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- Jede darueber hinausgehende Verwertung, insbesondere Nachdruck oder
- Verbreitung auf Datentraegern, ohne ausdrueckliche Zustimmung des
- Autoren ist untersagt. Den Kontakt werde ich bei Bedarf gerne
- vermitteln.
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- Die Veroeffentlichung dieses und einiger anderer Beitraege zu
- antifaschistischen Themen ist ein Test, um den Bedarf an solchen
- Texten in COMLINK zu erkunden. Bei Interesse bitte ich also um
- entsprechende Rueckmeldungen.
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- Martin Dietzsch
- c/o DISS e.V., Realschulstr. 51, 4100 Duisburg 1, Voice: 0203-20249
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- Neuheidentum und neugermanische Glaubensgemeinschaften:
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- Der "Armanen-Orden"
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- Ausgangs des 2.Jahrtausends ist in Westeuropa eine zunehmende
- anti-christliche Religiositaet zu beobachten. Neuheidnische (1)
- Vorstellungen unter Rueckgriff auf das Germanentum ziehen immer groessere
- Kreise.
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- Begonnen hat der Gruendungsboom neugermanischer Glaubensgemeinschaften
- in den 7Oer Jahren. Die bedeutendste und dem Rechtsextremismus
- eindeutig zuzuordnende Gruppe ist der in Koeln ansaessige
- "Armanen-Orden" (AO). An der Spitze der hierarchisch gegliederten
- Organisation, deren Glaubensinhalte durch einen extrem primitiven
- Rassen-Okkultismus mit theosophischem Einschlag gepraegt sind, steht
- der Grossmeister Adolf Schleipfer.
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- Hervorgegangen ist der AO, "die aelteste abendlaendische
- Mysterienschule" (Eigenwerbung) aus der 1969 von Schleipfer wieder ins
- Leben gerufenen "Guido-von-List-Gesellschaft". Nach List`s Auffassung,
- der 1919 das irdische Dasein verliess und in den germanischen
- Goetterhimmel aufgestiegen ist, waren die Armanen die Fuehrer und Lenker
- der Germanen. Im Mittelpunkt von List`s Lehre, die
- geistesgeschichtlich dem Praefaschismus zuzuordnen ist, steht eine
- mystische Ueberhoehung der "arischen Rasse".
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- Der Ordenssatzung des AO (" der AO ist das germanische Volkstum als
- Hauptstamm der weissen Rasse".), dessen Glaubensauffassung auch die
- Reinkarnationslehre einschliesst, ist zu entnehmen, dass der Orden "fuer
- die wahre Erkenntnis des goettlichen Universums, auf dem Fundament der
- alt-arischen Gotteserkenntnis" sowie fuer "die Wiedergeburt einer
- Lebensgestaltung auf der Grundlage der naturgesetzlichen Weltordnung"
- kaempft. Unter dieser versteht Schleipfer die prinzipielle Ungleichheit
- der Menschen, Andersdenkende werden als "degenerierte und dekadente
- Zivilisationskranke" tituliert. Gefeiert werden vom AO, der der
- Runenmagie huldigt, u.a. die Wintersonnenwende und die Geburt des
- Sonnengottes Baldur.
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- Im 23.Jahrgang erscheint "Irminsul. Stimme der Armanenschaft", in
- dessen Nr.1/1991 Schleipfer den Zerfall des sowjetischen
- Machtimperiums inhaltsreich analysiert: "Der zunehmende Heimdal
- (=Wassermann)-Einfluss, der astrologisch gesehen, die Ursache fuer das
- Zerbrechen starrer Machtbloecke steht, foerdert zunehmend
- Demokratisierungsprozesse und Individualisierungsbestrebungen."
- Erfinder "der echten Demokratie" sind fuer ihn "unsere" germanischen
- und keltischen Vorfahren.
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- Ueber Schleipfer`s "Versandbuchhandlung-Verlag-und Antiquariat" sind
- abstruse Werke wie die wissenschaftlich voellig schwachsinnige
- Welteislehre von Hanns Hoerbiger (186O-1931) zu beziehen. Hoerbiger
- erklaert darin die Weltentstehung aus dem Widerstreit von Glut und Eis.
- Anhaenger dieser Lehre war Heinrich Himmler, Reichsfuehrer der SS, der
- sich selbst fuer die Reinkarnation von Heinrich I., dem 1. deutschen
- Koenig (919-936 u.Z.), hielt.
