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Teil III
Netzwerk konfigurieren
147
Kapitel 5
Linux im Netzwerk
Vorbemerkung zur Vernetzung
In unserem Zeitalter der Kommunikation ist die Anzahl der miteinander ver-
netzten Computer bereits so gro▀, dass ein einzelner, nicht zumindest zeit-
weise vernetzter Computer selten geworden ist. Linux, als echtes Kind des
Internets, bietet alle Voraussetzungen und alle notwendigen Netzwerktools
zur Einbindung in diverse Netzwerkstrukturen.
In diesem Kapitel wird eine ▄bersicht ⁿber die zur Einrichtung und War-
tung der Netzwerkanbindung notwendigen Handgriffe gegeben, es werden
die zentralen Konfigurationsdateien besprochen, und einige der wichtigsten
Tools werden vorgestellt.
ZunΣchst wird gezeigt, wie ein Linux-Rechner in ein bestehendes LAN ein-
gebunden werden kann, bzw. wie ein kleines Netzwerk, bestehend aus Li-
nux-Rechnern, aufzubauen ist. Danach geht es um den Anschluss an ande-
re Rechner via Modem. Es wird erlΣutert, wie eine Internet-Anbindung per
PPP vorgenommen werden kann. Ein lΣngerer Abschnitt ist der ISDN-Kon-
figuration gewidmet. Dann wird die Konfiguration des Mail- und des News-
Systems kurz besprochen. Den Abschluss bildet die Vorstellung eines Fax-
Systems unter Linux.
Praktisch die gesamte Netzwerkkonfiguration k÷nnen Sie mit YaST durch-
fⁿhren (siehe Abschnitt 3.6 auf Seite 100 und Abschnitt 17.6 auf Seite 445);
da jedoch gerade die Konfiguration eines Netzwerks beliebig komplex wer-
den kann, werden in diesem Kapitel auch die grundlegenden Mechanismen
und die fⁿr die Konfiguration des Netzwerks relevanten Dateien beschrieben.
Auf gute Nachbarschaft ¡ die Einbindung ins LAN
Einen Linux-Rechner in ein aus anderen Unix-Rechnern ¡ darunter k÷nnen
sich natⁿrlich auch weitere Linux-Rechner befinden ¡ bestehendes LAN ein-
zubinden, stellt kein gro▀es Problem dar. Es mⁿssen einige (wenige) Voraus-
setzungen erfⁿllt sein, die aber keine grundsΣtzliche EinschrΣnkungen fⁿr den
Einsatz von Linux in einer Netzwerkumgebung darstellen.
Voraussetzungen, Vorarbeit
Linux unterstⁿtzt mittlerweile eine bunte Palette von Netzwerkkarten ¡ Ether-
net, Arcnet, einige TokenRing ¡ und kennt fast alle gΣngigen Netzwerkpro-
149
5. Linux im Netzwerk
tokolle ¡ TCP/IP, IPX, AppleTalk. Auf alle theoretisch m÷glichen Konfigu-
rationen einzugehen, wⁿrde den Rahmen dieses Kapitels bei weitem spren-
gen; daher soll hier nur beispielhaft ein Normalfall" behandelt werden, also
die Integration eines Linux-Rechners mit einer Ethernetkarte in ein TCP/IP-
Netzwerk. Aktuelle Informationen bezⁿglich anderer Netzwerke finden Sie
unter anderem bei den Kernelquellen im Verzeichnis /usr/src/linux/
Documentation. Darⁿber hinaus liefert die Hilfefunktion beim Konfigu-
rieren des Kernels wertvolle Zusatz-Informationen.
Die folgenden Voraussetzungen mⁿssen erfⁿllt sein:
* Der Rechner muss ⁿber eine unterstⁿtzte Netzwerkkarte verfⁿgen; ob die
Karte korrekt erkannt wurde, k÷nnen Sie unter anderem daran sehen, dass
die Ausgabe des Kommandos
erde:~ # /sbin/ifconfig
eine Zeile enthΣlt, die mit eth0: beginnt.
Wenn der Kernel-Support fⁿr die Netzwerkkarte als Modul realisiert wird
¡ so wie es beim SuSE-Kernel standardmΣ▀ig der Fall ist ¡, dann muss der
Name des Moduls als Alias in der /etc/modules.conf eingetragen
werden; fⁿr die erste Ethernet-Karte z. B. in dieser Art:
alias eth0 tulip
Dies geschieht automatisch, wenn im Linuxrc wΣhrend der Erstinstallati-
on der Treiber-Support fⁿr die Netzwerkkarte geladen wird. NachtrΣglich
lΣsst sich diese Aufgabe von YaST aus erledigen (vgl. Abschnitt 3.6.1 auf
Seite 100).
Sind diese Voraussetzungen erfⁿllt, so sollten vor der Netzwerkkonfiguration
noch die Begriffe in Tabelle 5.1 auf Seite 152 kurz bedacht werden.
Rechnername Der Name, den der Rechner im Netzwerk haben soll,
z. B. erde. Der Name sollte nicht mehr als acht Zei-
chen umfassen und darf im lokalen Netzwerk noch
nicht vergeben worden sein.
Domainname Der Name der Domain, der der Rechner angeh÷ren
wird. Domains dienen der Gliederung von Netzen.
