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Text File  |  1994-03-26  |  11.2 KB  |  232 lines

  1. @BEGIN_FILE_ID.DIZ
  2. ----------------------------------------
  3. Kurzes Interview mit Dr. Peter Kittel im
  4. Rahmen einer Computersendung bei Radio  
  5. Hamburg 17.05.95                        
  6. ----------------------------------------
  7. @END_FILE_ID.DIZ
  8.  
  9. ------------------------------------------------------------
  10. RADIO HAMBURG INTERVIEW MIT DR. PETER KITTEL/ESCOM  17.05.95
  11. ------------------------------------------------------------
  12.  
  13. Klaus   Dieter   Ackermann,  Moderator  bei  Radio  Hamburg,
  14. beschäftigte  sich  heute  im Rahmen seiner Sendung "Online"
  15. mit   dem   Commodore  Amiga.   Höhepunkt  der  Sendung  war
  16. sicherlich   ein  telefonisches  Interview  mit  Dr.   Peter
  17. Kittel,  der - schon damals für Commdore beschäftigt - jetzt
  18. für Escom mit der Wiederbelebung des Amigas beschäftigt ist.
  19. Hier  das  komplette Interview.  Klaus Dieter Ackermann wird
  20. im folgendem mit KDA, Dr.  Peter Kittel mit DPK bezeichnet.
  21.  
  22.  
  23. KDA:   Herr  Dr.   Kittel,  Sie  haben  für  sehr sehr viele
  24. Anwender  -  das  sind  ja  schon ein paar Millionen - einen
  25. Strohhalm wieder aus dem Wasser herausgezogen, haben gesagt,
  26. da dürft ihr euch alle wieder dran festhalten.
  27.  
  28. DPK:  Richtig.  Ich meine, sie müssen davon ausgehen, daß es
  29. in  Deutschland  ja  auch eine große Commodore Niederlassung
  30. gegeben  hat,  mit  vielen Mitarbeitern, die sich auch schon
  31. jahrelang  mit  dem Amiga beschäftigt haben, und da ist auch
  32. sehr viel Herzblut dringewesen, und wir sammeln jetzt gerade
  33. alle   Leute   wieder   zusammen,  daß  wir  den  Amiga  von
  34. Deutschland aus wieder eben zu voller Stärke aufleben lassen
  35. können.  Es ist netterweise auch sehr viel Kompetenz hier im
  36. Lande, so daß wie also nicht bei Null anfangen müssen.
  37.  
  38. KDA:  Nein, ich habe hier vier Computerfreaks, die das Gerät
  39. in-   und   auswendig   kennen   und  sie  haben  ja  vorhin
  40. wahrscheinlich  meine  Anmoderation  gehört:   was der Amiga
  41. heute  -  oder  früher leistete, vor fünf, sechs Jahren, daß
  42. versuchen  die PC's heute gerade mal so langsam in den Griff
  43. zu kriegen.
  44.  
  45. DPK:  Ja, also wir sehen das immer mit Erstaunen, wir hatten
  46. eigentlich  gar  nicht  so  den  Eindruck,  daß wir so große
  47. Wunder  vollbracht  hätten  damals,  aber  ein  paar  Sachen
  48. gibt's,  die weder PC's, noch Mac's also richtig reibungslos
  49. nachvollziehen können.
  50.  
  51. KDA:  Die bis heute noch nicht erreicht sind.  Also ich habe
  52. gerade vor wenigen Tagen - sie werden sie sicherlich kennen,
  53. Carola Bode, mit ihr über die Situation gesprochen.  Sie ist
  54. ja  nun  auch weg von Commodore und sie freut sich auch, daß
  55. das System wieder auflebt.
  56.  
  57. DPK:   Richtig,  ich  meine  das  ist  ja  das  tolle an der
  58. Amiga-Gemeinde, also auch auf der Firmen-Ebene, also auch da
  59. gibt   es   jetzt   Querbeziehungen   zur  ganzen  deutschen
  60. Mikrocomputer  Geschäftsszene,  so  daß man also seine alten
  61. Bekannten  hat.   Also  wir  wissen  jetzt  besser  denn  je
  62. Bescheid, wie es bei unseren Konkurrenten aussieht.
  63.  
