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Text File | 1994-05-13 | 10.7 KB | 210 lines

Der folgende Text wurde der Zeitschrift Punkt 1/1988 entnommen.
Wir danken der Punkt-Redaktion, Catharinenstr. 1, 2190 Cuxhaven, und
der Bundes-Verlag GmbH, Witten, fr die freundliche Genehmigung zur
Ver”ffentlichung dieses Beitrags in der Mailbox des CREDO Essen e.V.
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Joachim Keden (Hrsg.)

                    PUNKT-Serie Jugendsekten

                VEREINIGUNGSKIRCHE - MOONSEKTE


        Erst vor wenigen Monaten machte die Moonsekte/Vereinigungskirche
        wieder Schlagzeilen:
        Im Berliner ICC hielt ihre Studentenvereinigung "C.A.R.P." einen
        internationalen Congress ab - begleitet allerdings von massiven
        Protesten aufgebrachter Brger.




                Bericht eines Familienangeh”rigen

Meine Schwester Christa kam aus einem kleinen Dorf in Sddeutschland zum
Studium nach Erlangen. Dort erlebte sie im Rahmen von Semesterer”ff-
nungsveranstaltungen den Auftritt einer Studenten-Band auf der Straáe. Ihr
gefiel die Musik, sie blieb l„nger stehen und wurde von einem sympathisch
wirkenden jungen Mann angesprochen, der sie fr den n„chsten Tag in ein
Studentenhaus einlud.

Sie ging hin, die Band spielte wieder. Es war ein sch”ner Abend. Es gab
eine Menge Gespr„che ber Gott und die Welt und auch ber die "Bewegung",
der diese jungen Leute angeh”rten. Ihre internationale Studentengruppe
nannte sich C.A.R.P. (Collegiate Ass, for the Research of Principles), also
eine Hochschulbewegung auf christlichem Hintergrund. So jedenfalls
erkl„rte es der nette junge Mann, mit dem sie sich diesmal intensiv
unterhalten konnte. Dieser Abend war nicht ihre letzte Begegnung mit der
Gruppe. Am n„chsten Abend wurde sie zu einem echt koreanischen Essen
eingeladen, und nach weiteren Abendveranstaltungen fhlte sie sich schon
bald wie zur Gruppe geh”rend.

Am bern„chsten Wochenende fuhr die Gruppe zu Besinnungstagen nach
Camberg in den Taunus. Christa wurde gefragt, ob sie Lust h„tte
mitzufahren. Sie war gerne dazu bereit, und so fuhr sie mit zum Schulungs-
center der Vereinigungskirche, denn C.A.R.P. ist eine Studentenorganisation
der VK, die an fast allen Universit„ten Hochschulgruppen aufzubauen
versucht.

Von Camberg ist Christa dann nicht wieder nach Erlangen zum Studium
zurckgekehrt. Sie kam lediglich noch einmal, um ihre Sachen zu holen und
ihr Zimmer aufzul”sen. Nach l„ngeren Nachforschungen gelang es meinen
Eltern, sie im Frankfurter Zentrum der Vereinigungskirche telefonisch
zu erreichen. Doch schon bald war sie auch dort unauffindbar, bis sie sich
aus K”ln bemerkbar machte, weil sie dringend einen Krankenschein und
ihren Wintermantel ben”tigte. Es gelang nur fr kurze Zeit mit ihr in
Kontakt zu treten, denn wenig sp„ter war sie auch dort nicht mehr er-
reichbar. Schlieálich gab es ein Lebenszeichen aus einem Zentrum in
Sdfrankreich und einige Zeit sp„ter aus den USA.

Immer wieder versuchte meine Familie, einen l„ngeren Kontakt zu ihr zu
bekommen, aber es war aussichtslos. Offenbar schirmte die Gruppe sie ab-
sichtlich ab oder wies ihr st„ndig neue Aufgaben in anderen Zentren zu.

Manche Phasen bei der Suche nach meiner Schwester erinnern mich an ein
ernstes Versteckspiel mit Menschen, manches tr„gt auch schon kriminali-
stische Zge. Aus eigenen Kr„ften war offenbar kein Entkommen aus
diesem Teufelskreis mehr m”glich. Schlieálich haben wir es nach einem
Jahr intensiven Bemhens von auáen und gottlob auch dank eigener
Einsicht meiner Schwester geschafft, sie aus diesem destruktiven Kult
langsam wieder herauszul”sen.