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- Das Buch "Heide sein. Die europaeische Glaubensalternative" des
- fuehrenden Ideologen der westeuropaeischen Neuen Rechten, des Franzosen
- Alain de Benoist, ist ueber Schleifer ebenso erhaeltlich wie auch Kopien
- der "Ostara-Hefte" eines Lanz von Liebenfels (1874-1954). Der
- Antisemit Liebenfels, der schon 19O7 die Hakenkreuzfahne auf seiner
- Burg Werfenstein hiesste, gilt als massgeblicher Inspirator Hitlers.
- Hier ein Auszug aus einem von Schleipfer vertriebenen Ostara-Heft
- ("Besondere rassenkundliche Somatologie"; Nr. 3O, 1914): "Heiraten
- sich z.B. zwei Blonde, so ist dem Weib der Verkehr mit allen schwarzen
- Maennern nur mit grossem Risiko moeglich. Daher empfiehlt schon die
- Klugheit die Gleichrassenehe, da sie dem Mann ein scharfes
- Kontrollmittel an die Hand gibt."
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- Die "Arbeitsgemeinschaft naturreligioeser Stammesverbaende Europas"
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- Als Netzwerk verschiedenster neuheidnischer Gruppierungen in
- Westeuropa fungiert die 199O gegruendete "ArbeAnton Maegeritsgemeinschaft
- naturreligioeser Stammesverbaende Europas" (ANSE), die Sigrun
- Schleipfer, fuehrt. Schleipfer, die sich Freifrau von Schlichting nennt
- und getrennt von ihrem 2.Mann A.S.lebt, ist neben ihrer Eigenschaft
- als Grossmeisterin des AO auch aktives Mitglied der 1957 gegruendeten
- Goden, einer voelkisch-religioesen Sekte. Daneben findet sie noch Zeit
- die 1977 ins Leben gerufene "Gemeinschaft zur Erhaltung der Burgen
- e.V." (Organ: Burgnachrichten) zu leiten. Selbstredend ist sie auch
- Mitglied in der "Deutschen Burgenvereinigung e.V."
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- Die extrem kirchenfeindliche ANSE (Sitz:Ammerland/Bayern), die
- monatlich das Blaettchen "Huginn und Muninn" (Inserent darin ist u.a.
- "Der Schlesier") publiziert, fungiert als Plattform fuer die
- Vereinigung aller heidnischen Gruppen in Europa.
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- Regelmaessig wartet die ANSE mit dem Besuch von Kultstaetten, Lehrgaengen
- fuer Symbolkunde, Runenlehrgaengen oder Stammestreffen auf. Anzeigen und
- Kurzdarstellungen verschiedenster neuheidnischer Gruppierungen belegen,
- dass die ANSE weltweite Kontakte unterhaelt.
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- Durch die vielfaeltigen Aktivitaeten und die weite Verbreitung ihrer
- Zeitschriften "Irminsul" und "Huginn und Muninn" (inseriert wird u.a.
- in "Nation + Europa", dem aeltesten bundesdeutschen rechtsextremen
- Periodicum mit einer geschaetzten monatlichen Auflage von mindestens
- 15.OOO Exemplaren) ueben Adolf und Sigrun Schleipfer eine grosse
- Bedeutung im neuheidnischen Netz aus:
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- Kontakte bestehen beispielsweise zur "Heidnischen Gemeinschaft e.V."
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- Die "Heidnische Gemeinschaft e.V."
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- Ihr sechsjaehriges Bestehen (Eintrag ins Vereinsregister: 25.1O.1985)
- feiert im Oktober 1991 die Berliner "Heidnische Gemeinschaft e.V."
- (Vorlaeuferorganisationen: Germanisches Heidentum in Berlin,
- Heidnischer Gespraechskreis, Heidnische Glaubensgemeinschaft,
- Heidenspass-Kreis u.a.), deutsche Sektion der islaendischen Asatruarmenn
- (=den Asengoettern treue Menschen) und Dachorganiation aller Heiden des
- wendisch-semnonischen Stammesgebietes.
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- Nach Eigenangaben praktiziert die HG "das Heidentum der
- vorchristlichen Kulturen Mitteleuropas". Als Quellen dienen die beiden
- Edda-Handschriften, Sagen, Maerchen und Berichte antiker Autoren.
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- Die Runenenthusiasten schneidern Gewaender aus natuerlichen Stoffen, wie
- sie auch in der heidnischen Zeit getragen wurden, singen alte
- Volkslieder, musizieren mit Nachbauten mittelalterlicher Instrumente,
- pflegen Volkstaenze oder benutzen zuweilen die gotische Schrift.
