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9.1. Theorie zur grafischen BenutzeroberflΣche
Benutzer
Anwendungen
Windowmanager
Netzwerk
X-Server
Hardware
Abbildung 9.1: Schichten der grafischen BenutzeroberflΣche
* Ctwm ¡ ein Windowmanager ohne Schn÷rkel
* Olvwm ¡ OpenLook Virtual Windowmanager, fⁿr Liebhaber des Beson-
deren.
Noch mehr Windowmanager sind in der Serie xwm zu finden. Auf Basis
des Fvwm wurde eine Vielzahl anderer Fenstermanager geschrieben, die alle
Σhnlich konfiguriert werden k÷nnen. Zu dieser Familie geh÷ren der Fvwm
in den Versionen 1, 2.0 und 2.2, sowie AfterStep, Bowman, cdesim und
Fvwm95.
Au▀erdem gibt es u. a. die folgenden Desktop Environments:
* KDE ¡ K Desktop Environments (voreingestellter Standard unter SuSE
Linux)
* GNOME ¡ GNU Network Object Model Environment
* XFce ¡ Ein Nachbau des kommerziellen CDE
Welchen Windowmanager Sie nehmen, hΣngt vom pers÷nlichen Geschmack,
den ben÷tigten Funktionen und der LeistungsfΣhigkeit der vorhandenen
Hardware ab. Gerade der Speicherhunger der verschiedenen Windowmana-
ger macht z. T. einen erheblichen Unterschied aus. Einen Desktop wie KDE
oder GNOME sollten Sie nur bei einem Speicherausbau (Speicher) von
mindestens 64 MB einsetzen. Vor allem ist es aber neben dem Aussehen auch
die Konfigurier- und Erweiterbarkeit, wodurch sich die verschiedenen Win-
dowmanager voneinander unterscheiden. In Abbildung 9.2 bis Abbildung 9.5
gibt es vier Beispiele zu Arten der Fensterdekoration. Abbildung 9.2 zeigt nur
den X-Server ohne einen gestarteten Windowmanager; es sind keine Rahmen
vorhanden, an denen man Einfluss auf die Fenstergr÷▀e und Position nehmen
kann.
Nichts hindert Sie, die verschiedenen Windowmanager (parallel) zu installie-
ren und auszuprobieren. Wenn Sie sich dann entschieden haben, k÷nnen Sie
265
9. Der Windowmanager ¡ Ihr Fenster zum Rechner
Abbildung 9.2: Keine Fenster-Dekoration ¡ X11 ohne Windowmanager
Abbildung 9.3: Fenster-Dekoration des kwm des KDE
Abbildung 9.4: Fenster-Dekoration des Fvwm
Abbildung 9.5: Fenster-Dekoration des WindowMaker
den jeweiligen Windowmanager an Ihre Wⁿnsche anpassen und sich eine ei-
gene Arbeitsumgebung einrichten. Als Standardarbeitsumgebung wird KDE
installiert.
Zum Schluss noch ein Tipp: die meisten Infos in diesem Kapitel beziehen
sich auf den Fvwm2 bzw. KDE. Wenn Sie noch unentschieden sind, dann
nehmen Sie einen dieser beiden!
9.1.2 Was tut ein Windowmanager?
Nun eine kurze (und unvollstΣndige) Auflistung, wie man durch Konfigura-
tion eines Windowmanagers das Verhalten und Aussehen des Desktops ein-
stellen kann:
* Aussehen der Fenster
¡ Breite, Farbe und 3D-Effekt des Rahmens
¡ Bedienelemente zum Verschieben oder Vergr÷▀ern des Fensters (die
sog. Fensterdekoration), Titelzeile und Schriftarten
* ▄berlagern von Fenstern
¡ Raising-Verhalten, z. B. AutoRaise (das automatische Hervortreten in
den Vordergrund)
266
9.1. Theorie zur grafischen BenutzeroberflΣche
¡ Anpinnen von Fenstern
* Fokussieren eines Fensters durch
¡ Anklicken
¡ Berⁿhren" mit dem Mauszeiger
* Popupmenⁿs
¡ Aussehen der Menⁿs (Farbe, Schriftart)
¡ Verhalten der Menⁿs und Untermenⁿs
* Bildschirmhintergrund
* Virtueller Desktop (mehrere Desktops/Screens)
* Verwaltung von Icons
* Verbindung von Sounds mit Ereignissen auf dem Desktop
Wenigste Windowmanager nur verfⁿgen ⁿber ein grafisches, intuitiv" be-
dienbares Konfigurationsprogramm, mit dem man die genannten Funktionen
einrichten und verwalten kann. Dies sind z. B. KDE, GNOME, WindowMa-
ker und Enlightenment.
Die meisten Konfigurationen geschehen ⁿber eine oder mehrere Konfigura-
tionsdateien. Dort kann man mit Hilfe mehr oder minder einfach verstehbarer
Befehle diverse Parameter einstellen. Aus der Erfahrung gesprochen: Man ge-
w÷hnt sich sehr schnell an einen Windowmanager und den Weg seiner Kon-
figurierbarkeit. Au▀erdem konfiguriert man den Lieblingswindowmanager"
meist nur am Anfang und arbeitet den Rest der Zeit damit.
9.1.3 Starten der verschiedenen Windowmanager
Zum Aktivieren der verschiedenen Windowmanager gibt es in SuSE Linux
mehrere M÷glichkeiten, abhΣngig davon, wie Sie das X Window System star-
ten.
Starten mit kdm
Wenn Sie das X Window System ⁿber den KDM starten, k÷nnen Sie jeweils
beim Login-Dialog einen Windowmanager auswΣhlen. Der kdm speichert fⁿr
jeden Anwender die letzte Einstellung; NΣheres dazu im Abschnitt 9.2 auf der
nΣchsten Seite.
Starten mit xdm
Wenn Sie statt des KDM den XDM benutzen, mⁿssen Sie ¡ wie unten be-
schrieben ¡ in der Datei ~/.bashrc die Umgebungsvariable WINDOWMA-
NAGER zu setzen.
267
9. Der Windowmanager ¡ Ihr Fenster zum Rechner
Starten mit startx
Wenn Sie nach dem Booten kein X Window System automatisch starten las-
sen, k÷nnen Sie mit startx per Parameter einen bestimmten Windowma-
nager von der Textkonsole aus starten; z. B. ⁿber den Aufruf:
tux@erde: > startx fvwm95
So startet der Fvwm95. Als Parameter wird hier immer der Dateiname des
Windowmanagers verwendet. Dies funktioniert fⁿr die meisten der mitgelie-
ferten Windowmanager. Den Aufruf kann man z. B. um die Einstellung der
Farbtiefe erweitern. Das Kommando:
tux@erde: > startx afterstep -- -bpp 16
startet das X Window System in 16 Bit Farbtiefe (65536 Farben) mit Af-
terStep als Windowmanager; aber wahrscheinlich haben Sie diese Farb-
tiefe sowieso bereits als Standard wΣhrend der Installation eingestellt;
vgl. Abschnitt 2.1.14 auf Seite 25 sowie Manual-Page von startx
(man startx).
Die Variable WINDOWMANAGER
Hat man sich einmal fⁿr einen Windowmanager entschieden, kann man in die
Datei ~/.bashrc im HOME-Verzeichnis folgende Zeile eintragen bzw. eine
bestehende Zeile abΣndern:
export WINDOWMANAGER=fvwm95
um den Fvwm95 zur Voreinstellung zu machen. Auch hier muss der Na-
me des ausfⁿhrbaren Windowmanager-Programms angegeben werden; im-
mer dann auch einschlie▀lich des Pfades zu dieser Datei, wenn das entspre-
chende Verzeichnis nicht in der Umgebungsvariablen PATH enthalten sein
sollte.
Sie k÷nnen diesen Eintrag mit YaST auch fⁿr /etc/profile angeben,
wenn Sie die Windowmanager-Einstellung systemweit fⁿr alle Benutzer fest-
legen wollen; zum Vorgehen vgl. Abbschnitt 3.6.6 auf Seite 109. Beachten
Sie aber, dass jeder Benutzer diese Einstellung in der eigenen ~/.bashrc
ⁿberschreiben kann.
