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- Vom Teen-ager zum Man-ager
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- Die Entwicklung vom Teen-ager zum Man-ager ist der emanzipatorische
- Versuch des Mannes. Manager kann jeder werden, entweder durch eigenes
- Koennen oder durch die Dummheit der anderen. Die kurze Karriere von
- Studium zum Fruehrentner wird bekanntlich durch das Peter-Prinzip
- gepraegt, das heisst in der Hierachie einer Unternehmung neigt jeder
- Beschaeftigte dazu, bis zu seiner Stufe der Unfaehigkeit aufzusteigen.
- Mit anderen Worten : vom Man-ager zum Vers-ager. Man nennt dies
- Management Development. Nachwuchskraefte, die wir so entsorgen wollen,
- bezeichnen wir als "vielversprechend".
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- Das Wort "Manager" wird nicht nur fuer Herren angewendet. Es fuehrt
- aber zu Missverstaendnissen, wenn man weibliche Fuehrungskraefte mit
- "Miss Manager" bezeichnet. Der Begriff Mis-Management ist nicht dem
- weiblichen Geschlecht vorbehalten. Vielmeht gilt: Irren ist maennlich.
- Die Entwicklung vom Manager zum Top-Manager deutet sich dadurch an,
- dass er zunehmend in Ich-Form spricht und zu grundsaetzlichen
- Monologen neigt. Hinzu kommt, dass seine menschlichen Grund -
- beduerfnisse vom Geltungsbeduerfnis domoniert werden.
- Damit kommen wir zur Unterteilung der Unternehmensangehoerigen in
- Fachleute, Manager und Top-Manager. Der Fachmann denkt nicht, er
- weiss. Der Manager denkt, aber weiss nichts. Der Top-Manager erspart
- sich das Denken und weiss nichts, er hat unternehmerisches Gespuer.
- Top-Manager sind einsam, einsame Spitze.
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- Wenn die Zahl der Vorstandsmitglieder die Zahl der Kunden zu
- uebersteigen droht, ueberwindet der Top-Manager seine Einsamkeit,
- indem er kongeniale Unternehmensberater einschaltet, deren Erfolgs -
- rezept allgemein lautet: Knallhart in der Darstellung und banal in der
- Sache. Von ihnen wird verlangt: Distanz zur Realitaet, systematische
- erfassung der Irrelevanz, geistige Durchdringung des Nichts,
- Interpretation des Banalen und Analyse des Unvorhersehbaren. Der
- Unternehmensberater ist also ein Mann der 49 Liebespositionen kennt,
- aber kein einziges Maedchen.
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- Die Managertaetigkeit selbst wird von Murphy's Geset beherrscht: "Wenn
- etwas schiefgehen kann, dann geht es auch schief". In der Management
- Hierachie heisst das: Je hoeher man die Leiter erklimmt, desto mehr
- Fehler kann man sich erlauben. Wenn man schliesslich nur noch Fehler
- macht, nennt man das Fuehrungsstil. Mit anderen Worten: Wo ein
- Top-Manager auftaucht, klappt nichts - aber er taucht nicht ueberall
- auf. Art und Umfang der Entscheidungen werden wesentlich vom
- Temperament der Top-Manager bestimmt.
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- Man unterscheidet folgende Manager - Typen:
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- Zunaechst einmal den Hyper-Dynamiker. Er froent der Decision by
- Overdrive und zeichnet sich durch provozierende Zielsetzung fuer seine
- Untergebenen aus. Zugleich geniesst er die bei seinen Kollegen
- ausgeloesten Ueberraschungseffekte (Management by Fascination).
- Sachdienliche Hinweise auf Risiken vermoegen ihn zur Raserei zu
- bringen. Das Unternehmen verkraftet seine Anstoesse, wenn ein nicht
- unwesentlicher Teil durch ausgedehnte Dienstreisen und haeufige
- Bewirtungen neutralisiert wird .
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- Das temperamentsmeassige Gegenstueck ist der buerokratische
- Phlegmatiker. Dieser Manager-Typ, der in fanatischer Weise dem
- Vorsichtsprinzip huldigt, fuehrt nach der Bonsai-Methode: Jede
- aufkeimende Initiative wird sofort beschnitten. Wenn es einen Weg
- gibt, wichtige Entscheidungen zu verzoegern, er wird ihn mit
- Sicherheit finden.
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- Der hochintellektuelle Manager weiss zu jedem Problem eine schlaue
- Frage und schlaegt scharfsinnige Loesungen vor, die nicht zum Problem
- passen. Bei Entscheidungen und insbesondere bei deren Umsetzung haelt
- er sich wohlweislich zurueck, um ungehindert neue kritische Fragen
- stellen zu koennen. Sein Pedant ist der Praktiker, der stets grosse
- Stuecke auf sich selbst haelt und fuer den Konzeption und Konfusion
- identische Begriffe sind. Er weiss, dass die Alternative zur Sackgasse
- der Holzweg ist und folgt ihm entschlossen.
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- Neben dem gemeinen Manager gibt es noch den Konzernmanager. Mit
- latentem Informationsdefizit ist er der einzige Manager mit
- Ueberblick. Wenn er eine Stimme aus dem Konzern-Chaos hoert : Sei
- gelassen und froh - es koennte schlimmer kommen", dann ist er gelassen
- und froh - und es kommt schlimmer!
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- Das Allerletzte ist der Euro-Manager. Er stammt aus einem Elternhaus
- mit gemischten Nationalitaeten, hat an einer Busines-School studiert,
- ist mit einer Exotin verheiratet, traegt Flanellhosen von Saint
- Laurent und haelt sich vornehmlich auf Airports auf. Er ist ein
- gesellschaftliches Ass mit erotischer Ausstrahlung.
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- Unentbehrlich ist der Top-Manager als Aufsichtsrat, weil er
- "auf Sicht raet" wie sich das Geschaeft entwickelt.
- Ein unwiderstehliches Spielzeug fuer den Top-Manager ist die Planung,
- die in ihrem Kern auf das Ersetzen des Zufalls durch Irrtum
- zurueckgefuehrt werden kann. Heute kann man mit Hilfe der Computer
- schneller und genauer irren.
- Die zweite Leidenschaft des Top-Managers ist die Rechnungslegung
- seiner Spitzenleistungen. Sie darf nicht einseitig gebildeten
- Finanzexperten ueberlassen werden, sonder erfordert eine
- professionelle Behandlung durch das Top-Management.
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- Professionelles Bilanzmanagement vollzieht sich in folgenden Phasen:
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- 1. Praejudiz des Jahresergebnisses durch den Vorstandsvorsitzenden;
- 2. Aufstellung des Abschlusses durch das Rechnungswesen;
- 3. Verwirrung des Vorstandes;
- 4. Suche nach bilanzpolitischen Korrekturmoeglichkeiten;
- 5. Frustration des Rechnungswesens;
- 6. Begeisterung des Vorstandsvorsitzenden;
- 7. Resignation des Abschlusspruefers;
- 8. Auszeichnung des Vorstandes durch den Aufsichtsrat;
- 9. Beruhigung der Kreditgeber
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- Obwohl Erfolg so ziemlich das letzte ist, was einem Manager von
- Kollegen verziehen wird, spricht er staendig davon. Lassen Sie ihm
- dies selbst erarbeitete Vorurteil!
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