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Interview mit: Area Code
HousePool: Wer seid Ihr ? Was seid Ihr ? Warum seid Ihr ? Stellt Euch
doch bitte mal vor.
Area Code: Wir sind D-Nox, Sly Flynn & Noah While. Alle zusammen sind
wir Area Code.
HousePool: Wie seid Ihr zur Musik gekommen ?
D-Nox: Zur Musik bin ich vor ca. 7 Jahren gekommen, aber Techno
gab´s zu dieser Zeit noch nicht für mich. Die Liebe für
elektronische Musik entwickelte sich bei mir ab 1992, als
ich in die 10.Klasse kam, wo ich durch meine Freunde auf
Sachen wie Quadrophonia oder Moby aufmerksam wurde. Aber
Musik ansich habe ich schon immer bis zum Erbrechen gehört
und geliebt.
Sly Flynn: Ich habe Schallplatten von meiner Tante geschenkt bekommen,
als sie wieder zurück in die USA gezogen ist (Boney M.,
Phil Collins aka Genesis, Bee Gees, The Who...). Ich glaube
es waren 200-250 Singles und einige LPs. Das war meine er-
ste Sammlung. Da war ich vielleicht 10 Jahre alt.
HousePool: Wie würdet Ihr Eure jetzige Musik beschreiben ?
Sly Flynn: Wir decken schon ein ziemlich großes Feld im elektro-
nischen Bereich ab. Auf keinen Fall sind wir auf eine Spar-
te fixiert, es geht halt bei ruhigen Sachen los, die ihre
Ausdruckskraft durch einen sehr deepen, treibenden Bass be-
kommen um einen Laden zuerst einmal richtig warm zu spielen
ohne aufdringlich zu sein. Viele Skandinavier bekommen da
momentan gute Produktionen hin, aus denen wir schöpfen.
Dann kommt bald der Moment, an dem wir anfangen anzuziehen,
sowohl mit der Dynamik und Rhythmus, als auch vom Tempo. Du
kannst bei uns eigentlich alle Styles elektronischer Musik
finden. Aber eins wird man bei uns nie hören: das wir auf
einem (musikalischem) Film hängen bleiben. Unser Set er-
zählt jedesmal eine Geschichte. Es gibt viel zu erzählen.
HousePool: Habt Ihr als Produzenten einen anderen Sound als als DJs ?
Welchen ?
Sly Flynn: Als Produzent hat jeder einen anderen Sound ! Grund dafür
ist meiner Meinung nach die Freiheit im Studio, wo dann
doch die eine oder andere Schwäche für´s Experimentelle
durchkommt. Aber im Ganzen erkennt man schon die Ähnlich-
keit zwischen Plattenkiste und Studioarbeit.
Noah: So ist es.
HousePool: Wo habt Ihr überall schon aufgelegt ? Seid Ihr irgendwo
Residents ?
D-Nox: Mit der Zeit ist man doch schon ganz schön rumgekommen.
Aber die besten Gigs waren mit Sicherheit der Aufschwung
Ost (heißt jetzt Stammheim) in Kassel und die Labaratoir
Factory in Frankreich. Resident bin ich im Phuture Club.
Sly Flynn: Das war bei mir die Street Parade in Zürich. Es war gleich-
zeitig der Geburtstag des Partysan Schweiz und aus diesem
Anlaß hatten sie ein großes Passagierschiff gemietet an dem
die ganze Parade vorbeigezogen ist. Die PA war einfach un-
glaublich. Wenn denn auch noch ca. 30000 auf einmal zu Dei-
nem Sound tanzen, lachen oder schreien verstehst du die
Welt nicht mehr.
HousePool: Seit wann und warum legt Ihr auf ?
D-Nox: Die Frage hat sich schon fast beantwortet. Warum ich aufle-
ge ? Heute ist es der Reiz in allen Städten und Ländern, in
die man zum Spielen kommt, die Leute mit den Sachen, die
man in seiner Kiste hat zum Wahnsinn zu bringen.
Sly Flynn: Mit 14 Jahren bin ich dem Rap verfallen, habe mir meine
ersten Plattenspieler gekauft.Dann kam mein erstes Projekt.
O Gott, wie sich das anhört, wenn ich daran zurückdenke. Es
war eine Art Antrax-Kopie. Es ist aber nie was Produktives
dabei rausgekommen. Die Lust am Jammen hat immer gesiegt.
Zur gleichen Zeit habe ich dann angefangen Aufzulegen. Das
hatte mit Techno jedoch nichts zu tun. Anfangs habe ich
Karaoke-Shows gemacht. Am Wochenende habe ich dann Sachen
von Gypsi Kings bis Young Nc gespielt. Das habe ich so
ca. 1-2 Jahre gemacht. Danach war das Thema für mich durch,
denn Du wiederholst Dich irgendwann nur noch. Mit Techno
war ich auf einmal musikalisch wieder frei.
HousePool: Mit wem würdet Ihr gerne mal zusammenarbeiten ?
D-Nox: Mit den Jungs (Sly & Noah) möchte ich auf jeden Fall
noch sehr lange zusammenarbeiten.
