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- Taegliche Marter
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- Opus Dei lockt Jugendliche mit Versprechungen
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- Die meisten Jugendlichen gehen zu Opus Dei, weil sie die Freundlichkeit und
- die menschliche Waerme in deren Jugendclubs anziehen - Es gibt dort
- Freizeitaktivitaeten und gemeinsame Ausfluege und Vortraege bekannter Leute,
- die ihre Lust auf Neues befriedigen. Die Mitglieder von Opus Dei schaffen
- ein Vertrauensverhaeltnis, das dazu fuehrt, dass man ihnen alles erzaehlt, auch
- das, was man sonst fuer sich behaelt. Mir persoenlich schien darueberhinaus,
- dass die Berufung des Opus Dei in der Zuwendung zu den anderen bestand. Es
- schien die Moeglichkeit zu bieten, als Laie anderen zu helfen, ohne Priester
- werden zu muessen. Ich dachte, man wuerde dort mit Armen, mit Drogenab-
- haengigen und so zusammenarbeiten. So legte ich das Evangelium aus. Doch
- immer wenn ich etwas Konkretes tun wollte, wurde mir gesagt, man haette nur
- das zu tun, was im Rahmen des Opus Dei vorgegeben wuerde. Mit der Zeit
- stellte ich fest, dass ich die Dinge immer mehr tat, um Vorwuerfe zu
- vermeiden und meinen Chef zufriedenzustellen. Zu den kleinen Opfern, zu
- denen man von Anfang an aufgefordert worden ist, gesellen sich mit der Zeit
- immer mehr Verpflichtungen, bis man schliesslich 15 Regeln am Tag erfuellen
- musste, die mindestens drei Stunden in Anspruch nehmen. Ausserdem muss man
- seine Freunde ins Zentrum mitbringen und den Chefs gegenueber Rechenschaft
- darueber ablegen, wie viele man bereits angebracht hat. Darueber hinaus muss
- man sich um sein Studium kuemmern, denn das Opus will nur leistungsfaehige
- Mitglieder und muss ein gutes Verhaeltnis mit der Familie zu bewahren
- versuchen, sie jedoch gleichzeitig ueber die eigene Verwicklung ins Opus im
- unklaren lassen.
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- Das Opus drueckt einen aus wie eine Zitrone. Man muss sich dort voellig
- aufgeben, es gibt keine Grenzen. Man wird staendig aufgefordert, mehr zu
- tun, sie sind nie zufrieden, und man tut immer mehr, weil man den Eindruck
- hat, man macht es nie ganz richtig. Man bekommt Literatur, die einem sagt,
- man sei sein eigener Feind, man sei Abfall. Ohne Gott sei man nichts, und
- Gott spreche durch die Chefs, und deshalb muesse man ihnen in allem
- gehorchen. Man verliert das Gefuehl fuer seinen eigenen Koerper und fuer die
- Welt draussen, man hoert auf, fuer sich selbst zu entscheiden. Wer das Opus
- Dei verlaesst, braucht Jahre. um wieder ein normaler Menschzu werden, der mit
- der Auáenwelt zurechtkommt.
- Viele ltere Menschen, die das Opus erst nach langen Jahren der Mitgliedschaft
- verlassen, kommen nie wieder innerlich davon los. Sie versuchen, es zu
- vergessen. Doch im Inneren tragen sie es weiterhin mit sich.
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- Das Opus ist eine Sekte, obwohl es von der Kirche anerkannt ist. Denn es
- benutzt die Methoden der Anwerbung jugendlicher Mitglieder, die die
- Kirche selbst in einem Dokument des Vatikans ("Die Herausforderung der
- neuen religioesen Bewegungen") anprangert. Die Jugendlichen werden
- angelockt mit einem Versprechen auf reiche Vergeltung fuer gottes-
- fuerchtiges Leben im Diesseits und auf ein ewiges Leben nach dem Tod. Das
- Diesseits wird jedoch zu einem menschenunwuerdigen Leben, voller
- Unterwerfung und Demuetigung. Und vom Jenseits ist nichts zu sehen. Das Opus
- Dei veraendert sich von innen heraus nicht: Es wuerde sonst gegen die
- Vorgaben seines Gruenders vorstossen. Ehe die Kirche Escriv de Balaguer
- seligspricht, muesste sie deshalb die Organisation verpflichten, ihre
- Methoden, Jugendliche anzuwerben, aufzugeben. Auch wenn das wie ein
- Erpressungsversuch aussieht. J.R.P.
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- Der Autor ist ehemaliger Numeriarier des Opus Dei.
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