Wechseln des Fenstermanagers wΣhrend der Arbeit
Wenn Sie SuSEwm verwenden, ist es bei einigen Windowmanager (insbeson-
dere bei denen der Fvwm-Familie) m÷glich, den Windowmanager zur Lauf-
zeit zu wechseln. Bereits ge÷ffnete Fenster (und damit die darin laufenden
Prozesse) werden nicht abgebrochen. Bei einigen Windowmanagern wie Ct-
wm, kwm (KDE) oder CDE ist dieses Feature von den Programmierern nicht
implementiert worden. Um trotzdem zwischen beliebigen Windowmanagern
wechseln zu k÷nnen, existiert der SuSE DyDe (engl. SuSE dynamic desktop).
Wenn Sie SuSE DyDe verwenden wollen, mⁿssen Sie suse als Windowma-
nager definieren bzw. im KDM als solchen auswΣhlen.
268
9.2. KDE ¡ das K Desktop Environment
9.2 KDE ¡ das K Desktop Environment
Mit KDE steht fⁿr Linux eine BenutzeroberflΣche zur Verfⁿgung, die ein-
fach zu konfigurieren ist und ein einheitliches Look & Feel fⁿr m÷glichst
viele Applikationen bietet. KDE steht fⁿr K Desktop Environment" und ist
die Unternehmung einer seit Entstehung des Projekts im Herbst 1996 stetig
wachsenden Software-Entwickler-Gruppe.
KDE bietet neben einem eigenen Windowmanager (kwm) v. a. als zentrales
Kernstⁿck einen Filemanager-WEB-Browser (kfm), ein systemweites Hilfe-
system (kdehelp) mit Unterstⁿtzung von HTML-Dokumenten, Manual-Pages
und GNU-Info-Seiten. Auch eine Vielzahl mehr oder minder umfangreicher
Anwendungen, die man zum tΣglichen Arbeiten am Rechner braucht (z. B.
Mailer, Newsreader, Spiele, Systeminfo-Tools etc.), sind verfⁿgbar.
KDE ist vollstΣndig URL und MIME-basiert. Das hei▀t, dass alle Pfad-
angaben und Verweise auf Dateien in einem einheitlichen Format unter An-
gabe der ▄bertragungsprotokolls weitergereicht und verarbeitet werden (z. B.
als Verweis auf eine HTML-Seite, auf eine Datei im lokalen Dateisystem,
eine Hilfeseite oder einen FTP-Server). Au▀erdem wird ⁿber Mimetypes"
definiert, welche Programme welche Dateien lesen k÷nnen. Dadurch ist es
m÷glich, unabhΣngig von Art und Quelle der Daten diese per Mausklick an-
zusehen und gegenbenfalls weiter zu verarbeiten.
Weiterhin kann der Benutzer viele Dinge in KDE per Drag & Drop erledigen,
z. B. das Kopieren einer Datei von einem FTP-Server ins lokale System.
Das KDE-Hilfesystem ist ein weiterer Pluspunkt. Die Autoren von KDE-An-
wendungen sind gehalten, die jeweilige Programmdokumentation in HTML
dem KDE-Hilfesystem mitzugeben. Neben den HTML-Seiten des KDE-Hil-
fesystems ¡ das im ▄brigen von dem meisten Programmen heraus kontext-
sensitiv ⁿber den `Hilfe'-Button aufgerufen werden kann ¡ k÷nnen auch
UNIX-Manpages oder sogar GNU-Info-Seiten komfortabel als Hypertext-
Dokumente durchst÷bert ( gebrowst") werden.
Dass man unter KDE geschriebene Anwendungen und KDE selbst einheit-
lich, einfach und bequem per Menⁿ konfigurieren und Icons als Verknⁿpfung
auf dem KDE-Desktop ablegen kann, sind nur weitere interessante Features
in einer langen Liste.
KDE wird mit Hilfe des Qt Widget Sets entwickelt. Qt ist (Σhnlich
wie Motif) eine Art Bibliothek zum Gestalten von oberflΣchenorientier-
ten Programmen unter dem X Window System. Beachten Sie bitte die
von der GPL abweichenden Lizenzbestimmungen von Qt (/usr/doc/
packages/qt/LICENSE).
9.2.1 Allgemeines
KDE wird standardmΣ▀ig im Verzeichnis /opt/kde installiert. Alle KDE-
relevanten Dateien finden sich in einem Verzeichnisbaum unterhalb die-
ses Pfades. Um einfacher an diese Pfade zu gelangen, wird systemweit in
/etc/profile die Umgebungsvariable KDEDIR gesetzt. ¡ Das Verzeich-
269
9. Der Windowmanager ¡ Ihr Fenster zum Rechner
nis /opt/kde/bin ist nach Installation der KDE-Pakete automatisch im
Suchpfad (PATH) fⁿr ausfⁿhrbare Dateien.
Im KDE-Verzeichnisbaum liegen viele Unterverzeichnisse, von denen in Ta-
belle 9.1 auf der nΣchsten Seite nur die wichtigsten beschrieben werden sol-
len.
/opt/kde/bin alle KDE-Programme (ausfⁿhrbare
Dateien)
/opt/kde/share/config systemweite Konfigurationsdateien
/opt/kde/share/applnk Programmverknⁿpfungen (Menⁿs)
/opt/kde/share/apps Dateien zu KDE-Programmen
/opt/kde/share/doc die Online-Hilfen
/usr/doc/packages/kde zusΣtzliche Informationen zu KDE
Tabelle 9.1: KDE ¡ wichtige Verzeichnisse
Fⁿr Maus-Verweigerer sind hilfreiche Tastenkombinationen in Tabelle 9.2 auf
der nΣchsten Seite zusammengestellt.
Alt + F1 Das K-Menⁿ wird ge÷ffnet.
Alt + F2 Es wird ein universelles Eingabe-
feld ge÷ffnet. Hier k÷nnen Sie URLs,
lokale Verzeichnisse oder Program-
me/Befehle eingeben
Alt + F3 Das Fenster wird geschlossen.
Alt + Tab Hier k÷nnen Sie zwischen den Fens-
tern des aktuellen Desktops umschal-
ten
Strg
+ Esc Es ÷ffnet sich eine Sitzungsⁿbersicht
mit den angezeigten Fenstern aller
Desktop
Strg
+ F1 ... F8 Umschalten zwischen den Desktops
1 bis 8.
Tabelle 9.2: KDE ¡ wichtige Tastenkombinationen
9.2.2 kdm ¡ grafisches Einloggen
Nicht zuletzt der Displaymanager KDM, der zusammen mit den KDE-Pake-
ten kommt, ist eine wertvolle Erweiterung eines jeden Linux-Systems. ▄ber
den KDM meldet sich der Benutzer grafisch am System an. Die Standard-
konfiguration des KDM in SuSE Linux zeigt Abbildung 9.6 auf Seite 269.
Mit den verschiedenen Buttons" (SchaltflΣchen) k÷nnen Sie den zu star-
tenden Windowmanager (`Sessiontype') oder die Sprache (`Langua-
270
9.2. KDE ¡ das K Desktop Environment
Abbildung 9.6: Der Displaymanager kdm
ge') auswΣhlen. Weiterhin ist es fⁿr Einplatzrechner ein angenehmes Fea-
ture, dass man ⁿber den Button `Shutdown' den Rechner herunterfahren
kann, um ihn dann auszuschalten; vgl. Abschnitt 19.2 auf Seite 476.
Der KDM ist vielfΣltig konfigurierbar. Die Konfiguration kann zum einen
direkt ⁿber die Konfigurationsdatei /opt/kde/share/config/kdmrc
erfolgen, zum anderen ⁿber einen Konfigurationsdialog aus dem KDE-Me-
nⁿ. ¡ In SuSE Linux ist die Konfiguration der erreichbaren Windowmana-
ger und das Starten des KDM zudem ⁿber YaST bequem m÷glich; vgl. Ab-
schnitt 3.6.5 auf Seite 109.
