ISDN - Eine Einführung
Ein kurzer Rückblick auf die Zeit vor ISDN
Kommunikation über das Telefonnetz war bis vor wenigen Jahren ausgerichtet auf mündliche Gespräche. Das Telefonsystem funktionierte hervorragend, und eigentlich hätte man nichts daran ändern müssen. Doch dann entdeckte die Computerbranche, wie bequem und kostengünstig man Daten per Telefon verschicken kann. Mit der Zeit wurden Computer immer leistungsfähiger.
Dies ließ die Forderung nach schnellerer Datenübertragung laut werden. Zunächst konnten die Datenübertragungsraten noch durch eine verbesserte Modem-Technik erhöht werden. Bald wurde den Technikern bewußt, daß Leitungsstörungen und die eigentlich auf Sprache ausgerichtete Übertragungsart nicht den modernen Anforderungen der Computertechnik entsprachen. Man suchte einen digitalen Ausweg: ISDN!
ISDN - Was ist das eigentlich?
ISDN ist ein digitales Netz, das über Nutzkanäle (die "B-Kanäle") Daten übertragen kann. Dabei kann jede digitale Information übertragen werden, seien es Daten aus einem PC, Bildinformation oder digitalisierte Sprache. Man kann die Kanäle bündeln und dadurch leistungsstarke Kommunikationsnetze aufbauen.Ein B-Kanal ist mit einer herkömmlichen Telefonleitung zu vergleichen, die man ja auch für Datenübertragung, Fax oder Telefon nutzen kann. Gesteuert werden die B-Kanäle durch den D-Kanal, der als zusätzlicher Kanal zu jedem ISDN-Anschluß gehört. Alle organisatorischen Vorgänge wie beispielsweise Wählen oder Rufnummernübermittlung werden über diesen D-Kanal übertragen.
Welche Arten von ISDN-Anschlüssen gibt es?
Man unterscheidet zwei Arten von ISDN-Anschlüssen:
(1) der Basisanschluß (dieser beinhaltet zwei B-Kanäle und einen D-Kanal)
(2) der Primärmultiplexanschluß (30 B-Kanäle und ein D-Kanal).Der Primärmultiplexanschluß ist eher für Großkunden von Interesse, da er durch die hohe Anzahl von Leitungen hohe Kosten verursacht. Er ist technisch vergleichbar mit einem Basisanschluß, nur mit einer entsprechend großen Anzahl von Nutzkanälen. Daher wird an dieser Stelle nicht weiter darauf eingegangen.
Für einen ISDN-Anschluß können die alten Kupferkabel auch weiterhin genutzt werden. Es müssen also keine neuen Kabel verlegt werden. Der Netzterminator (NT) ist ein zusätzliches Gerät, das von der Deutschen Telekom installiert wird. Dieses Gerät sorgt dafür, daß zwei B-Kanäle gleichzeitig den Telefonanschluß benutzen können. Dadurch können Sie beispielsweise telefonieren und während des Gesprächs ein Fax versenden.
Ein Mehrgeräteanschluß ("Basisanschluß in Mehrgerätekonfiguration") ist ein an den Netzterminator angeschlossener Datenbus ("S0-Bus"). Dieser Datenbus kann bis zu acht Geräte verwalten. Davon können aber nur höchstens zwei an einer Verbindung teilnehmen, da ja nur zwei B-Kanäle vorhanden sind. Jedes Gerät erkennt die Art eines Anrufes und entscheidet anhand der angerufenen Nummer und der Dienstekennung, ob es den Anruf annimmt oder nicht. Dabei gilt:
"Wer zuerst kommt, mahlt zuerst".Bei einem Anruf wird automatisch die Dienstekennung auf dem D-Kanal übertragen. Ruft man also mit einem ISDN-Telefon bei einem ISDN-Einwahlpunkt an, erkennt der Einwahlpunkt dies und meldet folgerichtig, daß dieser Service derzeit nicht zur Verfügung steht. Das heißt nicht etwa, daß der Einwahlpunkt nicht zur Verfügung steht! Es heißt vielmehr, daß diese Nummer nur Anrufe von ISDN-Karten und ISDN-Adaptern entgegennimmt.
Warum gibt es Nationales ISDN und EuroISDN?
Da die internationalen ISDN-Normen für das Protokoll auf dem D-Kanal viele Freiheiten lassen, hatte zunächst jedes Land sein eigenes, proprietäres Protokoll entwickelt. In Deutschland wurde nationales ISDN ("1TR6") definiert. Später haben sich fast alle europäischen Länder auf ein einheitliches Protokoll ("DSS-1" bzw. "EDSS-1") geeinigt und sich gleichzeitig verpflichtet, ihre Telekommunikationsnetze darauf umzustellen. Der Name für dieses Projekt heißt "EuroISDN". Die Deutsche Telekom garantiert die Unterstützung für das alte Protokoll noch bis zum Jahr 2000, danach wird es nur noch EuroISDN geben.
Welche Hardware wird für Computer angeboten?
Für den Computer gibt es ISDN-Karten und externe ISDN-Adapter. Grundsätzlich können diese Geräte genau das, was Modems auch können: Wählen, Daten transportieren und faxen. Allerdings kann ISDN-Hardware nicht mit einem normalen Modem als Gegenstelle kommunizieren, da dies ein anderes Protokoll verwendet.Anders ist es bei einigen externen ISDN-fähigen Modems, wie beispielsweise von Elsa oder ZyXEL. In diese Geräte ist ein analoges Modem eingebaut, so daß sie auch mit herkömmlichen Modems kommunizieren können.
Man unterscheidet zwischen aktiven und passiven Karten. Aktive Karten haben einen eigenen Prozessor und lassen den Rechner dadurch deutlich schneller erscheinen, da der Prozessor des Computers nur gering belastet wird. Dies ist beispielsweise beim Empfang von Faxen sinnvoll, da dies viel Rechenzeit in Anspruch nimmt. Allerdings muß der Anwender diesen Vorteil in der Regel teuer bezahlen: Aktive Karten sind deutlich teurer als passive Karten. Wenn man nicht jederzeit auf die volle Rechnerleistung angewiesen ist, reicht eine passive Karte völlig aus.
Man sollte aber immer beachten, daß interne Karten erst nach dem Laden von Treibern ihre Arbeit aufnehmen können. Diese Treiber kosten Speicherplatz. Daher kann es sich schon lohnen, ein teureres externes Gerät zu kaufen, um Speicherprobleme zu vermeiden.
Wie schnell wird das Internet durch ISDN?
Gerade beim Internet-Zugang wird leider nicht immer die volle Geschwindigkeit von ISDN ausgeschöpft, da das Internet die Daten z.T. erheblich langsamer überträgt als dies mit ISDN möglich wäre. Dies liegt in der Struktur des Internet begründet, das den geradezu explosiven Anstieg von Benutzern derzeit nur schwer verkraftet. Das Internet wurde zu einer Zeit geplant, als niemand an Multimedia dachte oder glaubte, daß jemals Telefongespräche, Bilder von Kaffeemaschinen oder gar digitale Radioprogramme das Netz belasten würden.Auch die Server im Internet sind unterschiedlich schnell: deren Geschwindigkeit hängt grundsätzlich von der aktuellen Auslastung und der technischen Ausrüstung ab. Greifen viele Benutzer auf einen langsamen Server zu, dann sinkt die Datenübertragungsrate erheblich. Es kann natürlich auch passieren, daß ein schneller Server an einer unterdimensionierten Standleitung betrieben wird. Wenn viele Benutzer auf den Server zugreifen, wird die Anbindung des Servers an das Internet gleichsam zum Flaschenhals.