  64. KDA:   Gut,  jetzt wollen wir mal ein bißchen in die Zukunft
  65. blicken.  Wann geht's los, wann gibt es die ersten Commodore
  66. wieder,   oder  welche  Commodore  wird  es  wieder  in  den
  67. Geschäften geben?
  68.  
  69. DPK:   Also  wir  haben  jetzt  schon  zwei Leute fest daran
  70. arbeiten, die also nichts anderes tun, als den ganzen Tag in
  71. der  ganzen Welt herumtelefonieren, um die Produktion wieder
  72. in Gang zu bringen, um die ganzen Spezialteile, die man dazu
  73. braucht,  aus allen Ecken der Welt wieder aufzutreiben.  Das
  74. dauert  ein  bißchen,  und  man  muß dann auch noch Fabriken
  75. finden,  die  uns dann die Boards bauen, weil das kann Escom
  76. bisher  nicht.   Escom  hat  ja  bisher reine Assemblierung,
  77. sprich   also   fertige  Platinen  nehmen,  die  in  Gehäuse
  78. einbauen,  und Komponenten wie Festplatten und so etwas dazu
  79. anschließen.   Solche Fertigung müssen wir also zur Zeit auf
  80. jeden  Fall  noch  nach  Auswärts vergeben.  Aber da gibt es
  81. jede  Menge  Fabriken  im  Ausland, bei denen Commodore auch
  82. früher  schon  hat  fertigen  lassen.   Und  wenn  da nichts
  83. dazwischen  kommt, dann kriegen wir das auch wieder in Gang.
  84. Und  der Zeitrahmen ist so, daß wir hoffen, im September die
  85. ersten  Geräte  wieder  auszuliefern.   Wenn ein bißchen nur
  86. dazwischen  kommt,  dann  wird  es  auch  später. Das heißt,
  87. versprechen  kann man im Augenblick seriöserweise eigentlich
  88. gar  nichts,  aber  sagen wir so, wenn alles gut geht, haben
  89. wir im September wieder die ersten Geräte draußen.
  90.  
  91. KDA:   Wie  sieht's  denn  aus,  in Braunschweig war ja eine
  92. große Produktionsstätte, ist die nicht verfügbar?
  93.  
  94. DPK:   Nein,  die  Produktion in Braunschweig ist schon seit
  95. mehreren  Jahren  geschlossen  gewesen.  Das war also in den
  96. den   letzten   Jahren   nur   ein   Auslieferungslager  mit
  97. angeschlossenem Service.  Also auch diese Produktion gibt es
  98. nicht  mehr.   Aber  auch  Braunschweig in Anführungszeichen
  99. assembliert,  hat  also keine Boards gelötet.  Insofern wäre
  100. das jetzt also auch kein Ausweg gewesen.
  101.  
  102. KDA:   Es  gab  ja  ein  großes  Hickhack  um die Übernahme,
  103. beziehungsweise  ja den Verkauf oder Kauf von Commodore.  Es
  104. hieß, ein japanischer Großhändler in der sogenannten braunen
  105. Ware will übernehmen, und dann hieß es wieder, niemand will,
  106. wer  hat  Interesse.   Und plötzlich, wie der Phönix aus der
  107. Asche  hieß  es  dann plötzlich über die Presseticker, Escom
  108. hat gekauft.
  109.  
  110. DPK:   Ja, also jetzt im Nachhinein - ich war damals ja auch
  111. noch  nicht  bei  Escom, ich bin das ja jetzt erst seit zwei
  112. Wochen  -  habe ich jetzt von den neuen Kollegen gehört, daß
  113. die Bestrebungen, Commodore zu übernehmen, tatsächlich schon
  114. seit  über einem halben Jahr laufen.  Man hat sich aber sehr
  115. geschickt verhalten, nichts durchsickern lassen, und dadurch
  116. andere,  große  potentielle  Konkurrenten dadurch nicht wach
  117. gemacht,  sonst  hätten  die womöglich etwas gemerkt und den
  118. Preis hoch getrieben.  Also Escom hat da eine sehr gschickte
  119. Politik  gemacht  und  anscheinend  eine  Menge  Geld  dabei
  120. gespart.