Die Werte dieser Variablen werden von SuSEconfig in /opt/kde/share/
config/kdmrc eingearbeitet und stehen beim nΣchsten Start des KDM
zur Verfⁿgung; diesen bei Bedarf mit der Tastenkombination Strg + Alt
+ - neu starten. Sollten Sie im laufenden KDE-System mittels des KDE
Kontrollzentrums den KDM konfiguriert haben, wird das automatische Ein-
arbeiten der Variablen aus /etc/rc.config unterlassen, um Ihre ─nde-
rungen nicht zu ⁿberschreiben. Wenn Sie dennoch die Konfiguration ⁿber
/etc/rc.config vornehmen lassen wollen, ist es notwendig, dass Sie
die Datei kdmrc.SuSEconfig, die immer von SuSEconfig.kdm angelegt
wird, in kdmrc1 umzubenennen. Dann wird kdmrc auch wieder jedes Mal
neu generiert.
9.2.3 Was ist das Tolle an KDE?
Da wir uns nun mit Hilfe des KDM komfortabel grafisch einloggen k÷nnen,
ist es an der Zeit, auf die Besonderheiten von KDE einzugehen. Dazu soll hier
der Ablauf nach dem Einloggen (bzw. nach dem startx-Aufruf) beschrie-
ben werden.
Beim ersten Einloggen erscheinen nach kurzer Zeit einige Dialogboxen, die
das Fehlen von verschiedenen Dateien und Verzeichnissen mitteilen. Dies ist
kein Fehler, sondern nur logisch. KDE legt nΣmlich ¡ Σhnlich der Verzeich-
1 Beide Dateien befinden sich im Verzeichnis /opt/kde/share/config
271
9. Der Windowmanager ¡ Ihr Fenster zum Rechner
nisstruktur in /opt/kde (Tabelle 9.1 auf der vorherigen Seite) ¡ im Benut-
zerverzeichnis einige Verzeichnisse und Konfigurationsdateien an. Dies ge-
schieht in den Verzeichnissen HOME/.kde und HOME/Desktop. Das erste
Verzeichnis dient zur Ablage der Konfigurationsdateien der einzelnen KDE-
Anwendungen, das zweite zum Ablegen von Programmverknⁿpfungen.
All diese Dialoge k÷nnen Sie guten Gewissens mit oder mit der Maus
bestΣtigen.
Danach wird der kfm (K FileManager) gestartet. Der kfm ist ein sehr grund-
legender Bestandteil von KDE. Wie schon in der Einleitung diese Kapitels
beschrieben, kann der kfm mit sehr verschiedenen Arten von Dateien um-
gehen, da die Behandlung der Dateinamen ⁿber URLs geschieht. Egal ob
man eine Datei als Archiv vom FTP-Server (URL-PrΣfix ftp:) oder als Da-
tei (URL-PrΣfix file:) lokal kopiert, ob man eine Manpage (URL-PrΣfix
man:), eine GNU-Info-Seite (URL-PrΣfix info:) oder eine HTML-Seite
vom einem WWW-Server (URL-PrΣfix http:) ¡ sie alle werden von kfm
gleich behandelt und dargestellt. Selbst Bilder in verschiedenen Formaten
k÷nnen mit Hilfe eines externen Betrachters angesehen werden. Ein typisches
kfm-Fenster zeigt Abbildung 9.7.
Abbildung 9.7: Der Dateimanager kfm
Fⁿr den Benutzer werden diese FΣhigkeiten schnell zur SelbstverstΣndlich-
keit, genauso wie das einfache Kopieren von Dateien per Mausklick. An die-
ser Stelle soll kurz darauf hingewiesen werden, dass man durch das Klicken
mit der rechten Maustaste auf ein Dateisymbol ein Menⁿ ÷ffnet, das einem
verschiedene M÷glichkeiten, diese Datei zu manipulieren, z. B. die Eigen-
schaften der Datei bzw. des Programms festzulegen.
Die Eigenschaften eines Programms, z. B. mit welchen Parametern das Pro-
gramm gestartet wird, mit welchem Icon es auf dem Desktop dargestellt wird
usw. werden in einer Datei mit der Extension .kdelnk abgelegt. Das Ver-
Σndern der Eigenschaften erfolgt ⁿber einen Dialog, wie der in Abbildung 9.8
auf der nΣchsten Seite. Diese Datei liegt als (editierbare) ASCII-Datei vor.
Es lohnt sich, diese Dateien anzusehen, die z. B. in ~/Desktop oder (sys-
temweit) in /opt/kde/share/applnk liegen; diese Dateien vertreten
die auf dem Desktop und die im Menⁿ dargestellten Icons. Der Inhalt dieser
272
9.2. KDE ¡ das K Desktop Environment
Dateien ist vom Format her einheitlich, wie das der anderen KDE-Konfigura-
tionsdateien.
Abbildung 9.8: Der Eigenschaften-Dialog
Als letztes Programm startet im Allgemeinen die Menⁿleiste KPanel. In die-
ser Menⁿleiste liegen zum einen die Bedienelemente fⁿr die einzelnen virtu-
ellen Bildschirme, zum anderen ein besonderes Menⁿ (das mit dem gro▀en
`K'), in dem alle systemweit verfⁿgbaren KDE-MenⁿeintrΣge untergebracht
sind (siehe die kdelnk-Dateien!). Auch die Konfiguration des KDE-Sys-
tems mit Hilfe des KDE-Kontrollzentrums (Abbildung 9.9 auf Seite 272) und
die des KPanels sind in diesem Menⁿ zu finden.
KPanel kann aber noch mehr. Zum einen ist es m÷glich, per Drag & Drop,
Programm-Icons auf dem KPanel abzulegen und von dort aus die entspre-
chenden Programme zu starten. Und mehr noch, KPanel kann laufende Pro-
gramme schlucken". Kandidaten hierfⁿr sind z. B. klipper (mehrere Buffer
fⁿr cut and paste) oder korn, der anzeigt, wie viele Mails in einer bestimmten
Maildatei liegen. Die Anwendungen laufen dann innerhalb des KPanels und
sind dadurch ¡ das ist wichtig ¡ auf allen Desktops sichtbar.
Alle KDE-Programme hier aufzuzΣhlen wⁿrde sicher zu weit fⁿhren und ist
aufgrund des stΣndig wachsenden und sich verΣndernden Angebots auch fast
unm÷glich. Da es eines der Ziele des KDE-Teams ist, Computer benutzbarer
273
9. Der Windowmanager ¡ Ihr Fenster zum Rechner
Abbildung 9.9: Das Kontrollzentrum
zu machen, sollten Sie dieses Angebot nutzen, indem Sie durch das Menⁿ
gehen und sich das eine oder andere Programm ansehen.
Hilfestellung bekommen Sie zu den meisten Programmen von kdehelp, das
Sie bequem durch Drⁿcken der rechten Maustaste auf den Hintergrund aus
dem dann hochkommenden Menⁿ starten k÷nnen (abgesehen von den ande-
ren interessanten M÷glichkeiten dieses Menⁿs!).
Behalten Sie jedoch bitte immer im Hinterkopf, dass viele KDE-Pakete, die
wir mitliefern, noch im ALPHA-Stadium sind. Das hei▀t: sie k÷nnen instabil
sein, nicht vollstΣndig implementiert und rΣtselhafte Dinge k÷nnen passie-
ren. Im allgemeinen geschieht jedoch nicht mehr, als dass blo▀ das jeweilige
Programm abstⁿrzt und Sie es neu starten mⁿssen.
Es stehen Ihnen einige Mailinglisten bei http://www.kde.org, der
Home-Site des KDE-Projekts, zur Verfⁿgung. Der Server hΣlt eine gro▀e
Menge an Informationen zu KDE, dessen Hintergrⁿnde und Intentionen und
den aktuellen Entwicklungsstand bereit.
Am Ende soll noch der Hinweis auf den SuSE-FTP-Server stehen, wo Sie un-
ter ftp://ftp.suse.com/pub/SuSE-Linux/suse_update/KDE
speziell an SuSE Linux angepasste KDE-Pakete finden; diese Pakete k÷nnen
Sie bequem mit YaST in das System einspielen. Lesen Sie zudem die dort
verfⁿgbaren Texte zur Installation und zur Verwendung von KDE in SuSE
Linux.