- Daneben werden auch alte Waffen hergestellt und man befasst sich
- intensiv mit den Einweihungs-und Kriegerriten der Vorfahren. Trainiert
- wird der Kampf mit Waffen wie Schwertkampf, Stockfechten, Axtwerfen,
- Bogenschiessen zum Aufbau eines "esoterischen Kriegertums". Regelmaessig
- treffen sich die Heiden zu speziellen Kursen in der Natur, z.B.
- Schamanismus, magische Naturheilkunde, Runenkunde. Heidnische
- Hochzeiten werden gefeiert. Eine vorherige standesamtliche Trauung ist
- nicht noetig. Geheiratet wird nach uraltem heidnischem Ritus, wobei
- auch die Vielehe eingegangen werden kann. Mit Stolz vermerkt die
- Gemeinschaft in einer Selbstdarstellung im "Runenstein. Rundbrief fuer
- Heidentum und Umweltschutz": "199O wurden zwei Neugeborene mit
- heiligem Osterwasser heidnisch den Goettern geweiht." Weitere
- Aktivitaeten dienen der Saeuberung von Kultstaetten, der Errichtung von
- Altaeren in den Heiligtuemern, Fahrten zu Heiden nach
- "Mitteldeutschland"(!), der Uebersetzung von Zauberspruechen des
- 8.-15.Jhrs oder dem Herstellen des regelmaessigen Rundbriefes "Der
- Runenstein. Rundbrief fuer Heidentum und Umweltschutz".
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- Der Runenstein, von Michael Pflanz herausgegeben, beschwoert die
- Vielfalt der goettlichen Kraefte und heidnischen Kulte ("das Essen der
- dem Wotan heiligen Gans") und gibt heidnischen Gruppen die Moeglichkeit
- der Selbstdarstellung. So u.a. dem "Urlagu-Verbund" (Hildesheim), der
- am indogermanischen Brauchtum anknuepfen moechte: "Urlagu will mit dem
- Vorurteil, unsere Vorfahren -Germanen und Kelten- waeren stumpfsinnige,
- halb nackte Wilde gewesen, Schluss machen. Die Roemer sind auch nicht
- das Mass aller Dinge."
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- Lapidar bekennt sich Pflanz im "Runenstein" zum Revanchismus: "Die
- faelschliche Bezeichnung Ostdeutschlands als Polen (...) bedauern wir
- und bitten das Versehen zu entschuldigen."
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- Laut Statut distanziert sich die HG, ein als gemeinnuetzig
- eingetragener Verein, jedoch vom "Faschismus und Rassismus" und
- verlangt von den Mitgliedern eine entsprechende Erklaerung.
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- Vortraege der HG finden zuweilen in einem Berliner Rathaus statt, das
- die Stadt -wegen der staatlichen Anerkennung der heidnischen
- Vereinigung- kostenlos abtreten muss.
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- Intensiv befasst sich die HG mit germanischer, ostgermanischer und
- celtischer Mythologie, "wobei die germanische Mythologie den
- Schwerpunkt bildet".
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- Die Heidnische Gemeinschaft (Jahresmitgliedsbeitrag: DM 6O,-),
- Dachorganisation der Berliner Heiden, charakterisiert sich selbst als
- "eine Vereinigung, deren Mitglieder sich zu den heidnischen
- Naturgoettern und zur germanisch-slavisch-keltischen Naturreligion
- bekennen. Wir versuchen, die Naturverbundenheit unserer Vorfahren
- wieder so zu leben, wie es uns in den mythologischen Quellen
- ueberliefert ist."
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- 3 Bedingungen muessen erfuellt werden, um als 1.Gode der "Heidnischen
- Gemeinschaft" und Wicca-Priester-Gode anerkannt zu werden:
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- - die Wissenspruefung vor dem Rat der Goden bzw. der Gemeinschaft
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- - die Wahl auf dem Thing durch die Heiden
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- - die Weihe durch 3 andere Priester
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- Die Bedeutung der Gemeinschaft liegt in der Herausgabe einer
- "Germanischen Reihe", fuer die u.a. in in dem explizit rechtsextremen
- Blaettchen "Huginn und Muninn" geworben wird.
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- In dieser "Germanischen Reihe" liegen bisher Broschueren zu Themen vor,
- wie: Runen, Germanische Feste, Kultstaetten, Wiedergeburtsglaube,
- Heldenmythen, Thule, Atlantis.