Ein Rechner wird adressiert durch Angabe seines voll
qualifizierten Domainnamens (engl. fully qualified do-
main name (FQDN)), der sich aus Rechnernamen,
Domainnamen und Top-Level-Domain zusammen-
setzt. So ist z. B. erde.kosmos.all der Rechner
erde in der Domain kosmos.all. Die Top-Level-
Domain umfasst h÷chstens vier Buchstaben. Das
Muster fⁿr einen voll qualifizierten Domainnamen ist
Rechnername.Domainname.Top-Level-Domain.
Tabelle 5.1: Fortsetzung auf der nΣchsten Seite...
150
5. Linux im Netzwerk
IP-Adresse Die Adresse des Rechners im Netzwerk. Jeder Rech-
ner im Netz hat fⁿr jede Netzwerkschnittstelle (z. B.
Netzwerk- oder ISDN-Karte) mindestens eine Adres-
se, die im Netz eindeutig ist. Diese Adresse besteht
nach dem derzeit gⁿltigen Standard aus einer Sequenz
von vier Bytes, die normalerweise durch Punkte ge-
trennt ¡ also beispielsweise 192.168.0.20 ¡ dar-
gestellt werden.
Bei der Wahl der IP-Adressen ist zu bedenken, ob
das lokale Netz einmal mit dem Internet verbunden
werden soll. Ist dies der Fall, so ist zu empfehlen,
dass von vornherein registrierte IP-Adressen verwen-
det werden.
Fⁿr rein private Netze sind durch das Arbeitspapier
RFC 1597 drei Adressbereiche vorgesehen, bei de-
nen sichergestellt ist, dass selbst bei einer versehent-
lich bestehenden Verbindung zum Internet keine Pro-
bleme entstehen, da sie zwischen Internet-Systemen
nicht geroutet werden. Diese Adressbereiche sind:
10.0.0.0 10.255.255.255 (Class A-Netz)
172.16.0.0 172.31.255.255 (Class B-Netz)
192.168.0.0 192.168.255.255 (Class C-Netz)
Einige IP-Adressen sind nicht fⁿr Rechner bestimmt,
sondern haben spezielle Funktionen. So steht bei-
spielsweise 192.168.0.0 fⁿr das Netzwerk an
sich und 192.168.0.255 ist die dazugeh÷rige
Broadcast-Adresse.
Gatewayadresse Wenn sich im Netzwerk ein als Gateway fungierender
Rechner befindet, d. h. ein Rechner, der in mehr als
einem Netz hΣngt und der das Weiterleiten von Netz-
werkpaketen in das fremde Netz ⁿbernimmt, so kann
dessen Adresse bei der Netzwerkkonfiguration ange-
geben werden.
Netzwerkmaske Mit Hilfe der Netzwerkmaske (netmask) wird ent-
schieden, in welchem Netzwerk eine gegebene Adres-
se zu finden ist. Die IP-Adresse des Rechners wird
mit der Netzwerkmaske durch ein logisches UND ver-
knⁿpft, wodurch der Host-Anteil der Adresse ausge-
blendet wird, also nur noch die Adresse des Netz-
werks ⁿbrig bleibt. 255.255.255.0 ist beispiels-
weise eine typische Netzwerkmaske.
Tabelle 5.1: Fortsetzung auf der nΣchsten Seite...
151
5. Linux im Netzwerk
Adresse des Na- Der Nameserver stellt den Dienst DNS (engl. Do-
meservers main Name Service) zur Verfⁿgung, mit dem sich
Rechnernamen in IP-Adressen wandeln lassen. So
wird beispielsweise dem Rechnername erde die IP-
Adresse 192.168.0.20 zugeordnet. Ist ein Name-
server ⁿber das Netz zu erreichen und soll dieser ver-
wendet werden, so muss dessen IP-Adresse bei der
Netzwerkkonfiguration angegeben werden.
Tabelle 5.1: Werte fⁿr Netzwerkkonfiguration
5.1 Konfiguration mit Hilfe von YaST
Nun k÷nnen Sie die Konfiguration der Netzwerksoftware mit YaST durch-
fⁿhren. Beachten Sie dabei die in Abschnitt 5 auf Seite 149 aufgefⁿhrten
Punkte.
1. Loggen Sie sich als Benutzer `root' ein.
2. Starten Sie YaST und wechseln Sie in das Menⁿ `Administration
des Systems', `Netzwerk konfigurieren', `Netzwerk-
Grundkonfiguration'.
Abbildung 5.1: Netzwerkkonfiguration mit YaST
3. WΣhlen Sie eine freie `Nummer', z. B. 0.
4. WΣhlen Sie durch Drⁿcken von F5 als Device `Ethernet' aus, und
verlassen Sie die Eingabemaske durch BetΣtigen des Buttons `Weiter'.
5. Drⁿcken Sie bitte F6 (`IP-Adresse'), und geben Sie die IP-Adresse
des Rechners ein, also beispielsweise 192.168.0.20. Als nΣchs-
tes muss die Netzwerkmaske angegeben werden. Fⁿr ein Class C-
Netz (bis zu 254 Rechner in einem Subnetz), ist diese typischerweise
255.255.255.0. Ist kein Gatewayrechner im Netzwerk, sollte hier
nichts angegeben werden; vgl. Abbildung 5.1.
152
5.1. Konfiguration mit Hilfe von YaST
6. Verlassen Sie die Eingabemaske durch BetΣtigen des Buttons `Wei-
ter'.
7. Aktivieren Sie das Netzwerk-Device mit F4
.