9.3 Der Fvwm
274
9.3. Der Fvwm
Allgemeines
Im Folgenden soll auf den Fvwm2 (fvwm2) eingegangen werden. Er ist
einer der wegweisenden Windowmanager unter Linux und zeugt noch immer
Nachkommen ¡ zuletzt wohl den Scwm (scwm).
Unter SuSE Linux ist der Fvwm2 im Paket fvwm, Serie xwm, verpackt, der
alte Fvwm1 im Paket fvwm1, Serie xwm.
Neben den ⁿblichen Funktionen zum Management der Fenster und deren De-
koration mit Buttons" (SchaltflΣchen) bietet er Hintergrundmenⁿs und mo-
dulare Teilprogramme, die zur Laufzeit nachgeladen werden k÷nnen; dadurch
lassen sich einige interessante Funktionen zur Verfⁿgung stellen, wie z. B. ei-
ne Button-Leiste.
Mehr Informationen zu Funktion, Aufruf und Konfiguration des Fv-
wm und seiner Module erhΣlt man durch die zugeh÷rigen Manual-Pages
(Manual-Page von fvwm2 (man fvwm2), Manual-Page von FvwmAudio
(man FvwmAudio), Manual-Page von FvwmButtons (man FvwmButtons)
etc.). Im Dokumentationsverzeichnis /usr/doc/packages/fvwm findet
man die mit dem Paket mitgelieferten Beispiel-Konfigurationsdateien.
Wenn Sie nicht eine Konfigurationsdatei von Null an schreiben wollen, k÷n-
nen Sie sich ein Gerⁿst" von SuSEwm generieren lassen und dann auf Ihre
eigenen Wⁿnsche hin abΣndern. SuSEwm wird in Abschnitt 9.5 auf Seite 277
beschrieben.
Konfigurationsdateien des Fvwm
Konfigurieren kann man den Fvwm ⁿber zwei Dateien:
* Eine systemweite Konfigurationsdatei, die immer vorhanden sein sollte.
Die Datei ist im Verzeichnis /usr/X11R6/lib/X11/fvwm2 zu fin-
den und hei▀t .fvwm2rc.
* Eine benutzereigene, die nicht unbedingt vorhanden sein muss. Sie hei▀t
ebenfalls ~/.fvwm2rc und liegt im Benutzerverzeichnis des jeweiligen
Benutzers.
Das in Abschnitt 9.5 auf Seite 277 beschriebene Programm SuSEwm stellt
bei der Installation eines SuSE Linux-Systems sicher, dass immer eine sys-
temweite Konfigurationsdatei fⁿr den Fvwm angelegt wird.
Der Fvwm liest die Konfigurationsdateien, wenn er startet. Ein Window-
manager wird aus /usr/X11R6/lib/X11/xinit/xinitrc bzw. aus
~/.xinitrc heraus gestartet. Dazu sollte die Umgebungsvariable WIN-
DOWMANAGER mit dem vollen Dateinamen der ausfⁿhrbaren Datei des je-
weiligen Windowmanagers, z. B. /usr/X11R6/bin/fvwm2 gesetzt sein;
siehe auch auf Seite 266. ¡ Zuerst wird versucht, die benutzereigene Kon-
figurationsdatei zu lesen und dann, wenn es keine benutzereigene gibt, die
systemweite Konfigurationsdatei.
Die einzelnen Module des Fvwm lesen ebenfalls dieselben Konfigurations-
dateien, wenn sie aufgerufen werden, jedoch benutzen sie nur die Teile der
Konfigurationsdatei, die das jeweilige Modul direkt betreffen.
275
9. Der Windowmanager ¡ Ihr Fenster zum Rechner
Es empfiehlt sich natⁿrlich fⁿr jeden Benutzer, eine eigene Konfigurations-
datei anzulegen, die dieser dann nach Belieben verΣndern kann. Nach ─nde-
rungen an den Konfigurationsdateien ist ein Neustart des Windowmanagers
notwendig, damit die ─nderungen wirksam werden.
Zum Neustart des Windowmanagers gibt es (bei der vorinstallierten SuSE-
Konfiguration) einen Menⁿeintrag im Menⁿ `Arbeitsmenⁿ' und dort das
Untermenⁿ `Fenstermanager'. Dieselbe Wirkung hat ein Beenden und
Neustarten des X-Servers.
9.4 Fvwm-Einstellungen
Allgemeines
Wir kommen zu der privaten Fvwm-Konfigurationsdatei, die Sie sich zuerst
anlegen mⁿssen. Wie das geht, ist auf Seite 279 beschrieben. Neben der Er-
zeugung durch SuSEwm k÷nnen Sie natⁿrlich auch die von den Fvwm-Pro-
grammierern mitgelieferte Konfigurationsdatei ~/.fvwm2rc aus dem Ver-
zeichnis /usr/doc/packages/fvwm/system.fvwm2rc nehmen.
Laden Sie mit Ihrem Lieblingseditor die Datei ~/.fvwm2rc. Wir werden
uns dann einige Konfigurationsm÷glichkeiten ansehen.
Was passiert beim Start des Fvwm
BlΣttern Sie durch, bis Sie zum Kommentar in Datei 9.4.1 kommen.
#########################################################
# #
# initialization function head #
# common to all wms #
# #
#########################################################
Datei 9.4.1: InitFunction in der Datei ~/.fvwm2rc
Daran anschlie▀end finden Sie alle Aktionen, die beim Neustart des Fvwm
ausgefⁿhrt werden. Hier wird das Modul FvwmBanner geladen (das Logo),
mehrere xterm werden gestartet und ein xpmroot wird aufgerufen. Dieses
Programm dient dazu, Bilder auf den Hintergrund (also auf das Root Win-
dow") zu bringen. Sie k÷nnen hierzu alle Programme verwenden, die in der
Lage sind, das Hintergrundbild zu gestalten (z. B. xsetroot, xearth, xv, etc.).
Hier noch ein Beispiel mit dem Programm xv:
+ "I" Exec xv -quit -root -owncmap -maxpect ~/pics/bild13.png
Das Hintergrundbild sollten Sie nochmal bei den Aktionen auffⁿhren, die
beim Neustart des Fvwm gestartet werden, d. h. Sie sollten sie in der Funktion
RestartFunction einfⁿgen. Diese finden Sie in Datei 9.4.2.
Oft sehen sich die InitFunction und die RestartFunction sehr Σhn-
lich, haben sie doch beide mit dem Starten des Windowmanagers zu tun. In
der RestartFunction jedoch verzichtet man im Allgemeinen darauf, das
Banner des Windowmanagers zu starten.
276
9.4. Fvwm-Einstellungen
#########################################################
# #
# restart function #
# common to all wms #
# #
#########################################################
Datei 9.4.2: InitFunction in der Datei ~/.fvwm2rc
Neben den Funktionen InitFunction und RestartFunction gibt es
zusΣtzlich eine ExitFunction. Wie man aus dem Namen vermuten kann,
ist dies eine AufrΣum"-Funktion, in der man angibt, welche Programme
vor einem Neustart bzw. vor dem Verlassen des Windowmanagers gestartet
werden. Auf diese Weise kann man z. B. den Bildschirmhintergrund l÷schen,
bevor der Neustart des Windowmanagers wieder ein neues Hintergrundbild
startet.
Farben und Fonts
Die Einstellungen fⁿr Farben und Fonts finden Sie in der Sektion Datei 9.4.3.
