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- Die Amiga-User. Nun, was unterscheidet diese Menschen von ganz normalen
- Menschen ? Die Antwort ist einfach: Sie sind auf die Werbesprüche von
- Commodore hereingefallen. Das allein wäre ja noch verzeihlich. Sie hätten
- ja das Recht, dieses 'Ding' (die Bezeichnung Computer wäre hier unangebracht)
- innerhalb von 24 Stunden in den Laden zurückzubringen wegen unlauteren
- Wettbewerbs, weil das Ding nicht tut, was angepriesen worden war. Da spricht
- man vom Einstieg in die MS-DOS Welt. Nun, man will sich ja nicht lumpen
- lassen, und kauft gleich einen Amiga 2000, der sieht ja schon fast aus, wie
- ein MS-DOS Rechner. Gleich den MS-DOS Emulator besorgt, und schon sieht
- man im nicht entspiegelten Monitor ein Gesicht von bestechender grafischer
- Auflösung. Hat die Werbung doch nicht zuviel versprochen ? Nein, es ist das
- eigene Gesicht, und es wird immer länger, weil der Emulator nicht läuft.
- Er stürzt einfach ab. Kein Guru, kein nichts. Nach einiger Nachforschung
- kommt der Grund heraus: er läuft nur auf dem 500 und 1000 Modellen.
- Sind sie also doch inkompatibel ? Nein, der 2000er hat Slots, und man
- soll sich doch als Amiga 2000 Besitzer gefälligst die PC-Karte kaufen.
- Aber die kostet ja nochmal 1000 DM für einen läppischen PC. Für das Geld
- der PC-Karte allein kann man sich ja einen PC kaufen. Der Emulator wäre
- theoretisch auch auf dem Amiga 2000 lauffähig, aber da ist eine Software
- Sperre eingebaut. Und es findet sich kein Amiga User, der
- Programmierkenntnisse genug hat, um die Sperre rauszubauen, ja es findet
- sich kein Amigo, der ÜBERHAUPT Programmierkenntnisse hat. Aber was soll's,
- sagt sich der frustrierte Amigo, ich will meine Kiste jetzt mit einer
- billigen PC Harddisk ausrüsten, wozu habe ich einen PC-Bus, damit ist
- ja auch geworben worden. Karte eingesteckt und: ... Nichts. Warum klappt
- das denn auch nicht ? Der Grund ist auch hier einfach: Der PC-Bus ist zwar
- da, aber nicht angeschlossen. Zwar werden die Karten mit Strom versorgt,
- aber das ist auch schon alles. Keine Daten, keine Adressen, kein nichts.
- Die kommen von der PC-Karten, die daher auch wohlweislich Brückenkarte
- heißt. Sie überbrückt nämlich nicht die Kluft zwischen PC und Amiga,
- sondern nur zwischen PC-Bus und Amiga-Bus.
- Aber das macht ja nichts, dafür ist die Power LED vorne softwaremässig
- programmierbar. Ist das etwa nichts ? Und daneben ist noch die Harddisk
- LED. Sie ist aber nicht angeschlossen. Erst wenn man sich eine Harddisk
- kauft, wird sie angeschlossen.
- Um also seinen Rechner (...) bis zum Limit ausnutzen zu können, wird
- eine Harddisk gekauft. Um von vornherein keine Probleme heraufzubeschwören,
- muß eine Original Commoodore Harddisk her. Aber der Einbau gestaltet sich
- als nicht so einfach. Nicht nur, daß die Betriebssystem ROMs ausgewechselt
- werden müssen, nein nach Zusammenbau nach der Anleitung geht nichts.
- Also, alles nochmal geprüft, aber immer noch nichts. Jetzt geht's ans
- raten. Strom ist da. Bleibt der Verbindungsstecker. Drehen wir ihn mal um.