8. Durch Drⁿcken von F10 k÷nnen Sie die Konfiguration speichern, mit
Esc k÷nnen Sie die Maske verlassen, ohne dass die ─nderungen gesi-
chert werden.
9. Im Menⁿ `Rechnernamen Σndern' k÷nnen Sie dem Rechner einen
Rechnernamen geben oder einen bestehenden Rechnernamen Σndern. In
die Eingabemaske des Menⁿs wird auch der Name der Domain eingetra-
gen, der der Rechner angeh÷ren soll.
10. Unter dem Punkt `Netzwerkdienste konfigurieren' k÷nnen
Sie festlegen, ob der inetd, das Programm portmap und der NFS-Server
gestartet werden sollen und welcher Rechner- und Domainname beim
Posten von Artikeln im USENET in die From-Zeile eintragen wird.
* Der inetd wird ben÷tigt, um bei Bedarf bestimmte Netzwerkdienste
(z. B. telnet, finger, ftp usw.) zu starten. Der inetd sollte beim Hoch-
fahren des Systems immer gestartet werden, da andernfalls eine Viel-
zahl von Diensten auf dem System nicht zur Verfⁿgung stehen; beher-
zigen Sie bei gefΣhrdeten Systemen die Richtlinien zur Sicherheit in
Abschnitt 18.2.2 auf Seite 469.
* Wenn der Rechner als NFS-Server eingesetzt oder NIS verwendet wer-
den soll, muss der Portmapper portmap beim Hochfahren des Systems
gestartet werden. Haben Sie sich dafⁿr entschieden, den Portmapper
zu starten, werden Sie anschlie▀end gefragt, ob auch der NFS-Server
gestartet werden soll.
11. Im Menⁿ `Konfiguration Nameserver' kann der Zugriff auf
einen oder mehrere Nameserver konfiguriert werden. Es k÷nnen bis zu
drei IP-Adressen durch Leerzeichen getrennt angegeben werden.
12. ▄ber den Menⁿpunkt `Sendmail konfigurieren' kann eine
grundlegende Konfiguration des Pakets sendmail vorgenommen werden.
Eine ausfⁿhrlichere Beschreibung der Konfiguration von Sendmail finden
Sie im Abschnitt 6.8 auf Seite 200.
Darⁿber hinaus k÷nnen Sie eine ganze Reihe weiterer Einstellungen direkt
in der zentralen Konfigurationsdatei /etc/rc.config vornehmen; auch
hierbei werden Sie von YaST unterstⁿtzt (siehe Abschnitt 17.6 auf Seite 445).
Damit ist die Netzwerkkonfiguration abgeschlossen. YaST ruft abschlie▀end
SuSEconfig auf und lΣsst die gemachten Angaben in die entsprechenden Da-
teien eintragen (siehe Abschnitt 5.2 auf der nΣchsten Seite). Damit die Ein-
stellungen wirksam werden, mⁿssen die betroffenen Programme neu konfi-
guriert und die ben÷tigten Daemonen neu gestartet werden. Dies k÷nnen Sie
erreichen, indem Sie den Befehl
erde:~ # rcnetwork restart
eingeben (siehe auch Kapitel 17 auf Seite 439).
153
5. Linux im Netzwerk
5.2 Manuelle Netzwerkkonfiguration ¡ wo steht was?
Die manuelle Konfiguration der Netzwerksoftware sollte stets die zweite
Wahl sein. Besser ist es, YaST zu benutzen, jedoch kann YaST nicht alle
Bereiche der Netzwerkkonfiguration abdecken, sodass in manchen FΣllen ma-
nuelle Nacharbeit n÷tig sein kann.
5.2.1 Konfigurationsdateien
Dieser Abschnitt gibt eine ▄bersicht ⁿber die Netzwerkkonfigurationsdateien
und erklΣrt ihre Funktion sowie das verwendete Format.
/etc/rc.config
In dieser zentralen Konfigurationsdatei (siehe Abschnitt 17.5 auf Sei-
te 444) wird der gr÷▀te Teil der Netzwerkkonfiguration vorgenommen.
Bei VerΣnderung mittels YaST oder durch den Aufruf von SuSEconfig,
nachdem die Datei manuell verΣndert wurde, werden aus diesen EintrΣ-
gen die meisten der folgenden Dateien automatisch generiert. Auch die
Bootskripten werden ⁿber die Einstellungen in dieser Datei konfiguriert.
Wenn Sie diese Datei von Hand verΣndern, mⁿssen Sie nachfolgend immer
SuSEconfig aufrufen, damit die geΣnderte Konfiguration automatisch in
die richtigen Dateien eingetragen wird.
/etc/hosts
In dieser Datei (siehe Datei 5.2.1) werden Rechnernamen IP-Adressen
zugeordnet. Wird kein Nameserver verwendet, so mⁿssen hier alle Rech-
ner aufgefⁿhrt werden, zu denen eine IP-Verbindung aufgebaut werden
soll. Je Rechner wird eine Zeile bestehend aus IP-Adresse, dem voll qua-
lifizierten Hostnamen und dem Rechnernamen, z. B. erde in die Datei
eingetragen. Die IP-Adresse muss am Anfang der Zeile stehen, die Ein-
trΣge werden durch Leerzeichen bzw. Tabulatoren getrennt. Kommentare
werden durch `#' eingeleitet.
## hosts This file describes a number of hostname-to-
address
# mappings for the TCP/IP subsystem. It is mostly
# used at boot time, when no name ser-
vers are running.