#########################################################
# #
# colors and fonts #
# #
#########################################################
Datei 9.4.3: Farb- und Zeichensatzeinstellung in der Datei ~/.fvwm2rc
Hier k÷nnen Sie nach Herzenslust schalten und walten. Setzen Sie die Farben
ein, die Ihnen am besten gefallen. Sie k÷nnen alle installierten Farben neh-
men. Welche installiert sind, hΣngt u. a. von Ihrer Grafikkarte ab. Drⁿcken
Sie die rechte Maustaste und gehen Sie ins Menⁿ `System'. Von dort
aus ins Menⁿ `Information'. Etwa am Ende sehen Sie einen Menⁿ-
eintrag `Farbpalette'. Starten Sie es, und es kommt ein Fenster mit
einer Palette aller dem System bekannten Farben. Hieraus dⁿrfen Sie sich
nun eine aussuchen. Die Namen der Farben stehen ⁿbrigens in der Datei
/usr/X11R6/lib/X11/rgb.txt
Ein paar Zeilen darunter entdecken Sie Zeilen der folgenden Art:
WindowFont -misc-fixed-bold-r-normal-*-13-*-75-75-c-80-
iso8859-1
Dies ist die systematische Bezeichnung einer Schrift (engl. font) im X Win-
dow System. Jeder Font wird auf diese Weise beschrieben. Die einzelnen Na-
mensbestandteile hier zu erklΣren, wⁿrde aber zu weit fⁿhren. Um das Gan-
ze nicht zu unⁿbersichtlich zu machen, existieren eine Reihe von ▄berna-
men (engl. alias) fⁿr diese Fonts. Die ZeichensΣtze stehen ⁿblicherweise im
Verzeichnis /usr/X11R6/lib/X11/fonts. In den Unterverzeichnissen
existiert jeweils eine Datei fonts.alias. Sie enthΣlt gebrΣuchliche Ab-
kⁿrzungen fⁿr einzelne Fonts:
277
9. Der Windowmanager ¡ Ihr Fenster zum Rechner
variable -*-helvetica-bold-r-normal-*-*-120-*-*-*-*-
iso8859-1
5x7 -misc-fixed-medium-r-normal--7-70-75-75-c-50-
iso8859-1
Das lΣsst sich dann schon besser merken.
Icons
Um die Icons geht es in Datei 9.4.4.
## others
#
Style "xterm" Icon Terminal.xpm
Style "xosview" NoTitle, Sticky
Style "xosview" UsePPosition
Datei 9.4.4: Icons fⁿr bestimmte Fenster
Hier k÷nnen Sie den jeweiligen Anwendungen ein Icon zuordnen. Sie mⁿssen
nur beachten, dass sich die gewⁿnschten Icons auch im IconPath befinden;
der IconPath wird ziemlich am Anfang der Datei ~/.fvwm2rc gesetzt.
Prinzipiell k÷nnen Sie jedes Icon, das in einem der Pfade liegt, die hinter dem
Bezeichner PixmapPath aufgefⁿhrt sind, verwenden. Bei allen Icons, die
aus einem nicht in diesem Pfad liegenden Verzeichnis stammen, mⁿssten Sie
den kompletten Pfad zu dem jeweiligen Icon angeben.
Nehmen wir mal an, Sie m÷chten, dass ghostview ein Gespenst als Icon
kriegt. Schauen Sie unter dem Pfad nach und Sie finden ein Icon mit Na-
men ghostbusters.xpm. Fⁿgen Sie die folgende Zeile zu dem Abschnitt
hinzu:
Style "ghostview" Icon ghostbusters.xpm
Das war's. Analog k÷nnen Sie Icons fⁿr fast alle Anwendungen angeben.
Die meisten Anwendungen haben bereits Ihre Standard-Icons. Sie mⁿssen
auf jeden Fall den richtigen Namen der Anwendung (genauer: den Namen
des Fensters der Anwendung kennen, denn ein xTerm statt xterm wⁿrde
zu keinem Erfolg fⁿhren. Schlie▀lich kⁿmmert sich der Fenstermanager ja
um Fenster! Den Namen eines Fensters findet man heraus, indem man aus
dem Menⁿ (`Fenstermanager' `Module') das Modul `Ident'
(Programmname FvwmIdent) aufruft und auf das betreffende Fenster klickt.
Cursor
Auch Form und Aussehen des Cursors kann verΣndert werden. Hierfⁿr dient
das Programm xsetroot, das auch eingeschrΣnkt zum Einbinden eines Hinter-
grundbildes verwendet werden kann. Aufgerufen wird es mit:
tux@erde: > xsetroot -cursor <bitmapfile>
Hier steht <bitmapfile> fⁿr ein beliebiges Bitmap. StandardmΣ▀ig sind
die Bitmaps unter /usr/X11R6/include/X11/bitmaps zu finden.
Suchen Sie sich ein passendes aus, oder erstellen Sie sich selber eines, z. B.
mit bitmap.
278
9.4. Fvwm-Einstellungen
Fokus
Ein besonders beliebtes Feature der Fvwm-Familie ist es, dass man zur Lauf-
zeit das Verhalten der Fenster beim Wechseln des aktiven Fensters festle-
gen kann. Neben der LaufzeitΣnderung kann man das Fokus- und Raising-
Verhalten auf dauerhaft in der Konfigurationsdatei einstellen.
Mit Fokus bezeichnet man die Eigenschaft des Windowmanagers, mit der die
aktuellen Eingaben und Mausklicks an ein bestimmtes Fenster weitergegeben
werden. Dabei gibt es 3 M÷glichkeiten:
* Man muss auf ein Fenster klicken, damit man z. B. Tastatureingaben an
den in diesem Fenster laufenden Prozess machen kann. Dieses Verhalten
hei▀t auf Englisch Click to focus. Man findet es z. B. auch standardmΣ▀ig
unter Windows oder OS/2.
* Man geht mit dem Mauspfeil ⁿber ein Fenster und dieses erhΣlt automa-
tisch den Fokus. Dieses Verhalten wird mit Focus follows mouse bezeich-
net. VerlΣsst der Mauspfeil das Fenster, auch wenn er nicht aus ein anderes
Fenster geht, sondern ⁿber dem Hintergrund liegt, verlΣsst der Fokus das
eben noch fokussierte Fenster.
* Eine fortgeschrittenere Variante ist das beim Fvwm und Fvwm95 einstell-
bare Verhalten Sloppy Focus. Dabei verhΣlt sich der Fokus wie bei Focus
follows mouse, jedoch bleibt der Fokus beim fokussierten Fenster, solan-
ge man kein anderes Fenster fokussiert, d. h. der Fokus bleibt auch auf
dem fokussierten Fenster, wenn man nur auf dem Bildschirmhintergrund
steht.
Beim Fvwm kann man das Fokus-Verhalten fⁿr jedes Fenster getrennt einstel-
len. Wie viele andere Einstellungen auch, erfolgt die Fokuseinstellung ⁿber
einen Style-Befehl:
Style "*" ClickToFocus
stellt die Fokusstrategie ClickToFocus fⁿr alle Fenster ein. Das gleiche
kann man fⁿr die Einstellungen SloppyFocus und FocusFollowsMouse
eingeben, wobei letzteres die Voreinstellung des Fvwm ist.
9.4.1 Autoraise
Neben dem Fokus ist auch das Raising-Verhalten, also wann ein Fenster in
den Vordergrund kommt, wichtig. Die Voreinstellung ist hier, dass ein Fens-
ter immer seine relative Position zu den anderen Fenstern (also: dahinter oder
davor) beibehΣlt, bis man es durch Klicken auf den Rahmen oder die Titel-
leiste in den Vordergrund bringt.
Manche Benutzer sind es aber gewohnt, dass ein Fenster in den Vor-
dergrund kommt, wenn man mit der Maus darⁿberfΣhrt. Dieses Verhal-
ten nennt man AutoRaising. Es ist im ▄brigen nur in Verbindung mit
FocusFollowsMouse oder SloppyFocus sinnvoll. Zusammen mit
dem Fokusmodell ClickToFocus (Standardeinstellung in Fvwm95) hat es
keinen Effekt.
Um AutoRaising benutzen zu k÷nnen, kann man das Fvwm-Modul AutoRai-
se aus dem Menⁿ starten (Menⁿ `Fenstermanager', `Module', `Au-
toRaise Ein/Aus'). Damit das AutoRaising dauerhaft zur Verfⁿgung
279
9. Der Windowmanager ¡ Ihr Fenster zum Rechner
steht, muss in der Konfigurationsdatei des Fvwm2 (~/.fvwm2rc) jeweils
ein Eintrag in die Funktionen InitFunction und RestartFunction
erfolgen:
Function InitFunction
+ "I" Module FvwmAuto 200
Function RestartFunction
+ "I" Module FvwmAuto 200
Der Wert 200 gibt die Wartezeit in Millisekunden an, bevor ein Fenster in
den Vordergrund gebracht wird. Die Wartezeit ist sinnvoll, da andernfalls
jedes berⁿhrte" Fenster sofort nach oben kommt, was letztlich zu einer Art
andauerndem Flimmern wird :-)
9.5 Windowmanager konfigurieren mit SuSEwm
Was ist SuSEwm?
