampf, als
- Sichdurchsetzen gegenber dem Schwcheren und gegenber dem, der das
- eigene berleben zu gefhrden droht, steht als ideologisches
- Konzept dahinter. Prventivmaánahmen zu ergreifen in Erwartung des
- Ernstfalls, scheint vor diesem Hintergrund plausibel. So war in
- einer ARD-Sendung vom 26. April 1990 in einem Bericht ber die
- Scientology- Kirche in der Reihe "Gesucht wird..." unter anderem
- auch von der Existenz einer "Kriegskasse" die Rede, in die Gelder
- abgefhrt werde.
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