# On small systems, this file can be used ins-
tead of a
# "named" name server. Just add the na-
mes, addresses
# and any aliases to this file...
#127.0.0.1 localhost
192.168.0.1 sonne.kosmos.all sonne
192.168.0.20 erde.kosmos.all erde
# End of hosts
Datei 5.2.1: /etc/hosts
154
5.2. Manuelle Netzwerkkonfiguration ¡ wo steht was?
/etc/networks
Hier werden Netzwerknamen in Netzwerkadressen umgesetzt. Das For-
mat Σhnelt dem der hosts-Datei, jedoch stehen hier die Netzwerknamen
vor den Adressen (siehe Datei 5.2.2 auf der nΣchsten Seite).
## networks This file describes a number of netname-to-address
# mappings for the TCP/IP subsystem. It is mostly
# used at boot time, when no name ser-
vers are running.
#loopback 127.0.0.0
localnet 192.168.0.0
# End of networks.
Datei 5.2.2: /etc/networks
order hosts, bind Legt fest, in welcher Reihenfolge die Diens-
te zum Aufl÷sen eines Namens angespro-
chen werden sollen. M÷gliche Argumente
sind:
hosts: Durchsuchen der Datei
/etc/hosts
bind: Ansprechen eines Nameservers
multi on/off Bestimmt, ob ein in /etc/hosts eingetra-
gener Rechner mehrere IP-Adressen haben
darf.
nospoof on Diese Parameter beeinflussen das spoofing
alert on/off des Nameservers, haben aber weiter keinen
Einfluss auf die Netzwerkkonfiguration.
trim <domainname> Der angegebene Domainname wird vor dem
Aufl÷sen des Rechnernamens von diesem
abgeschnitten (insofern der Rechnername
diesen Domainnamen enthΣlt). Diese Op-
tion ist dann von Nutzen, wenn in der Datei
/etc/hosts nur Namen aus der lokalen
Domain stehen, diese aber auch mit ange-
hΣngtem Domainnamen erkannt werden sol-
len.
Tabelle 5.2: Parameter fⁿr /etc/host.conf
/etc/host.conf
Das Aufl÷sen von Namen ¡ d. h. das ▄bersetzen von Rechner- bzw. Netz-
werknamen ⁿber die resolver-Bibliothek ¡ wird durch diese Datei gesteu-
ert. Es k÷nnen verschiedene Parameter eingestellt werden. Jeder Parame-
155
5. Linux im Netzwerk
ter muss in einer eigenen Zeile stehen, Kommentare werden durch `#'
eingeleitet. Die m÷glichen Parameter zeigt Tabelle 5.2.
156
5.2. Manuelle Netzwerkkonfiguration ¡ wo steht was?
Ein Beispiel fⁿr /etc/host.conf zeigt Datei 5.2.3.
## /etc/host.conf
## We have named running
order hosts bind
# Allow multiple addrs
multi on
# End of host.conf
Datei 5.2.3: /etc/host.conf
/etc/nsswitch.conf
Mit der GNU C Library 2.0 hat der Name Service Switch" (NSS) Einzug
gehalten (vgl. Manual-Page von nsswitch.conf (man 5 nsswitch.conf),
sowie ausfⁿhrlicher The GNU C Library Reference Manual, Kap. "Sys-
tem Databases and Name Service Switch" 1).
In der Datei /etc/nsswitch.conf wird festgelegt, in welcher Rei-
henfolge bestimmte Informationen abgefragt werden. Ein Beispiel fⁿr
nsswitch.conf zeigt Datei 5.2.4. Kommentare werden durch `#'
eingeleitet. Dort bedeutet z. B. der Eintrag bei der Datenbank" hosts,
dass nach /etc/hosts (files) eine Anfrage ⁿber DNS (vgl. Paket
named) losgeschickt wird.
## /etc/nsswitch.conf
#passwd: compat
group: compat
hosts: files dns
networks: files dns
services: db files
protocols: db files
netgroup: files
Datei 5.2.4: /etc/nsswitch.conf
Die ⁿber NSS verfⁿgbaren Datenbanken" sind in Tabelle 5.3 auf
der nΣchsten Seite genannt; zusΣtzlich sind in Zukunft automount,
bootparams, netmasks und publickey zu erwarten.
1 Paket libcinfo, Serie doc.
157
5. Linux im Netzwerk
aliases Mail-Aliase, von sendmail(8) verwendet; vgl.
Manual-Page von aliases (man 5 aliases).
ethers Ethernet-Adressen.
group Fⁿr Benutzergruppen, von getgrent(3)
verwendet; vgl. Manual-Page von group
(man 5 group).
hosts Fⁿr Hostnamen und IP-Adressen, von
gethostbyname(3) und Σhnlichen Funktionen
verwendet.
netgroup Im Netzwerk gⁿltige Liste von Hosts und Benutzern,
um Zugriffsrechte zu steuern; vgl. Manual-Page von
netgroup (man 5 netgroup).
networks Netzwerknamen und -adressen, von getnetent(3)
verwendet.
passwd Benutzerpassw÷rter, von getpwent(3) verwendet;
vgl. Manual-Page von passwd (man 5 passwd).
protocols Netzwerk-Protokolle, von getprotoent(3)
verwendet; vgl. Manual-Page von protocols
(man 5 protocols).
rpc Remote Procedure Call"-Namen und -Adressen,
von getrpcbyname(3) und Σhnlichen Funktionen
verwendet.
services Netzwerkdienste, von getservent(3) verwendet.
shadow Shadow"-Passw÷rter der Benutzer, von
getspnam(3) verwendet; vgl. Manual-Page
von shadow (man 5 shadow).