Das Programm SuSEwm ¡ enthalten im Paket susewm ¡ vereinfacht den
Umgang mit den Windowmanagern Fvwm1, Fvwm, Fvwm95, Bowman,
AfterStep, Ctwm, WindowMaker, Mwm2, aber auch mit den Desktops des
KDE und des GNOME Projekts.
Da Fvwm1, Fvwm, Fvwm95, Bowman und AfterStep jeweils auf demselben
Windowmanager basieren, werden diese fⁿnf Windowmanager Σhnlich kon-
figuriert und bieten Σhnliche Features an.
Andererseits haben sie jedoch auch z. T. erhebliche Unterschiede bei der Kon-
figuration. Damit der Benutzer die gemeinsamen FΣhigkeiten aller Window-
manager nutzen kann, ohne jedoch fⁿnf verschiedene Konfigurationsdateien
zu verwalten, fasst SuSEwm durch eine abstrakte Makrosprache die Konfi-
guration der fⁿnf Windowmanager weitestgehend zusammen.
Mehr noch. Selbst die gΣnzlich unterschiedlichen Windowmanager Ctwm,
Mwm, WindowMaker, das kpanel des KDE Desktops und das panel des
GNOME Desktops werden ebenfalls mit SuSEwm konfiguriert. Allerdings
bezieht sich deren Konfiguration nur auf die automatisch generierten Menⁿs.
Desweiteren k÷nnen die Menⁿs fⁿr diese Windowmanager nicht aus dem
Menⁿ (z. B. in Fvwm) heraus generiert werden, sondern diese werden immer
nur systemweit durch SuSEconfig angelegt.
Die Unterschiede in der Konfiguration der einzelnen Windowmanager k÷n-
nen durch Windowmanager-spezifische Statements berⁿcksichtigt werden.
Durch SuSEwm werden die Menⁿs bzw. die vom Windowmanager unter-
stⁿtzten Module abhΣngig von den tatsΣchlich installierten Software-Paketen
konfiguriert: MenⁿeintrΣge zu nicht installierten Programmen werden nicht
generiert.
Weitere besondere Features des SuSEwm sind:
2 Der MWM ist Teil von Motif (kommerziell); in dem Paket lesstif befindet sich eine freie
Version.
280
9.5. Windowmanager konfigurieren mit SuSEwm
* Konfiguration von zehn Windowmanagern bzw. Desktops: Fvwm1, Fv-
wm, Fvwm95, Bowman, AfterStep, Ctwm, Mwm, WindowMaker,
GNOME Panel und KDE Panel.
* Ein zentrales Bibliotheksverzeichnis fⁿr alle Windowmanager, einheitli-
che Makros fⁿr unterschiedliche Konfigurationsdateien.
* ZusΣtzliche Konfigurationsdateien fⁿr die einzelnen Windowmanager, um
deren Eigenheiten und Besonderheiten zu berⁿcksichtigen.
* Berⁿcksichtigung zusΣtzlicher Konfigurationsdateien fⁿr Windowmana-
ger. Au▀erdem werden bei der Konfiguration im Gesamtsystem Variablen
in /etc/rc.config beachtet.
* Berⁿcksichtigung von Quelldateien fⁿr den einzelnen Benutzer bei der
automatischen Konfiguration (im Benutzerverzeichnis).
* Erzeugung benutzerspezifischer Konfigurationsdateien unter weitgehen-
der Berⁿcksichtigung der vom Benutzer gemachten VerΣnderungen (an
alten Konfigurationsdateien).
* Miteinbeziehung verbreiteter kommerzieller Programme, die nicht im
Lieferumfang von SuSE Linux enthalten sind, bei der Generierung der
Menⁿs.
* Beliebiges Hin- und Herwechseln zwischen den unterstⁿtzten Window-
managern zur Laufzeit ohne Startskripten wie z. B. ~/.xinitrc Σndern
zu mⁿssen, sofern es der Windowmanager zulΣsst.
9.5.1 EintrΣge im Menⁿ hinzufⁿgen
Wenn Sie EintrΣge innerhalb des SuSE-Menⁿs hinzufⁿgen wollen, mⁿssen
Sie Dateien anlegen, wie in Datei 9.5.1 dargestellt.
Name=Printer
Name[de]=Drucker
Comment=Show all printers
Comment[de]=Alle Drucker zeigen.
Exec=klp
MiniIcon=printer.xpm
Icon=printer.xpm
Type=Application
Datei 9.5.1: .lnk-Datei des SuSEwm fⁿr MenⁿeintrΣge
Hierbei sind insbesondere die EintrΣge fⁿr Name[ ... ] und Exec wichtig.
Alle anderen EintrΣge sind optional. Wenn Sie Type=TEXT eintragen, wird
jedes Programm in einem Terminal laufen.
Damit der Eintrag erzeugt wird, muss die Datei wie folgt genannt werden:
<paket>.<bin>.lnk; dabei steht <packet> fⁿr den RPM-Paketnamen,
in dem das entsprechende Programm enthalten war. Sollten Sie das Programm
nicht ⁿber ein RPM-Paket installiert haben, k÷nnen Sie z. B. <susewm> ein-
tragen. Fⁿr <bin> k÷nnen Sie ein beliebiges Kⁿrzel eintragen, z. B. den
Namen des auszufⁿhrenden Programms. Au▀erdem sollte der Dateiname
mit .lnk enden. Diese Datei mⁿssen Sie in ein Verzeichnis unterhalb von
/etc/X11/susewm/AddEntrys einfⁿgen. Je nach dem in welchem Ver-
zeichnis Sie die Datei speichern, wird in dem entsprechenden Untermenⁿ der
Eintrag vorgenommen.
281
9. Der Windowmanager ¡ Ihr Fenster zum Rechner
Wie verwendet man SuSEwm?
SuSEwm wird normalerweise von YaST nach dem Installieren von Paketen
gestartet und passt alle systemweiten Konfigurationen an. Als Benutzer ver-
wenden Sie den SuSEwm in 2 FΣllen:
* Sie haben noch keine eigene Windowmanager-Konfigurationsdatei fⁿr
einen angefⁿhrten Windowmanager; Sie m÷chten nun aber eine solche
Datei, um sich eine eigene Arbeitsumgebung unabhΣngig von der sys-
temweiten einzurichten.
* Sie haben bereits eine Windowmanager-Konfigurationsdatei, aber inzwi-
schen wurde mit YaST Software installiert oder deinstalliert und die
Menⁿs passen nicht mehr.
Voraussetzungen
An dieser Stelle wird von Folgendem ausgegangen:
* Sie sind als normaler Benutzer (z. B. der bei der Installation mit YaST
angelegte Beispielbenutzer) eingeloggt, nicht als der Benutzer `root'.
* Sie haben in YaST als die Menⁿsprache Deutsch eingestellt. Fⁿr ander-
ssprachige Menⁿs gilt alles entsprechend.
Und so macht man's. Wenn man mit der linken Maustaste auf den Bildschirm-
hintergrund (engl. root window) klickt, erscheint ein Menⁿ. Dies funktioniert
nur unter Windowmanagern, fⁿr die der SuSEwm eine eigene Konfigurations-
datei im HOME-Verzeichnis erzeugen kann, wie z. B. fⁿr die Fvwm-Familie.
