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- THEOLOGIE DER MORMONEN
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- Gott und die Gtter
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- Wenn auch in den mormonischen Schriften viel von Gott die Rede ist, so ist
- er doch nur einer von vielen. Mit Gott ist also etwas anderes gemeint als
- in allen anderen christlichen Kirchen und Sekten.
- Da sind einmal die drei Gottheiten der Dreieinigkeit: Der Vater, der Sohn
- und der heilige Geist. Der "Vater" und der "Sohn" sind fr die Mormonen
- Wesen von "Fleisch und Bein", also krperlich. Dagegen ist der "heilige
- Geist" krperlos. Diese Gottheiten sind voneinander getrennt, folglich wird
- auch von einer "Dreiheit" geredet. Die "Einheit" entsteht erst durch die
- gemeinsame Absicht der drei. "Da alle drei die Dinge mit dem Auge der Voll-
- kommenheit sehen, sehen und verstehen sie alles gleich."
- Der "Vater" gilt als das hchste Wesen des Weltalls. Da die Materie wie
- das Licht ewig ist, kann Gott nicht der Schpfer sein. Gott hat durch
- eigene Anstrengung seine angeborenen Krfte zu einem gotthnlichen Grade
- entwickelt. Seine Gttlichkeit erreichte er durch konsequenten Gehorsam zu
- den Gesetzen, die er im Laufe seiner Entwicklung entdeckte.
- Auáer dem "Vater", dem "Sohn" und dem "heiligen Geist" gibt es noch eine
- Menge anderer Gtter, sowie es zahlreiche Himmel gibt. Abraham, Isaak und
- Jakob, zum Beispiel, sind zu Gttern geworden. In der Auferstehung werden
- einige auferweckt um Gtter zu sein, andere werden zu Engeln. Die Gtter
- sind den Engeln bergeordnet. Jeder Mensch kann also zum Gott werden.
- Gttlichkeit ist bei den Mormonen ein Ergebnis einer Entwicklung. Gott
- unterscheidet sich von den anderen Gttern dadurch, daá er der erstgeborene
- ist. Weil es unwahrscheinlich ist, daá zwei Wesen gleichzeitig die selbe
- Entwicklungsstufe erreichen, und Gott von niemand mehr eingeholt werden
- kann, darum ist er das "hchste Wesen im Weltall".
- "Wie der Mensch ist, war Gott einst; wie Gott ist, kann der Mensch einst
- werden. Kurz gesagt: Der Mensch ist ein Gott im Keimzustand."
- Die wohl ungewhnlichste Lehre von Gott ist die Adam-Gott Lehre, nach der
- Gott als Adam ins Paradies kam und eine seiner Frauen mitbrachte. Diese
- Lehre stammt nicht vom Grnder der Mormonenkirche, sondern von Brigham
- Young, Smith's Nachfolger.
- Young ist auch der Urheber der Lehre ber die Dreieinigkeit, in der er
- "Vater, Sohn und Heiliger Geist" mit "Elohim, Yehovah und Michael" gleich-
- setzt. Diese sind seiner Ansicht nach drei selbstndige Wesen, die die Erde
- "organisiert" haben. Ja, richtig, organisiert und nicht erschaffen, denn
- die Materie ist ja ewig.
- Nach Youngs Lehre waren es "drei groáe intelligente Wesen, die an der
- Erbauung der Erde mitgewirkt haben". Gott, der Vater, sein Sohn Yehova und
- Michael. Diese drei Wesen stellten also die Erde her, "um einen Wohnort fr
- Geister mit einem irdischen Krper zu schaffen". Eines dieser drei Wesen,
- Michael nmlich, kam als Adam auf die Erde.
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- Wie paát nun der Sndenfall in diese Geschichte. Auch dafr hat Young eine
- Erklrung parat. Demnach war der Sndenfall ein abgekartetes Spiel, eine
- genau geplante Heilsveranstaltung, damit Menschen zu Menschen werden
- sollten.