                        Grnder und Fhrer

Sang Myung Mun; Internatiorale Schreibweise: Sun Myung Moon; geboren am 16.
12. 1920 in Chongju, heute Nordkorea, Durch eine Christusvision fhlte sich
Moon 1936 zum Messias berufen. Neun Jahre danach, 1945 (die angeblich
angefllt waren mit K„mpfen gegen D„monen), vollendet Moon seinen Kampf um
die absolute Wahrheit, die er den geistigen Welten, Gott und Satan abringen
muá. 1945 grndet Moon in Pyongyang die charismatische, pfingstlerisch
anmutende "Broad Church".

1946 tritt er dem Israel-Orden bei, dessen Meister Kim-Moun-Paik sich
selbst fr den Messias hielt. Als er 1946 wieder nach Pyongyang zurck-
kehrt, wird er dort von den herrschenden Kommunisten verhaftet. Die
Moon-Legende berichtet dabei von grausamen Folterungen, aus denen er wie
durch ein Wunder, eine Art Auferstehung, errettet wird. 1948 wird er aus
der Presbyterianischen Kirche ausgeschlossen und im Februar 1948 zum ersten
Mal mit der Begrndung sexueller Perversion verhaftet.

Seine Anh„nger bekennen Moon als den himmlischen Vater, den Messias, den
Herrn der Wiederkunft. Seine Legende versucht ihn als M„rtyrer, Offen-
barer, Verk”rperer der Gerechtigkeit, als Herrn der Welten darustellen.

                Entstehung und Geschichte

Die Vereinigungskirche wurde 1954 in Sdkorea gegrndet. Entscheidendstes
Heilsereignis in ihrer bisherigen Geschichte war die 1960 durchgefhrte
"Hochzeit des Lammes", bei der sich die himmlischen Eltern, Moon und seine
Frau, verm„hlten, um so den Grundstein fr die Erl”sung der Welt zu legen.

Seit 1964 ist die VK in Deutschland aktiv. Hauptsitz ist Frankfurt, es
existieren zwei Schulungszentren in Camberg ("Neumhle") und Alsfeld ("Re-
gelsmhle"). Missionzentren befinden sich in verschiedenen St„dten der BRD.

                        Lehre und Ziele

Wichtigste Schrift der Vereinigungkirche sind die auf Moon zurckgehenden
"G”ttlichen Prinzipien", jetzt "Das Prinzip" genannt, die als Offenbarung
letzter Wahrheit die Bibel erkl„ren. Gott erscheint als "universale
Ursprungsenergie"; da er aber wie die brige Welt vom Prinzip des "Gebens
und Nehmens" abh„ngig ist, schuf er Mensch und Welt, "um dadurch eine
st„ndige Stimmulierung von Liebe und Freude zu erfahren".

Verfhrt durch den gefallenen Erzengel Luzifer, (symbolisch in Gestalt der
Schlange), gingen Adam und Eva "vor der Erlangung individueller geistiger
Reife eine Sexualbeziehung ein"; die Kinder Adams und Evas (also die
Menschheit) stehen deshalb unter der Herrschaft Satans. "mit gebrochenem
Herzen" versucht Gott, die Herrschaft wiederzugewinnen, was aber immer
an der Ablehnung des Menschen scheitert. So k”nnen weder Adam noch Mose
ihre Mission zu Ende fhren.

Da Jesus gekreuzigt wurde, konnte auch er weder das "Reich Gottes auf
Erden" errichten noch eine "vollkommene Braut heiraten" und "vollkom-
mene Kinder zeugen". Die Vereinigungskirche glaubt, daá es "Sun Myung
Moon sein wird, den Gott auserw„hlt hat", um als "Herr der Wiederkunft" das
"Reich Gottes auf Erden" zu errichten und mit seiner jetzigen Frau die
"g”ttlich-menschliche Familie" zu grnden.

Noch wirkt Satan durch die kommunistischen Staaten; diese werden in einem
dritten Weltkrieg durch die Fhrung Moons von den brigen "demokrati-
schen" Staaten besiegt werden. Die Vereinigungskirche betont, daá
mit "dritter Weltkrieg" auch eine ideologische Auseinandersetzung
gemeint sein kann, doch ist auch eine milit„rische durchaus m”glich.

Durch Beten, Fasten und Werbung neuer Mitglieder wollen die Sektenanh„nger
eine Grundlage der "Wiedergutmachung" fr den Sndenfall schaffen und
sich vor den Angriffen des "B”sen" schtzen.