Dies Popup-Menⁿ hat den Titel `Arbeitsmenⁿ'. Dort finden Sie die gΣn-
gigsten Programme, die man in seinem Arbeitsleben am Rechner braucht ¡
auch das ist freilich eine Geschmacksfrage ;-)
Der letzte Eintrag dieses Menⁿs (`Fenstermanager') enthΣlt ein Unter-
menⁿ mit Punkten, die die Funktion bzw. die Konfiguration des gerade laufen-
den Windowmanagers betreffen. Wollen Sie einen anderen Windowmanager
konfigurieren, schalten Sie zuerst zu diesem um (`Andere Windowma-
nager'). Einer der Menⁿpunkte hei▀t `Erstelle Konfigurations-
datei', hier finden Sie fⁿr jede m÷gliche Sprache einen Eintrag, um fⁿr den
laufenden Windowmanager eine Konfigurationsdatei im HOME-Verzeichnis
anzulegen.
Dies kann man in Abbildung 9.10 noch einmal anhand des `Arbeits-
menⁿs' des Fvwm betrachten.
Wenn Sie den zweiten oder dritten Punkt anklicken, taucht ein Fenster auf, in
dem dann mksusewmrc (dieses Programm ist ein Teil des Pakets SuSEwm)
ablΣuft. Lesen Sie bitte den angezeigten Text und drⁿcken Sie die entspre-
chenden Tasten, wenn Sie dazu aufgefordert werden.
Das war's schon. Nun k÷nnen Sie die eben erzeugte Konfigurationsdatei
in Ihrem Benutzerverzeichnis nach Belieben verΣndern. susewm wird beim
nΣchsten Aufruf diese ─nderungen weitestgehend in die neue Konfigurations-
datei einbauen. Der SuSEwm legt au▀erdem noch eine Datei mit der Endung
.orig an. Diese dⁿrfen Sie nicht verΣndern, wenn Sie wollen, dass die ─n-
derungen berⁿcksichtigt werden.
282
9.5. Windowmanager konfigurieren mit SuSEwm
Abbildung 9.10: Der Menⁿpfad zur Windowmanager-Konfiguration
Wenn Sie die Vorgaben des Desktops in Ma▀en verΣndern wollen, mⁿssen
Sie zuerst eine eigene Konfigurationsdatei anlegen lassen. Wie das geht,
ist oben beschrieben. Erst danach k÷nnen Sie diese Datei abΣndern.
Wollen Sie eine komplett andere Konfigurationsdatei schreiben wollen,
verzichten Sie darauf, SuSEwm aufzurufen.
Ein Beispiel
Ein bunter Desktop ist sch÷n und gut ¡ nur was nⁿtzt es, wenn die Hardware
(Speicher, Prozessor, Festplatte) nicht leistungsstark genug ist? Ein Window-
manager sollte schlie▀lich nicht alle Systemressourcen an sich ziehen, indem
er z. B. Icons exzessiv verwendet oder animiert.
Deshalb an dieser Stelle ein Tipp, was Sie tun k÷nnen, wenn Sie den Eindruck
haben, dass Ihr Rechner beim Starten des Fvwm bzw. des Fvwm95 zu lang-
sam ist. Die Ursache dafⁿr sind wahrscheinlich die mehreren hundert Icons
in den Menⁿs, die alle einzeln geladen werden mⁿssen. ¡ Abhilfe k÷nnen Sie
auf drei Wegen schaffen:
* Setzen Sie mit YaST (`Administration des Systems'
`Konfigurationsdatei Σndern') die Variable SUSEWM_XPM=no.
Fⁿr den Fall, dass Sie die o. g. Variable direkt in der /etc/rc.config
283
9. Der Windowmanager ¡ Ihr Fenster zum Rechner
geΣndert haben sollten, vergessen Sie bitte nicht, danach SuSEconfig
aufzurufen.
* Deinstallieren Sie das Paket 3dpixms und ¡ wenn Sie die gro▀en Icons
auch nicht haben wollen ¡ zudem das Paket 3dpixm.
* Entfernen Sie die Icons aus der Konfigurationsdatei.
Der erste Weg bedarf wohl keines weiteren Kommentars.
Der zweite Weg ist auch einfach: YaST aufrufen, die genannten Pakete
deinstallieren, wohl fⁿhlen. YaST sorgt dann zusammen mit SuSEwm und
SuSEconfig dafⁿr, dass die systemweite Windowmanager-Konfigurations-
datei angepasst wird. Wenn Sie eine benutzereigene Konfigurationsdatei
haben, mⁿssen Sie diese explizit aktualisieren lassen: verwenden Sie das
Windowmanager-Menⁿ, wie auf Seite 279 ff. beschrieben.
Der dritte Weg: Wenn Sie noch keine benutzereigene Konfigurationsdatei ha-
ben, lassen Sie sich eine backen" wie in Abschnitt 9.5.1 auf Seite 279 be-
schrieben. Dann ersetzen Sie darin alle MenⁿeintrΣge, die Icon-Statements
enthalten; der Ausgangszustand in Datei 9.5.2 auf der nΣchsten Seite ist ge-
mΣ▀ dem Beispiel in Datei 9.5.3 auf der nΣchsten Seite zu Σndern.
AddToMenu thiswmpopup "Fvwm2" Title
+ "Andere Fenstermanager%small.warning_3d.xpm%" Po-
pup otherwmpopup
+ "Konfiguration%small.checklist2_3d.xpm%" Po-
pup susewmpopup
+ "" Nop
+ "Fvwm2 Neustart%small.restart_suse_3d.xpm%" Restart fvwm2
+ "Fvwm2 und X beenden%small.exit.xpm%" Functi-
on QuitSave
# end popup thiswmpopup
Datei 9.5.2: .fvwm2rc mit Icons fⁿr MenⁿeintrΣge
AddToMenu thiswmpopup "Fvwm2" Title
+ "Andere Fenstermanager" Popup otherwmpopup
+ "Konfiguration" Popup susewmpopup
+ "" Nop
+ "Fvwm2 Neustart" Restart fvwm2
+ "Fvwm2 und X beenden" Function QuitSave
# end popup thiswmpopup
Datei 9.5.3: .fvwm2rc ohne Icons fⁿr MenⁿeintrΣge
Danach sollte der Fvwm bzw. Fvwm95 wesentlich schneller starten. Und ¡
wie bereits betont ¡ Ihre ─nderungen an der pers÷nlichen Konfigurationsdatei
bleiben erhalten, wenn Sie SuSEwm irgendwann wieder aufrufen!
284
9.6. Allgemeine Konfiguration des X Window Systems
9.6 Allgemeine Konfiguration des X Window Systems
s
Wie versprochen, kⁿmmern wir uns jetzt um die Optik und die Funktionen
des Desktops ¡ warum von der Stange kaufen, wenn Sie etwas Ma▀geschnei-
dertes bekommen k÷nnen.
Es gibt zwei Stellen, an denen Sie etwas drehen k÷nnen:
* an den Voreinstellungen fⁿr Anwendungen des X Window System oder
* an der oder den Konfigurationsdatei(en) des Windowmanagers, wie schon
auf Seite 273 ff. vorgestellt.
Voreinstellungen fⁿr Anwendungen im X Window System
Globale Einstellungen
Fast jede Anwendung (engl. Application), die fⁿr das X Window System
programmiert wurde, hat eine voreingestellte Konfiguration. Diese liegt in
einer Datei, die zum jeweiligen Softwarepaket geh÷rt; die Datei wird bei
der Installation ⁿblicherweise in das Verzeichnis /usr/X11R6/lib/X11/
app-defaults kopiert. Hier finden sich Dateien wie Xarchie. Wie der
Name vermuten lΣsst, handelt es sich hierbei um die zentrale Konfigurations-
datei fⁿr das Programm xarchie. Sehen Sie sich diese Datei einmal an; dazu
k÷nnen Sie less verwenden (vgl. Abschnitt 19.7.3 auf Seite 482). Dort fin-
den Sie Zeilen wie:
Xarchie.color*background: powder blue
Lassen Sie sich von den scheinbar kryptischen Zeilen nicht abschrecken; Sie
mⁿssen nicht gleich alle verstehen. Jedes Programm unter X ist aus Widgets"
aufgebaut. Unter einem Widget muss man sich sowas wie einen Baustein"
vorstellen.