Tabelle 5.3: ▄ber /etc/nsswitch.conf verfⁿgbare Datenbanken"
Die Konfigurationsm÷glichkeiten der NSS- Datenbanken" stehen in Ta-
belle 5.4 auf der nΣchsten Seite.
files direkt auf Dateien zugreifen, z. B. auf /etc/
aliases.
db ⁿber eine Datenbank zugreifen.
nis NIS , vgl. Abschnitt 5.4 auf Seite 162.
nisplus
dns Nur bei hosts und networks als Erweiterung ver-
wendbar.
compat Nur bei passwd, shadow und group als Erweite-
rung verwendbar.
Tabelle 5.4: Fortsetzung auf der nΣchsten Seite...
158
5.2. Manuelle Netzwerkkonfiguration ¡ wo steht was?
zusΣtzlich ist es m÷glich, unterschiedliche Reaktionen bei
bestimmten Lookup-Ergebnissen auszul÷sen; De-
tails sind der Manual-Page von nsswitch.conf
(man 5 nsswitch.conf) zu entnehmen.
Tabelle 5.4: Konfigurationsm÷glichkeiten der NSS- Datenbanken"
/etc/nscd.conf
▄ber diese Datei wird der nscd (engl. Name Service Cache Daemon) kon-
figuriert; vgl. Manual-Page von nscd (man 8 nscd) und Manual-Page
von nscd.conf (man 5 nscd.conf). Betroffen sind die Informa-
tionen von passwd, groups und hosts. Der Daemon muss neu ge-
startet werden, wenn z. B. die Namensaufl÷sung (DNS) durch ─nderung
der /etc/resolv.conf umgestellt wird; dazu dient dieser Befehl:
erde: # /sbin/init.d/nscd restart
Wenn beispielsweise das Caching fⁿr passwd aktiviert ist, dauert es in der
Regel 15 Sekunden, bis ein neu angelegter lokaler Benutzer dem System
bekannt ist. Durch das Neustarten des nscd kann diese Wartezeit verkⁿrzt
werden.
/etc/resolv.conf
Wie bereits die Datei /etc/host.conf, so spielt auch diese Datei in
Bezug auf Aufl÷sung von Rechnernamen durch die resolver-Bibliothek
eine Rolle.
Hier wird angegeben, welcher Domain der Rechner angeh÷rt (Schlⁿssel-
wort search) und wie die Adresse des Nameservers ist (Schlⁿsselwort
nameserver), der angesprochen werden soll. Es k÷nnen mehrere Do-
mainnamen angegeben werden. Beim Aufl÷sen eines nicht voll qualifi-
zierten Namens wird versucht, durch AnhΣngen der einzelnen EintrΣge in
search einen gⁿltigen, voll qualifizierten Namen zu erzeugen. Mehre-
re Nameserver k÷nnen durch mehrere Zeilen, die mit nameserver be-
ginnen, bekannt gemacht werden. Kommentare werden wieder mit `#'
eingeleitet.
Ein Beispiel fⁿr /etc/resolv.conf zeigt Datei 5.2.5 auf der nΣchs-
ten Seite.
YaST (siehe Abschnitt 5.1 auf Seite 152) trΣgt hier den angegebenen
Nameserver ein!
/etc/HOSTNAME
Hier steht der Name des Rechners, also nur der Hostname ohne den
Domainnamen. Diese Datei wird von verschiedenen Skripten wΣhrend
des Starts des Rechners gelesen. Sie darf nur eine Zeile enthalten, in der
der Rechnername steht! Auch diese Datei wird automatisch aus den Ein-
stellungen in /etc/rc.config generiert.
159
5. Linux im Netzwerk
# /etc/resolv.conf
## Our domain
search kosmos.all
## We use sonne (192.168.0.1) as nameserver
nameserver 192.168.0.1
# End of resolv.conf
Datei 5.2.5: /etc/resolv.conf
5.2.2 Startup-Skripten
Neben den beschriebenen Konfigurationsdateien gibt es noch verschiedene
Skripten, die wΣhrend des Hochfahrens des Rechners die Netzwerkprogram-
me starten. Diese werden gestartet, sobald das System in einen der Multiuser-
Runlevel ⁿbergeht (vgl. Tabelle 5.5 auf der nΣchsten Seite).
/sbin/init.d/network Dieses Skript ⁿbernimmt die Konfigu-
ration der Netzwerk Hard- und Soft-
ware wΣhrend der Startphase des Sys-
tems. Dabei werden auch die durch
YaST (siehe Abschnitt 5.1 auf Sei-
te 152) in /etc/rc.config einge-
tragenen Angaben zu IP- und Netz-
werk-Adresse, Netzmaske und Gate-
way ausgewertet.
/sbin/init.d/route Dient dem Setzen der statischen Rou-
ten im Netzwerk. Eine detaillierte Be-
schreibung finden Sie in Abschnitt 5.3
auf der nΣchsten Seite.
/sbin/init.d/inetd Startet den inetd, sofern es in /etc/
rc.config festgelegt ist. Dies ist
beispielsweise dann n÷tig, wenn Sie
sich vom Netzwerk aus auf diese Ma-
schine einloggen m÷chten.