  121.  
  122. KDA:   Richtig, sonst wäre wahrscheinlich der Preis wirklich
  123. nach  oben  gegangen.   Man sagt ja ihnen nach, als Persona,
  124. daß  sie  als  Kopfkissen einen C64 haben, als Zudecke einen
  125. Amiga.   Sie  kennen  das  System  besser  als teilweise die
  126. Entwickler.
  127.  
  128. DPK:   Nein,  das ist nicht ganz korrekt.  Ich muß gestehen,
  129. daß  ich mit dem C64 zwar auch ein bißchen bekannt bin, weil
  130. er  eben  so ähnlich den alten CBM 8000ern ist.  Ich bin mit
  131. Commdore  zuerst  mit  einem  PET 2001 zusammengestoßen, und
  132. später  ein  Freak  von dem 8000er geworden.  Und da der C64
  133. 90%ig  ähnlich zu dem 8000er war, habe ich also auch für den
  134. C64  immer ein bißchen was machen können und mit ihm umgehen
  135. können,  aber  unter  meinem Kopfkissen wäre höchsten so ein
  136. kleiner Amiga 1200 oder sowas.
  137.  
  138. KDA:  Ja, Herr Doktor Kittel, hier tobt das Leben, wir haben
  139. schon die ersten Fragen hier liegen, aber wollen wir erstmal
  140. noch  kurz auf die Software kommen.  Sie aktivieren jetzt ja
  141. auch  die  ganzen Programmierer wieder, wieder etwas für den
  142. Amiga zu tun.
  143.  
  144. DPK:   Da  braucht  man  zum  Glück  gar  nicht  so  viel zu
  145. reaktivieren,  die  haben alle Gewehr bei Fuß gestanden, und
  146. haben  natürlich  genauso wie wir selber die internationalen
  147. Datennetze verfolgt und sofort, als die Meldung durchkam, es
  148. ist  wieder alles unter Dach und Fach, haben sie sich sofort
  149. wieder  gemeldet.   Auch  unsere gesamte Infrastruktur.  Wir
  150. haben   ja   ein  internes  elektronisches  Netz  für  diese
  151. registrierten  Developer  gehabt,  das  ist  nie eingestellt
  152. worden.    Wir   haben   zum  Beispiel  in  einigen  Ländern
  153. Partnerfirmen  gefunden,  die  diese  Knotenrechner, die wir
  154. dafür  brauchen,  bei  sich untergestellt haben, weil ja die
  155. jeweilige Commodore Niederlassung dann schon geschlossen war
  156. und  auf  dem  Level  ist das - auf kleiner Flamme, aber wie
  157. gesagt,  alle  in  Bereitschaft  -  ist  das  sie ganze Zeit
  158. weitergelaufen,  so  daß  wir  jetzt aus dem Stand die ganze
  159. Geschichte   wieder   aufleben   lassen   können,   und   so
  160. weitermachen können, als wäre nichts geschehen.
  161.  
  162. KDA:    Gut,  ein  kurzer  Satz  zur  Realisation.   Ist  es
  163. realistisch,  daß  wir  sagen,  in  diesem  Jahr gibt es die
  164. ersten Amigas in den Geschäften zu kaufen.
  165.  
  166. DPK:   Wie  gesagt.  Von uns aus, es wird also mit Volldampf
  167. daran   gearbeitet,  und  derzeit  absehbar  -  wenn  nichts
  168. dazwischen  kommt  - im September und das Weihnachtsgeschäft
  169. möchten wir auf keinen Fall verpassen.
  170.  
  171. KDA:   Das  kann ich mir vorstellen.  Wo wird's die Computer
  172. zu  kaufen geben, die Amiga.  Ausschließlich bei Ihnen, oder
  173. auch im normalem Fachgeschäft?
  174.  