Dabei gibt es ein Hauptwidget, das ist das Hauptfenster der Anwendung, das
als allererstes aufgerufen wird. Alle anderen Widgets sind mehr oder weniger
Kinder dieses einen Hauptfensters. Und daher hat jedes Widget exakt einen
Vorfahren und keinen, einen oder mehrere Nachfahren. Jedes dieser einzelnen
Widgets kann mit einem eindeutigen Namen benannt werden.
Um die allgemeine Verwirrung noch ein wenig zu steigern, muss gesagt wer-
den, dass Fenster und Widgets nicht verwechselt werden sollten. Ein Rollbal-
ken (engl. scrollbar) z. B. ist ein eigenes Fenster (ein Fenster ohne jegliche
Dekoration), ein Widget hingegen kann aus einem Rollbalken und (beispiels-
weise) einem Textfeld und auch mehr bestehen (komplexes Widget).
Da die Widgets zueinander wie in einem Vererbungsbaum angeordnet sind,
spricht man auch von einem Widget-Baum. Jedes Fenster in einer Anwen-
dung hat einen im Widget-Baum eindeutigen Namen. Daraus folgt, dass man
jedes einzelne Fenster eines Programms mit seinem bestimmten Namen an-
sprechen kann. In unserer Beispielzeile oben bedeutet das:
* Das erste Wort bis zu dem Punkt (Xarchie) ist der Name des Toplevel-
Widgets (Haupt-Widget) der Anwendung xarchie (es ist eine Regel, Na-
men von Anwendungsvoreinstellungen, die fⁿr alle Widgets dieses Typs
gelten sollen, gro▀ zu schreiben).
285
9. Der Windowmanager ¡ Ihr Fenster zum Rechner
* Nach dem Punkt kommt `color'. Das ist natⁿrlich die Farbe (aber
welche?)
* Dann folgt ein Stern, es hΣtte aber auch ein Punkt kommen k÷nnen:
¡ Ein Punkt bedeutet, dass zwischen diesen zwei Windows in der Hier-
archie kein weiteres ist.
¡ Ein Stern bedeutet, dass zwischen diesen zwei Windows ein oder meh-
rere weitere Windows liegen k÷nnen.
* Das Wort background" sagt uns nun endlich, wessen Farbe geΣndert
wird. Hier kann man eine definierte Farbe eintragen; eine Liste aller in
einem X Window System gⁿltigen Farben enthΣlt /usr/X11R6/lib/
X11/rgb.txt.
Benutzerspezifische Einstellungen
Natⁿrlich hat jeder Benutzer auch die M÷glichkeit, eigene Einstellungen vor-
zunehmen. Hierfⁿr existiert im HOME-Verzeichnis des Benutzers eine Datei
~/.Xresources. Der `.' vor dem Namen bedeutet, dass es eine ver-
steckte" Datei ist; zu versteckten" Dateien vgl. Abschnitt 19.7.4 auf Sei-
te 483.
In dieser Datei werden nun die benutzereigenen Einstellungen gesetzt. Hier
k÷nnen Sie z. B. sagen, dass alle Fenster als Hintergrund gelb haben, bis auf
das Hauptfenster, das rot sein soll.
Um auf unser obiges Beispiel zurⁿckzukommen hei▀t das, dass man in seiner
eigenen Datei ~/.Xresources die Standardeinstellungen der systemwei-
ten app-defaults-Dateien gezielt ⁿberschreiben kann. Setzen Sie z. B. in
Ihre ~/.Xresources die Zeile:
Xarchie.color*background: gold
So wird bei Ihnen (und nur bei Ihnen) die Anwendung xarchie mit einem
goldenen Hintergrund gestartet.
Sie k÷nnen natⁿrlich nicht nur die Farben Σndern, sondern nahezu alle Ei-
genschaften Ihrer Windows. Ein sehr nⁿtzliches Programm in diesem Zusam-
menhang ist der Ressourcen-Editor editres (engl. edit resources). Mit diesem
Programm k÷nnen Sie sich die Ressourcen einer Anwendung anzeigen lassen
und gezielt verΣndern.
Noch einige Beispieleinstellungen, die Sie setzen k÷nnten:
Xarchie.color*background: powder blue
Xarchie.color*SimpleMenu*background: wheat
Xarchie.color*Command*background: wheat
Xarchie.color*MenuButton*background: wheat
Xarchie.color*Text*background: wheat
Xarchie*font: 9x15
Prinzipiell lassen sich in eben beschriebener Weise fast alle Eigenschaften
eines X-Programms bestimmen. In der RealitΣt wird sich dies jedoch meist
auf die Einstellungen zu Farben, ZeichensΣtzen und der Geometrie (Position
und Gr÷▀e) beschrΣnken.
Welche Optionen Sie hierbei haben, zeigt meist die Manpage des jeweiligen
Programms oder die entsprechende Datei in den app-defaults.
286
9.6. Allgemeine Konfiguration des X Window Systems
In der Datei /usr/X11R6/lib/X11/rgb.txt finden Sie die Namen der
gⁿltigen Farben. Einen ▄berblick ⁿber die zur Verfⁿgung stehenden Zeichen-
sΣtze liefert der Aufruf der Programme xfontsel bzw. xlsfonts.
Einstellungen beim Starten von Anwendungen
Eine dritte M÷glichkeit, das Aussehen einer Anwendung zu beeinflussen, sind
direkt beim Start angegebene Parameter. Diese Parameter k÷nnen Sie natⁿr-
lich auch in der Konfigurationsdatei des Windowmanagers angeben, wenn Sie
darin Programme starten.
Zum Beispiel k÷nnen Sie ein Programm explizit mit einer anderen Schrift-
und Hintergrundfarbe aufrufen (bg = background", fg = foreground"),
sofern das jeweilige Programm dies unterstⁿtzt:
xterm -bg darkblue -fg white
Ergebnis: ein blaues Xterm mit wei▀er Schrift.
Wie greifen die Konfigurationsm÷glichkeiten?
Prinzipiell werden die systemweiten Einstellungen beim Start des X Window
System getΣtigt. Die Einstellungen selbst verwaltet der X-Server in einer Da-
tenbank (engl. X Ressource DataBase, xrdb). Will man, dass geΣnderte Ein-
stellungen systemweit wirksam werden, so ist es notwendig, die Ressource-
Datenbank nach dem ─ndern von Hand erneut einlesen zu lassen. Dies kann
man durch den Befehl
tux@erde: > xrdb ~/.Xresources
veranlassen.
Die verschiedenen Einstellungen fⁿr Anwendungen werden beim Aufbauen
der X-Server-internen Ressource-Datenbank beim X-Server-Start in der fol-
genden Reihenfolge bearbeitet:
* Zuerst werden aus /usr/X11R6/lib/X11/app-defaults die
systemweiten Voreinstellungen fⁿr das jeweilige Programm gelesen.
* Falls Sie in der Datei ~/.Xresources in Ihrem Benutzerverzeichnis
Ihre eigenen Einstellungen stehen haben, so ⁿberschreiben diese die sys-
temweiten Einstellungen.
* Werden beim Start der Anwendung (z. B. in der Konfigurationsdatei des
Windowmanagers oder beim Aufruf aus der Befehlszeile) explizite Anga-
ben gemacht, so haben diese die h÷chste PrioritΣt und ⁿberschreiben die
ⁿbrigen Einstellungen.
Das Programm xrdb kann Ihnen auch die momentan von Ihnen explizit ge-
setzten Einstellungen anzeigen lassen:
tux@erde: > xrdb -q
k÷nnte folgende Ausgabe erzeugen:
emacs*geometry: 100x45-5-5
netscape.geometry: 610x760+140+30
xdvi*geometry: 720x895+250+5
Zum Abschluss dieses Abschnitts noch ein praktischer Tipp:
287
9. Der Windowmanager ¡ Ihr Fenster zum Rechner
Sollte es geschehen, dass ein Programm trotz expliziter ─nderung von
Einstellungen in ~/.Xresources und Neueinlesens der Ressource-
Datenbank die Einstellungen (z. B. anderer Zeichensatz) nicht verwirk-
licht, hilft es oftmals die Gro▀- und Kleinschreibung der Widget-Namen
zu variieren.
288