- Wohlgemerkt, jetzt ist er laut Handbuch verkehrtrum, aber weniger als
- nichts kann nicht gehen. Den Netzschalter geschaltet, und siehe da:
- jetzt geht sie. Haben wir vielleicht ein Merkblatt übersehen, das auf den
- Fehler hinweist ? Nein. Aber egal jetzt geht's. Fast. Die grüne Harddisk LED
- wegen derer wir die Harddisk hautsächlich gekauft haben (von außen sieht
- man die HD nicht) bleibt dunkel. Vielleicht auch hier der Stecker falschrum?
- Nein, auch andersherum geht's nicht. Vielleicht ist die LED kaputt ?
- Nein, nach vertauschen mit der (programmierbaren) Power-LED, leuchtet's
- vorne grün. Fazit: das Kabel ist sinnlos, es liegt nix an. Vielleicht
- dient es ja auch als Antenne für eine spätere Erweiterung zum Empfang
- von Fernsehprogrammen. Die Entwickler haben sich halt ein Hintertürchen
- offengehalten.
- Daß das Formatieren der Festplatte eine halbe Stunde dauert, fällt nach
- diesen Mißerfolgen überhaupt nicht ins Gewicht.
- Da geht eine frohe Kunde übers Land: das neue Kickstart ist da. Woher
- der Name Kickstart ? Nun, es geht das Gerücht, daß die Entwickler den
- Prototyp immer treten mußten, damit Leben in die Kiste kam, eine
- Eigenschaft, von der böse Zungen behaupten, daß sie einige seiner Nachfahren
- geerbt haben. Doch zum neuen Kickstart:
- Der neue Amigo ist begeistert, und besorgt sich dies, bootet, und alles
- scheint zu klappen. Doch plötzlich erscheinen garstige Worte auf dem
- Rasierspiegel, Worte wie Medium nicht ansprechbar, oder Datenverlust.
- Ist das neuerworbene Prunkstück etwa schon defekt ? Schnell zum Händler
- gefahren, doch der kennt das Problem: Das neue Kickstart arbeitet noch
- nicht mit der Harddisk zusammen, man solle doch abwarten, die Harddisk
- formatieren, und wieder das alte Kickstart benutzen. Gottseidank sind
- ja keine wertvollen Daten auf der Harddisk, was uns zur Frage führt:
- Gibt es überhaupt wertvolle Daten auf dem Amiga ? Die Antwort führt
- uns zu einem klaren Jein.
- Denn es gibt ja so viele, tolle, Grafikdemos. Das will der neue
- Amigo auch gerne können. Wozu hat er denn eine so tolle Grafikmaschine
- (ich vermeide hier bewußt den Term Computer) wenn nicht für Grafik.
- Aber wie bringe ich die Bilder auf den Bildschirm ?
- Ein Digitizer ist zu teuer, die Harddisk hat das Taschengeldkonto zu
- stark strapaziert. Aber wozu wird mit jedem Gerät ein Digitizer mitgeliefert?
- Er besteht aus zwei Teilen: 1. der Maus, und 2. dem Monitor.
- Und wie soll das gehen ? Man bringt den zu digitalisierenden Gegenstand
- in die Nähe des Monitors, und sobald man ihn auf der Mattscheibe, äh,
- Spiegelscheibe sieht, fährt man einfach die Umrisse nach. Es empfiehlt
- sich aber, zunächst 'Malen nach Zahlen' zu üben, man tut sich dann leichter.
- Bei dem Amigo kommen erste Zweifel auf, hat er vielleicht doch den falschen
- Rechner gewählt ?
- Nein, hat er nicht, denn sogar SAT 1 hat sich einen Amiga zugelegt. Damit
- wird jetzt der 'Goldene Schuß' Nachfolger 'Superball' durchgeführt.
- Und dabei kommen auch die überlegenen Grafikfähigkeiten des Amiga voll
- zur Geltung. Das Spiel geht so: Ein Ball (Sprite) rollt nach Norden, und muss
- dabei Autos überholen (auch Sprite). Aber der Ball könnte einem 8 Bitter
- entsprungen sein, und er rollt nicht mal, sondern er scheint zu gleiten.