/sbin/init.d/rpc Startet den Portmapper, der ben÷tigt
wird, um RPC-Server verwenden zu
k÷nnen, wie z. B. einen NFS-Server.
/sbin/init.d/ Startet den NFS-Server.
nfsserver
/sbin/init.d/sendmail Kontrolliert den sendmail-Prozess in
AbhΣngigkeit von den Einstellungen
in /etc/rc.config.
Tabelle 5.5: Fortsetzung auf der nΣchsten Seite...
160
5.3. Routing unter SuSE Linux
/sbin/init.d/ypserv Startet den NIS-Server in AbhΣngig-
keit von den Einstellungen in /etc/
rc.config.
/sbin/init.d/ypclient Startet den NIS-Client in AbhΣngig-
keit von den Einstellungen in /etc/
rc.config.
Tabelle 5.5: Startup-Skripten der Netzwerkprogramme
5.3 Routing unter SuSE Linux
Vorbemerkung
Das Einstellen der Routing-Tabelle wird unter SuSE Linux nicht ⁿber Varia-
blen in der zentralen Konfigurationsdatei /etc/rc.config, sondern ⁿber
das Skript /sbin/init.d/route und die Konfigurationsdatei /etc/
route.conf gehandhabt.
Nach der Initialisierung des Netzwerks durch die Boot-Skripten unter
/sbin/init.d/network, /sbin/init.d/inetd, /sbin/init.
d/i4l_hardware und eventuell zusΣtzlicher Boot-Skripten, wird die Da-
tei /etc/route.conf mit der Routing-Tabelle von /sbin/init.d/
route durchsucht und diese Tabelle im System gesetzt.
In der Datei /etc/route.conf k÷nnen alle statischen Routen eingetragen
werden, die fⁿr die verschiedenen Aufgaben eines Systems ben÷tigt werden
k÷nnten: Route zu einem Rechner, Route zu einem Rechner ⁿber ein Gateway
und Route zu einem Netzwerk.
Eine andere M÷glichkeit ist die Benutzung des dynamischen Routings durch
/usr/sbin/routed, dessen Konfiguration jedoch aufwendiger ist. Hier sei auf
die Manpage von routed hingewiesen.
Vorgehensweise und Benutzung
Die Regeln fⁿr die Konfigurationsdatei /etc/route.conf lehnen sich an
die Ausgabe des Befehls /sbin/route an. Wird /sbin/route ohne
weitere Argumente aufgerufen, erscheint die Routing-Tabelle, die der Kernel
gerade benutzt. Bis auf die Spalten fⁿr die EintrΣge Flags, Metric, Ref
und Use sind die EintrΣge in /etc/route.conf analog.
Dazu kurz die Regeln von /etc/route.conf:
* Zeilen mit `#' am Anfang und Leerzeilen werden ignoriert. Ein Eintrag
besteht aus einer Zeile mit mindestens zwei und maximal vier Spalten.
* In der ersten Spalte steht das Ziel einer Route. Dabei kann dort die IP-
Adresse eines Netzes oder Rechners oder bei erreichbaren Nameservern
auch der voll qualifizierte Name eines Netzes oder eines Rechners stehen.
* Das Stichwort default ist dem Eintrag des Default-Gateways vorbehal-
ten. Bitte verwenden Sie 0.0.0.0 nicht als Ziel fⁿr Routing-EintrΣge.
161
5. Linux im Netzwerk
* Die zweite Spalte enthΣlt entweder einen Platzhalter (0.0.0.0) oder die
IP-Adresse bzw. den vollen Namen eines Rechners. Dieser Rechner kann
das Default-Gateway sein oder ein Gateway, hinter dem ein Rechner oder
Netzwerk erreichbar ist.
* Die dritte Spalte enthΣlt die Netzmaske fⁿr Netzwerke oder Rechner hin-
ter einem Gateway. Fⁿr Rechner hinter einem Gateway lautet die Maske
z. B. 255.255.255.255.
* Die letzte Spalte ist nur fⁿr die am lokalen Rechner angeschlossenen
Netzwerke (Loopback, Ethernet, ISDN, PPP, Dummy-Device, ... ) wich-
tig. Hier muss der Name des Devices eingetragen werden.
Ein einfaches Beispiel einer /etc/route.conf gibt die Abbildung 5.3.1.
Werden neue EintrΣge in /etc/route.conf vorgenommen, wird durch
die Eingabe
erde:~ # rcroute restart
die Routing-Tabelle mit den neuen EintrΣgen gesetzt.
# Destination Dummy/Gateway Net-
mask Device
## 192.168.0.1 0.0.0.0 255.255.255.255 ippp0
# default 192.168.0.1
## Net devices
#127.0.0.0 0.0.0.0 255.255.255.0 lo
204.127.235.0 0.0.0.0 255.255.255.0 eth0
## Gateway
#default 204.127.235.41
## Host behind Gateway
#207.68.156.51 207.68.145.45 255.255.255.255
## Net behind a Gateway
#192.168.0.0 207.68.156.51 255.255.0.0
Datei 5.3.1: Einfaches Beispiel einer /etc/route.conf
162
5.4. NIS, die gelben Seiten im LAN
5.4 NIS, die gelben Seiten im LAN
5.4.1 Was ist NIS?
Sobald mehrere Unix-Systeme in einem Netzwerk auf gemeinsame Resour-
cen zugreifen wollen, muss sichergestellt sein, dass z. B. Benutzer- und Grup-
penkennungen auf allen Rechnern miteinander harmonieren. Das Netzwerk
soll fⁿr den Anwender transparent sein; egal an welchem Rechner er arbei-
tet, er findet immer die gleiche Umgebung vor. M÷glich wird dies durch die
Dienste NIS und NFS. NFS dient der Verteilung von Dateisystemen im Netz
und wird in Abschnitt 5.5 auf der nΣchsten Seite beschrieben.