- Auch in diesem Punkt zeigt sich der Trend der Lehre der Mormonen, alles
- verstndlich und einsichtig machen zu wollen. Damit steht die Lehre der
- Mormonen im krassen Gegensatz zum christlichen Glauben, nach dem der
- Sndenfall "das Dokument des Scheiterns der menschlichen Freiheit, die den
- Menschen in einen Gegensatz zu Gott gefhrt hat". (Haack, "Mormonen",
- S23ff)
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- Christus
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- ber Jesus Christus gibt die Lehre der Mormonen nicht viel her. Die
- Mormonen verstehen ihn sozusagen als "den lteren Bruder aller Menschen-
- kinder". Dies wird damit begrndet, daá Jesus das hhere Alter hat, also
- der Erstgeborene ist. Weiterhin ist Jesus im Fleisch geboren als Sproá
- einer sterblichen Mutter und eines unsterblichen Vaters. Immerhin wird er
- als Heiland und Erlser der Menschen bezeichnet. Auf der Erde wandelte er
- ohne Snde. Allerdings ist er lediglich ein Sohn Elohims, wie auch alle
- anderen Geister Shne und Tchter Elohims sind.
- Auch ber Jesu Tod am Kreuz ist nicht viel zu erfahren. Prof. Widtsoe
- verliert darber einen einzigen Satz: "Warum der sogenannte Tod notwendig
- war, um uns eine genaue Kenntnis vom Stoff zu geben, und warum Jesus
- sterben muáte, damit der Strom ewigen Lebens frei zwischen dem irdischen
- Krper und dem ewigen Geist flieáen konnte, ist uns nicht vollstndig
- bekannt."
- Eine Beziehung zwischen dem Tod Jesu und der dadurch mglichen Vershnung
- mit Gott durch Vergebung wird nicht hergestellt. Auch wird kein Wort ber
- Jesu stellvertretenden Opfertod fr uns verloren.
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- Apostel und Priester
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- Apostelamt
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- Apostelkollegien sind von der Neuapostolischen Kirche, der Apostolischen
- Gemeinschaft, der Pfingstkirchlichen Urchristlichen Gemeinde und vielen an-
- deren Gruppierungen hinreichend bekannt. Auch die Utah-Mormonen haben ein
- Apostelkollegium.
- Die Hauptaufgaben der Apostel ist die Mission und die Leitung der Kirche,
- falls der Prsident stirbt. Die Mormonenmissionare behaupten oft, ihre
- Kirche htte Apostel, "wie die Urkirche sie hatte". Diese Behauptung ist so
- nicht richtig, denn die biblischen Apostel waren Jesu bevollmchtigte
- Gesandte, der Grundstein, auf den die Kirche erbaut wurde.
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- Das Neue Testament trennt zwischen den mtern der "Apostel" und der
- "Zwlf", die Lehre der Mormonen benutzt beide Begriffe fr denselben Per-
- sonenkreis.
- Daá im Neuen Testament und in der beginnenden Kirche diese mter unter-
- schiedliche Ausprgungen hatten, sieht man etwa daran, daá der Apostel
- Paulus nicht zu den Zwlf gehrte und daá fr Judas Iskariot einer zum
- Amt der Zwlfe nachgewhlt werden muáte (Apg 1,15-26). Spter wurden
- solche Nachwahlen nicht mehr vorgenommen. Die "Zwlf" haben nach dem
- Neuen Testament ein endzeitliches Amt, whrend die Apostel fr die
- Verbreitung des Glaubens auf Erden zu sorgen hatten.
- Richtig ist, daá jeder von den "Zwlf" auch ein Apostel sein muáte. Als
- Apostel wurden jene Auferstehungszeugen bezeichnet, die von Jesus
- Christus nach der Auferstehung selbst in dieses Amt eingesetzt worden
- sind. (Fr.-Wilh. Haack, "Mormonen", Seite 30)
- Im 1.Kor 15 macht Paulus den Unterschied zwischen den mtern der Apostel
- und der Zwlf deutlich. Aus dieser Bibelstelle geht auch hervor, daá es
- mehr als zwlf Apostel gab.
- Die Mormonen hingegen berufen sich auf den Epheserbrief, Kapitel 4,11-12.
- Daraus geht nicht hervor, daá es immer Apostel geben muá. Dem stnde auch
- der ursprngliche Sinn des Apostelamtes entgegen.
- In erster Linie berufen sie sich aber auf Offenbarungen, die Joseph Smith
- empfangen haben will. Oliver Cowdery und David Withmer wurden in einer
- Offenbarung vom Juni 1829 dazu bestimmt, "die Zwlfe auszusuchen". Jesus
- Christus hat seine Apostel selbst ausgesucht und zu ihrem Dienst bestimmt.