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- Bei der pseudowissenschaftlichen Verarbeitung greifen die Autoren Geza
- von Nemnyi, aktives Mitglied des "Armanen-Ordens" und Michael Pflanz,
- vom Landesverband der Gruenen Mitte der achtziger Jahre ausgeschlossene
- Mitglieder, gerne auf Literatur der intellektuellen "Neuen Rechten"
- zurueck: Besonders beliebt sind Werke von Jacques de Mahieu und Juergen
- Spanuth. Buecher, die im Tuebinger Grabert-Verlag, Hort des
- bundesdeutschen Revisionismus, erschienen sind. Zitiert wird aber auch
- die rassistische "Nordische Zeitung" aus dem direkten Umfeld des
- Hamburger Rechts-Anwaltes Juergen Rieger, des pausenlosen Verteidigers
- bei Prozessen gegen alte und neue Rechtsextremisten.
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- Die "Germanische Glaubens-Gemeinschaft"
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- Aufs engste ist die HG mit der "Germanischen
- Glaubens-Gemeinschaft"(GGG) verbunden (gleiches Postscheckkonto wie
- die HG), die seit 1991 die 4 mal jaehrlich (Preis: DM 15,-)
- erscheinende Zeitschrift "Germanen-Glaube" herausgibt.
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- Die enge personelle Verbundenheit von "Heidnischer Gemeinschaft" und
- "Germanischer Glaubens-Gemeinschaft" verkoerpert der Dipl.-Designer
- Gza von Nemnyi. Der 1958 in Koeln geborene V-Gode (= Gode eines
- Heiligtums) Nemnyi, gilt als geistiger Schoepfer und Organisator
- beider germanophiler Gruppierungen.
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- Direkter Vorlaeufer der heutigen GGG ist die 19O7 von dem
- Kunstprofessor Ludwig Fahrenkrog (2O.1O.1867-27.1O.1952) gegruendete
- gleichnamige Gemeinschaft.
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- Fahrenkrog veroeffentlichte 19O6 das Buch "Geschichte meines Glaubens",
- das als erster Impuls fuer die Gruendung einer
- Germanischen-Glaubens-Gemeinschaft zu sehen ist. 19O8 wird die
- "Germanisch-deutsch-religioese-Gemeinschaft" von ihm ins Leben gerufen,
- die sich am 3.8.1913 auf dem Allthing (=ordentliche
- Mitgliederversammlung) ihren heutigen Namen gibt.
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- Wie die HG grenzt sich auch die GGG offiziell vom "brauen Rand" ab:
- "Berichte und Gruppen, die rechtsradikale Zielsetzung vertreten,
- kommen bei uns allerdings nicht zu Wort.".
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- Nichtsdestotrotz weist der"Germanen-Glaube" auf Veranstaltungen der
- ANSE, des "Armanen-Ordens" oder des "Bundes der Goden" hin, der sich
- zur Arbeitstagung vom 18.-2O.Oktober d.J. im nordbadischen Weinheim
- trifft.
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- Das "Fest der Leinernte"
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- Kraeftig geworben wird bei verschiedensten heidnischen und
- germanophilen Gruppierungem -so auch im Runenstein- jetzt bereits fuer
- das "Fest der Leinernte", das 1994 zum zweiten Mal in der
- Bundesrepublik zelebriert wird.
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- Beim 1.Treffen fanden 1982 19 verschiedene Heidengruppen ihren Weg auf
- die Burg Gleichberg bei Giessen.
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- Erwaehnt wird das "Fest der Leinernte", das im zweijaehrigen Abstand in
- verschiedenen Laendern Westeuropas (199O in Grossbritannien, 1992 in
- Frankreich) ausgetragen wird, schon um das Jahr 986 in der aelteren
- EDDA. Freifrau von Schlichting, massgeblich an der Organisation der
- Treffen beteiligt: "Das Fest der Leinernte bedeutete sinnbildlich die
- Verbundenheit der Menschen mit den Goettinnen und Goettern zur
- Errichtung einer Kultur. Dieses Fest setzt Spindeln, Spinnraeder,
- Webstuehle ... Ansaessigkeit und genuegend Bevoelkerung voraus, so dass es
- im keltisch-germanischen Abendland als ein Fest des Bestehens aeltester
- Kultur und Religion gefeiert wurde." Europa muss "sich gegen die
- Uebermacht der vielen Riesen in allen seinen Stammesgebieten aus
- eigener urabendlaendisch-europaeischer Wurzel wieder behaupten und
- durchsetzen". Deshalb "bittet es alle weissen Menschen guter Art um
- ihre Mithilfe." Schlichting weiter: Deshalb ist es "die groesste
- Infamie, die sich denken laesst, (geistiger Holocaust), Voelkern mit
- Gewalt und unter staendiger Todesandrohung, die Verbindung zu ihrer
- Religion zu nehmen, wie es uns Abendlaendern in den vergangenen 12OO
- Jahren ergangen ist."
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