  175. DPK:   Nein,  also  die  neue  Amigafirma  will  sich in der
  176. Beziehung  sehr  von  der alten Commodore absetzen.  Es soll
  177. generell  eine  sehr  liberale Politik eingeschlagen werden.
  178. Einerseits  was  den  Verkauf angeht, sprich also jeder, der
  179. einen   Amiga   verkaufen   möchte,  kann  den  kriegen  zum
  180. Verkaufen.   Und  wie  es genau mit den Escom-Läden aussehen
  181. wird,  ist  noch  nicht  genau  ausdiskutiert, aber ich gehe
  182. eigentlich  davon  aus,  daß auch die Amiga-Computer kriegen
  183. werden.   Und  gleichzeitig, diese liberale Politik, die wir
  184. einschlagen  wollen,  soll  sich  auch  auf  so  Sachen  wie
  185. Lizenzen  erstrecken.  Sprich, also wenn jemand zum Beispiel
  186. einen  Amiga-Kompatiblem  Computer oder so etwas schönes wie
  187. einen Laptop bauen will - auf Amigabasis - kann er ab sofort
  188. die   Lizenzen  dafür  bekommen,  beziehungsweise  auch  die
  189. Spezialchips  dafür  beziehen,  was  ja früher von der alten
  190. Commodore immer strikt abgelehnt worden ist.
  191.  
  192. KDA:  Richtig, wie wird es denn aussehen.  Ich habe hier zum
  193. Beispiel  eine  Frage  "wird  es  eine Steckkarte für den PC
  194. geben, die den Amiga simuliert, respektive emuliert"?
  195.  
  196. DPK:   Wir  sind  zumindest  darüber am Nachdenken.  Man muß
  197. sich  vergegenwärtigen,  daß  so  eine  Steckkarte  ziemlich
  198. aufwendig  wird,  weil  man doch praktisch einen dreiviertel
  199. Amiga  auf  so  eine  Steckkarte draufpacken müßte, damit es
  200. wirklich  auch  kompatibel  funktioniert, sprich so ein Teil
  201. würde  nicht  allzu  billig  werden.   Und dann wäre es eben
  202. nicht  ganz  sicher, daß das viele Leute auch kaufen würden.
  203. Also wir überlegen das, aber sicher versprechen kann ich das
  204. im Augenblick nicht.
  205.  
  206. KDA:   Aber sie merken schon an der Fragestellung, daß viele
  207. schon  mittlerweile  einen  PC  haben, aber doch ihren Amiga
  208. immer  noch  schön  verpackt  stehen haben, für den Fall der
  209. Fälle.   Also  Sie  haben eine große Fangemeinde, da bin ich
  210. sicher,  und  ich  wünsche Ihnen wirklich alles gute und ich
  211. wünsche  Ihnen,  daß  sie  möglichst  schnell  mit dem Amiga
  212. wieder auf den deutschen Markt kommen, und die Anwenderschar
  213. wird  ihnen - ich sag es mal ganz trocken - ja sicherlich zu
  214. Füßen  liegen,  und  wird sich freuen, daß es endlich wieder
  215. aufwärts geht mit dieser Maschine.
  216.  
  217. DPK:  Ganz unsererseits.
  218.  
  219. KDA:   Gut,  ich  wünsche  Ihnen  einen wunderschönen Abend,
  220. bedanke mich, daß sie da waren.
  221.  
  222. ------------------------------------------------------------
  223. Anmerkung:   Aufmerksame  Leser mögen bemerkt haben, daß der
  224. Stil  des  ganzen natürlich nicht einer Presseerklärung oder
  225. etwas  in  der Art entspricht.  Dies war ein Telefongespräch
  226. und dementsprechend verhielten sich beide Seiten.
  227. Ich  würde  mich freuen, wenn sich jemand finden könnte, der
  228. diesen  Text  ins  Aminet legt.  Ansonsten darf er natürlich
  229. nicht verändert und/oder kommerziell verwertet werden.
  230. Hamburg,  17.05.1995,  Olaf Schaper. (eaa@escape.shnet.org).
  231. ------------------------------------------------------------
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