- Das mormonische Apostelamt hat also mit dem biblischen den Namen, nicht
- aber den Auftrag gemeinsam.
- Daá lebende Apostel nicht unbedingt ein Segen fr die Mormonenkirche
- waren, sieht man an den ersten Aposteln dieser Gemeinschaft: Die meisten
- trennten sich von ihr, andere muáten aus schwerwiegenden Grnden ausge-
- schlossen werden.
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- Priestertum
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- Ein wichtiger Begriff der Mormonenkirche ist "der Schlssel des Priester-
- tums". Damit sind die Vollmachten gemeint, die Joseph Smith von diversen
- biblischen Personen erhalten haben will. Von daher halten die Mormonen die
- ganze Kirchengeschichte fr einen einzigen Irrtum, denn die Kirche hatte
- niemals die richtige Vollmacht. Erst Joseph Smith stellte Kraft der ihm
- bertragenen Schlssel und Vollmachten die Kirche Jesu Christi auf Erden
- wieder her und gab ihr die Organisation der ursprnglichen Kirche.
- Das Priestertum der Mormonenkirche ist streng hierarchisch geordnet. Im
- Wesentlichen gibt es zwei Ordnungen des Priestertums.
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- 1. Das "Aaronische Priestertum" kann von mnnlichen Mormonen vom siebten
- Lebensjahr an erlangt werden. Zu ihm gehren die niederen Chargen, des
- Diakons (Dieners), Lehrers und des Priesters. Aufgaben, die in diesen
- Bereich fallen, sind Predigten, Besuchsdienst, Taufen, Abendmahl und
- die berwachung des Gemeindelebens.
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- 2. Zum "Melchizedekischen Priestertum" gehren die ltesten, die wiederum
- in viele besondere mter gegliedert sind. Es kann vom beginnenden
- Mannesalter an erlangt werden.
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- Die Hierarchie der Mormonenkirche ist im Buch Talmage niedergelegt. Danach
- gibt es in jeder Ordnung des Priestertums drei mtergruppen.
- Das niedere "Aaronische Priestertum" enthlt die Folgenden:
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- Priester: "Sollen predigen, lehren, die Schrift auslegen, taufen, das
- Abendmahl segnen und die Mitglieder in ihren Wohnungen
- besuchen und mit Fleiá ermahnen." (Talmage, S. 209)
- Lehrer: Besuchen die Heiligen, unterweisen sie in ihren Pflichten
- und sollen darauf achten, daá keine Snden in den Gemeinden
- vorkommen.
- Diakon: Er hat fr die Versammlungshuser und die Bequemlichkeit
- der Zuhrer zu sorgen, Dienstleistungen fr die Mitglieder
- gemá den Anordnungen der Bischofschaft zu verrichten.
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- Im Melchizedekischen Priestertum sind weitere drei mtergruppen enthalten:
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- Hoherpriester: "Ihre eigentliche Berufung ist die des stndigen Vorsitzes
- und Dienstes. Sie sind ausgestattet mit Vollmacht, im in
- Verordnungen und Segnungen der Kirche zu amtieren."
- (Talmage S. 209)
- Siebziger: Reisende lteste, die den Auftrag der Evangeliumsverkn-
- digung haben.
- lteste: Knnen andere lteste ordinieren, Getaufte aus Kirchemit-
- gliedern besttigen, den Heiligen Geist spenden und Kinder
- segnen.
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- Auáerdem gibt es im Melchizedekischen Priestertum das Amt des Patriarchen.
- Der Patriarch hat keine Verwaltungsaufgaben, er ist zum Segnen da. Das Amt
- de Patriarchen ist ein prophetisches Amt, denn der patriarchalische Segen
- enthlt Erklrungen ber die Abstammung des zu Segnenden, sowie ber dessen
- Lebensaufgabe. Der patriarchalische Segen wird durch Handauflegen erteilt.
- Darber werden auch Bescheinigungen ausgestellt.
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- Bis zum August 1978, als Prsident Kimball aufgrund einer Offenbarung das
- Priestertum fr Farbige freigab, konnten Neger das Priestertum nicht
- erlangen. Missioniert wurden Farbige allerdings schon von Anfang der
- Mormonenkirche an mit der Verheiáung, daá sie dereinst weiá und lieblich
- wrden, wenn sie den Mormonenglauben annhmen.
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