- Und die Autos scheinen aus der DDR zu kommen, denn es sind alles die
- gleichen Modelle, nur in einer anderen Farbe. Wenn er schließlich ein
- Auto berührt, wird das Spiel eingefroren. Kein Knall, kein Ton, keine
- Verformung, einfach Standbild. Und da das ganze nach Zeit
- geht, muß der Moderator, wenn er das Spiel startet, gleichzeitig einen
- Mausknopf und die Stopuhr drücken. Aber, kann man nicht dem Computer die
- Stopuhr anvertrauen, schließlich ist er für solche stupide Tätigkeiten
- geschaffen ? Der Amiga kann doch Multitasking ?
- Jetzt ist der Moment gekommen, wo der Amiga-User mitleidig beginnt, den
- Kopf zu schütteln; denn schließlich weiss ja jeder, daß dann die Rechenzeit
- gleichmäßig auf beide Prozesse verteilt wird. Damit wäre 'Superball' dann
- nur noch halb so schnell, und somit zu leicht zu schaffen. Logisch, oder ?
- Aber dafür ist 'Superball' Gratiswerbung für Commodore, denn bei der
- Erklärung des Spiels wird dick und fett 'Commodore Amiga' eingeblendet.
- Und das ist doch auch was. Ich hege dabei den Verdacht, daß die Werbung
- nicht von Commodore, sondern von Atari stammt, denn 'Superball' kann man
- beim besten Willen nicht als Werbung bezeichnen. Das Spiel hätte auf einem
- TI 99/4A besser realisiert werden können.
- Aber der ist ja nicht eine 'Werkbank für kreative Menschen'.
- Und wo sonst gibt es Kopierprogramme, die mit Digitalbildern und Digitalsound
- begeistern, und dabei den Arbeitsspeicher füllen, so daß man beim Kopieren
- andauernd Disketten wechseln muß ? Man muß eben pro und contra abwägen, und
- dann Prioritäten setzen.
- Das traurige dabei ist, daß Amiga-User uneinsichtig sind. Denn wenn der
- Hndler sich weigert, die verkaufte Ware zurckzunehmen, sitzt man
- buchstäblich alleine da. Und zum Wegwerfen ist er schließlich zu schade.
- (dabei fällt mir ein, ich habe auch noch irgendwo ein 2600 liegen...)
- Und außerdem ist es schwer, eine Fehlentscheidung einzugestehen.
- Da ist es verständlich, daß man die Tatsache, über's Ohr gehauen
- worden zu sein, damit zu verdecken versucht, seine 'Investition in die
- Zukunft' als das ultimate Gerät darzustellen --- Doch die Freude an den
- Grafikdemos ist schnell verflogen. So kommt man schnell zu der
- Reihenfolge: 500, 1000, 2000, 2600; Denn sie alle kommen von denselben
- Entwicklern, und die Zahlen müssen ja irgendwas aussagen.
- Irgendwann kommt dann der Zeitpunkt, wo man selber auch mal programmieren
- möchte. Alle machen Modula oder Pascal oder C. Basic ist tot.
- C muß her. Man tippt die ersten Beispielprogramme ein und: Hurra, es klappt.
- Zwei Pulldown-menüs, und sie funktionieren. Schnell auf drei erweitert, und:
- ... Absturz ... Guru ... Woran liegt's ? Kein Fehler zu finden. Alles
- richtig programmiert. Ein C-Freak wird geholt (natürlich aus der Atari
- Gemeinde, denn es fand sich kein Amiga-Freak, der C konnte), aber auch er
- befindet das Programm für fehlerfrei, und das Handbuch gibt auch keine
- Hinweise. So wissen wir bis heute nicht, ob der Fehler im Betriebssystem,
- dem Compiler, dem Linker oder beim Programmierer zu suchen ist.
- So ergötzt man sich weiterhin an Grafikdemos, redet sich ein, den besten
- Computer gekauft zu haben, und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie
- noch heute.
- Diese Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten und den Erfahrungen eines
- Amiga Users, der auch ganz umgänglich ist, solange man nicht von seinem
- Computer spricht. Tut man das, bricht er in hemmungslose Weinkrämpfe aus,
- und soweit ich weiß, ist er noch immer in psychatrischer Behandlung.
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