NIS (engl. Network Information Service)2 kann als Datenbankdienst verstan-
den werden, der Zugriff auf Informationen aus den Dateien /etc/passwd,
/etc/shadow oder /etc/group netzwerkweit erm÷glicht. NIS kann
auch fⁿr weitergehende Aufgaben eingesetzt werden (z. B. fⁿr /etc/hosts
oder /etc/services); darauf soll hier jedoch nicht im Detail eingegangen
werden.
5.4.2 Einrichten eines NIS-Clients
Im Paket ypclient, Serie n, befinden sich alle notwendigen Programme
zum Einrichten eines NIS-Clients. Zur Einrichtung des NIS-Clients sind fol-
gende Schritte zu erledigen:
* Setzen der NIS-Domain beim Starten des Systems.
Dazu muss in /etc/rc.config die Variable YP_DOMAINNAME ge-
setzt werden; beim ▄bergang in einen Runlevel, in dem das Netzwerk ver-
wendet wird, wertet /sbin/init.d/network diesen Wert aus und
setzt den Namen entsprechend.
Der NIS-Domainname ist nicht zu verwechseln mit dem DNS-Domainna-
men; diese k÷nnen gleich lauten, haben jedoch grundsΣtzlich nichts mit-
einander zu tun!
* Festlegen des NIS-Servers.
Der Name des NIS-Servers wird in der /etc/rc.config durch die
Variable YP_SERVER gesetzt. SuSEconfig schreibt diese Namen im rich-
tigen Format in die Datei /etc/yp.conf (vgl. Datei 5.4.1 auf der
nΣchsten Seite); haben Sie die Variable mit YaST gesetzt, dann geschieht
dies automatisch. In dieser Datei muss es eine Zeile geben, die mit dem
Schlⁿsselwort ypserver beginnt und in der der Name des NIS-Servers
steht.
* Der Name des NIS-Servers (z. B. sonne.kosmos.all) muss ⁿber
/etc/hosts aufl÷sbar sein.
* Es muss sichergestellt sein, dass der RPC-Portmapper gestartet wird.
NIS wird ⁿber RPC (engl. Remote Procedure Calls) realisiert, deshalb
ist es Bedingung, dass der RPC-Portmapper lΣuft. Gestartet wird dieser
Server vom Skript /sbin/init.d/rpc. Auch dies wird automatisch
erledigt, wenn das Starten des Portmappers in /etc/rc.config ver-
anlasst wurde.
2 Fⁿr NIS wird vielfach synonym der Begriff `YP' verwendet; dieser leitet sich ab von den
yellow pages, also den gelben Seiten im Netz.
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5. Linux im Netzwerk
# /etc/yp.conf
## Syntax:
## ypserver <servername> Defi-
ne which host to contact
# for YP service.
#ypserver sonne.kosmos.all
# End of /etc/yp.conf
Datei 5.4.1: /etc/yp.conf
* ErgΣnzen der EintrΣge in /etc/passwd und /etc/group.
Damit nach dem Durchsuchen der lokalen Dateien eine Anfrage beim
NIS-Server gemacht wird, mⁿssen die entsprechenden Dateien durch ei-
ne Zeile, die mit einem Pluszeichen (`+') beginnt, ergΣnzt werden. NIS
erlaubt es, hier eine Menge weitere Optionen zu aktivieren, z. B. Net-
groups oder lokales ▄berschreiben von NIS-EintrΣgen.
* Starten von ypbind.
Der letzte Schritt des Aufsetzens des NIS-Clients besteht aus dem Start
des Programmes ypbind, das den eigentlichen Start des NIS-Clients be-
deutet. Auch dieses Programm wird automatisch gestartet, wenn Sie die
Konfiguration des Netzwerks mit YaST vorgenommen haben.
* Aktivieren der ─nderungen.
Entweder muss nun das System neu gestartet werden oder die ben÷tigten
Dienste werden durch
erde:~ # rcnetwork restart
erde:~ # rcypclient restart
neu gestartet.
5.4.3 NIS-Master- und -Slave-Server
Zu installieren ist das Paket ypserv, Serie n; das genaue Vorgehen ist in
/usr/doc/packages/yp/HOWTO beschrieben.
5.5 NFS ¡ verteilte Dateisysteme
Wie bereits in Abschnitt 5.4 auf der vorherigen Seite erwΣhnt, dient NFS,
neben NIS, dazu, ein Netzwerk fⁿr Anwender transparent zu machen. Durch
NFS ist es m÷glich, Dateisysteme im Netz zu verteilen. UnabhΣngig davon,
an welchem Rechner im Netz ein Anwender arbeitet, kann er so stets die
gleiche Umgebung vorfinden.
Wie NIS, so ist auch NFS ein asymmetrischer Dienst. Es gibt NFS-Server und
NFS-Clients. Allerdings kann ein Rechner beides sein, d. h. er kann gleichzei-
tig Dateisysteme dem Netz zur Verfⁿgung stellen ( exportieren") und Datei-
systeme anderer Rechner mounten ( importieren"). Im Regelfall jedoch be-
nutzt man dafⁿr Server mit gro▀er FestplattenkapazitΣt, deren Dateisysteme
von Clients gemountet werden.