                Organisation und Aktivit„ten

Die VK ist streng hierarchisch organisiert mit Sang Myung Mun als
"unumschr„nktem geistigen und weltlichen Fhrer". Er lebt luxuri”s in
seiner Villa "Haus Belvedere" in Tarrytown, New York mit eigenem Pferde-
gestt fr seine 14 Kinder. In die oberen Fhrungsebenen des Imperiums
steigen nur vollkommen ergebene langj„hrige Mitglieder auf, die auch
die weltweiten Wirtschaftsunternehmen leiten:

- Internationaler Handel mit Ginseng (Marke. I 1 HWA Pharma), Kosmetika,
  Schmuck, Erze, Waffen, etc.;
- Internationale Beteiligung an Werften und Maschinenbau (u. a. Deutsche
  Wanderer AG)
- und zahlreiche personalintensive Kleinunternehmen, wie Druckereien,
  Vertriebsunternehmen, Kleinhandel und Reinigungsfirmen.

Die wirtschaftchen Aktivit„ten versucht die VK so gut wie m”glich zu
verschleiern. Um die Moon-Lehre zu verbreiten, wurden zahlreiche
Nebenorganisationen gegrndet. Die Mitglieder (in der BRD einige
Hundert) leben heute zu 50 % in eigenen Wohnungen, zu 50 % in ”rtlichen
Zentren, die durch straffe Organisation an die nationalen Zentren
angebunden sind. Etwa die H„lfte der Mitglieder geht einem Beruf oder
Studium nach, w„hrend die anderen Mitglieder "Vollzeitmissionare" sind.
Neugeworbene Mitglieder werden in Trainingszentren "ausgebildet". Sie
brechen in der Regel Schul- und Berufsausbildung ab, bergeben ihren Besitz
und ihr Einkommen der Sekte und gehen auf Missionseinsatz.

" Versetzungen" in andere Zetren oder ins Ausland sind nicht ungew”hnlich.
Die Auswahl der Ehepaare wird durch "Vater" Moon bestimmt, der dann die
Paare in Massenhochzeiten traut.

Wohl wegen der zunehmenden Aufkl„rung und Kritik versucht die Vereini-
gungskirche seit 1979, durch offizielle Presseerkl„rungen, Gutachten
verschiedener Professoren und ver„nderte Werbemethoden - Seniorenbetreuung,
Hausmission, Verkauf der "Neuen Hoffnung" - ein seri”ses Image zu gewinnen.

                Prozesse und Urteile

Seit einigen Jahren versucht die Vereinigungskirche, den Angriffen gegen
sie durch Prozesse zu begegnen - bisher allerdings recht erfolglos. Der
spektakul„rste Prozeá endete im April 1981 nach einj„hriger Dauer als der
l„ngste Verleumdungsprozeá in der englischen Rechtsgeschichte in London.
Die Vereinigungskirche hatte den Daily Mail auf Unterlassung der
Behauptung, die Vereinigungskirche reiáe Familien auseinander, verklagt.
Die Ver- einigungskirche verlor diesen Prozeá, wobei in der Begrndung
darauf verwiesen wurde, daá die Vereinigungskirche, Gehirnw„sche betreibt,
Kinder von ihren Eltern trennt und sich an der Arbeit ihrer Mitglieder in
hohem Maáe bereichert.

In der BRD stellte das Oberlandesgericht Frankfurt im Frhjahr '82 fest,
daá folgende Beurteilung verbreitet werden darf- "Die Vereinigungskirche
bedient sich krimineller Methoden, betreibt Gehirnw„sche und wirkt
familienzerst”rend". Eine Revision gegen dieses Urteil hat der
Bundesgerichtshof verworfen.

        Organisationen, hinter denen die Vereinigungskirche steht

L.O.W.C. International One World Crusade
C.A.R.P. Collegiate Ass, for the Research of the Principles
         (Hochschulbewegung der VK)
I.F.W.U. F”rderation fr Weltfrieden und Vereinigung
I.C.F.   International Culturel Foundation
P.W.A.   Professors World Peace Academy
U.T.R.L  Unification Thought Research Institue
I.F.V.C. International Federation for Victory over Communism

Aus: Joachim Keden (Hrsg.)"Sogenannte Jugendsekten",
Aussaat & Schriftenmissionsverlag, Neukirchen-Vluyn.