164
5.5. NFS ¡ verteilte Dateisysteme
5.5.1 Importieren von Dateisystemen
Dateisysteme von einem NFS-Server zu importieren, ist sehr einfach. Einzi-
ge Voraussetzung ist, dass der RPC-Portmapper gestartet wurde. Das Starten
dieses Servers wurde bereits im Zusammenhang mit NIS besprochen (siehe
Abschnitt 5.4.2 auf Seite 162). Ist diese Voraussetzung erfⁿllt, k÷nnen frem-
de Dateisysteme, insofern sie von den entsprechenden Maschinen exportiert
werden, analog zu lokalen Platten mit dem Befehl mount in das Dateisystem
eingebunden werden. Die Syntax ist wie folgt:
mount -t nfs <Rechner>:<Remote-Pfad> <Lokaler-Pfad>
Sollen also z. B. die Benutzerverzeichnisse vom Rechner sonne importiert
werden, so kann dies mit folgendem Befehl erreicht werden:
erde:~ # mount -t nfs sonne:/home /home
5.5.2 Exportieren von Dateisystemen
Ein Rechner, der Dateisysteme exportiert, wird als NFS-Server bezeichnet.
Auf einem NFS-Server mⁿssen die folgenden Netzwerkserver gestartet wer-
den:
* RPC-Portmapper (portmap)
* RPC-Mount-Daemon (rpc.mountd)
* RPC-NFS-Daemon (rpc.nfsd)
Diese werden beim Hochfahren des Systems von den Skripten /sbin/init.d/rpc
und /sbin/init.d/nfsserver gestartet. Das Starten des RPC-Portmappers wurde
bereits in Abschnitt 5.4.2 auf Seite 162 beschrieben.
Neben dem Start dieser Daemonen muss noch festgelegt werden, welche
Dateisysteme an welche Rechner exportiert werden sollen. Dies geschieht in
der Datei /etc/exports.
Je Verzeichnis, das exportiert werden soll, wird eine Zeile ben÷tigt, in der
steht, welche Rechner wie darauf zugreifen dⁿrfen; alle Unterverzeichnisse
eines exportierten Verzeichnisses werden automatisch ebenfalls exportiert.
Die berechtigten Rechner werden ⁿblicherweise mit ihren Namen (inklusive
Domainname) angegeben, es ist aber auch m÷glich, mit den Jokerzeichen
`*' und `?' zu arbeiten, die die aus der bash bekannte Funktion haben.
Wird kein Rechnername angegeben, so hat jeder Rechner die Erlaubnis, auf
dieses Verzeichnis (mit den angegebenen Rechten) zuzugreifen.
Die Rechte, mit denen das Verzeichnis exportiert wird, werden in einer von
Klammern umgebenen Liste nach dem Rechnernamen angegeben. Die wich-
tigsten Optionen fⁿr die Zugriffsrechte sind in der folgenden Tabelle beschrie-
ben.
165
5. Linux im Netzwerk
ro Dateisystem wird nur mit Leserechten exportiert (Vor-
gabe).
rw Dateisystem wird mit Schreib- und Leserechten expor-
tiert.
root_squash Diese Option bewirkt, dass der Benutzer `root'
des angegebenen Rechners keine fⁿr `root' typi-
schen Sonderrechte auf diesem Dateisystem hat. Er-
reicht wird dies, indem Zugriffe mit der User-ID 0 auf
die User-ID 65534 (-2) umgesetzt werden. Diese
User-ID sollte dem Benutzer `nobody' zugewiesen
werden (Vorgabe).
no_root_squash Rootzugriffe nicht umsetzen; Rootrechte bleiben also
erhalten.
link_relative Umsetzen von absoluten, symbolischen Links (solche,
die mit `/' beginnen), in eine entsprechende Folge
von `../'. Diese Option ist nur dann sinnvoll, wenn
das gesamte Dateisystem eines Rechners gemountet
wird (Vorgabe).
link_absolute Symbolische Links bleiben unverΣndert.
map_identity Auf dem Client werden die gleichen User-IDs wie auf
dem Server verwendet (Vorgabe).
map_daemon Client und Server haben keine ⁿbereinstimmenden
User-IDs. Durch diese Option wird der nfsd angewie-
sen, eine Umsetztabelle fⁿr die User-IDs zu erstellen.
Voraussetzung dafⁿr ist jedoch die Aktivierung des
Daemons ugidd.
Tabelle 5.6: Zugriffsrechte fⁿr exportierte Verzeichnisse
Die exports-Datei kann beispielsweise aussehen wie Datei 5.5.1.
## /etc/exports
#/home sonne (rw) venus (rw)
/usr/X11 sonne (ro) venus (ro)
/usr/lib/texmf sonne (ro) venus (rw)
/ erde (ro,root_squash)
/home/ftp (ro)
# End of exports
Datei 5.5.1: /etc/exports
Die Datei /etc/exports wird von mountd und nfsd gelesen. Wird also
eine ─nderung daran vorgenommen, so mⁿssen mountd und nfsd neu gestar-
tet werden, damit diese ─nderung berⁿcksichtigt wird! Erreicht wird dies am
einfachsten mit dem Befehl:
erde:~ # rcnfsserver restart
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