Noah: Ansonsten kommen da noch ein paar Acts wie Laurent Garnier
oder Juno Reactor in Frage, die es immer wieder schaffen
uns aufs neue zu begeistern.
Sly Flynn: Gianni Versace.
HousePool: Welche Vorbilder habt Ihr ?
Sly Flynn: Es gibt mehrere Leute vor denen ich Respekt habe z.B. mei-
ne Freunde, Eltern, aber ein direktes Vorbild habe ich
nicht.
D-Nox: Gianni Versace.
Noah: Yeap !
HousePool: Habt Ihr einen bestimmtes Ziel, das Ihr mit Eurer Musik
erreichen wollt, z.B. einen Soundtrack für einen Film zu
machen ?
D-Nox: Innere Zufriedenheit mit dem, was wir tun.
Noah: Keiner von uns ist ein Prophet und läuft mit dem erhobenem
Zeigefinger durch die Welt und versucht dem Rest der Welt
die einzig wahre Wahrheit zu verkaufen.
Sly Flynn: Viele Leute verwechseln oft Aussagekraft und eigene Mei-
nung mit Besserwissertum. Aber "Kunst", die nicht aggres-
siv ist, ist unserer Meinung nach nur Dekoration.
HousePool: Erzählt uns doch bitte mal wie ein normaler Area Code-Tag
abläuft !?
Noah: Momentan sitzen wir bei ID&T im Büro und machen uns
Gedanken, die man dann ab Oktober auch schon hören kann.
Mehr können wir noch nicht verraten.
D-Nox: Die meiste Zeit sitze ich im Studio und zerfetze mir den
Kopf.
Sly Flynn: Ich arbeite in einem Schallplattenladen, nachdem ich davor
für einen Plattenvertrieb tätig war.
HousePool: Welchen Wunsch habt Ihr für die Zukunft ?
Sly Flynn: Wir haben mit Erik Ludwig einen guten Partner und genauso
Henry und Rainer vom Unique. Alle 3 glauben an das, was
wir machen und so haben wir die Möglichkeit jeweils einen
Freitag im Monat im Tribehouse und einen Sonntag im Unique
unseren eigenen Clubabend zu gestalten. Ich würde mir wün-
schen, daß die Szene wieder an Anspruch gewinnt und daß
das Ausgehen wieder attraktiver wird.
HousePool: Was ist Eure Horrorvorstellung für die Techno-Szene ?
Sly Flynn: Ich versuche immer positiv zu denken. Da bleibt kein Platz
für Horrorvorstellungen.
Noah: Meine wäre es, wenn diese Pizzikato-Scheiße und Konsorten
die Alleinherrschaft im elektronsichem Bereich übernehmen
würden.
D-Nox: F*** DJ Quicksilver ! (Only your music, Orhan, not your personality, sorry!)
HousePool: Was war Euer bisher unvergeßlichstes Erlebnis in der
Techno-Szene ?
D-Nox: Negativ: Der Diebstahl meiner Platten im Kölner Wartesaal.
Positiv: Die letzten zwei Sommer mit verschiedenen Open-
Airs unter Sternenhimmel.
Sly Flynn: Negativ: PAS Wagen vor dem E-Werk in Berlin aufgebrochen -
alle beiden Cases weg, eine Kamera, die Klamotten
und die Versicherung hat nie bezahlt. Ich glaub´
ich hab doch ´ne Horrorvorstellung.
Noah: Der Sommer 1957 auf dem Rücksitz meines Ford Mustang in
Arizona.
HousePool: Alle Leute reden davon, - gerade jetzt nach dem Ende von
Frontpage - daß Techno tot sei. Wie seht Ihr die Symptome
und die Zukunft des Patienten ? Kann man Techno noch ret-
ten ? Muß man das überhaupt ? Wollt Ihr überhaupt noch et-
was dazu sagen ?
D-Nox: Etwas retten möchte ich eigentlich nicht, ich hätte nur
gerne etwas mehr Toleranz, was das Musikhören angeht.
Sly Flynn: Frontpage hat für mich schon lange nichts mehr mit Techno
zu tun und ist insofern für mich auch kein Barometer mehr.
Techno begeistert die verschiedensten Typen von Menschen,
ist zu einem Massenphänomen geworden. Da bleibt "Techno"
als Schlagwort nur eine Sache der Definition. Unser Techno
wird nicht sterben. Aber es findet zur Zeit mit Sicherheit
eine Metamorphose statt. Was daraus entsteht, kann ich
aber nicht sagen.
HousePool: Wie seid Ihr zu "evosonic radio" gekommen uns was genau
macht Ihr dort ?
Sly Flynn: Es sind von 2 Seiten gleichzeitig Angebote gekommen, das
eine von Frank Heitmeyer selbst, der uns dann erstmal er-
klärt hat, was das Konzept "evo.sonic" eigentlich alles
beinhaltet. Daraufhin habe ich die nächsten Wochen im Sen-
der verbracht und viel mit Mike S. zusammengesessen. Da-
raufhin haben wir unser Sendekonzept vorgelegt und sind so
seit dem 1.Tag evosonic-Radio dabei: von Anfang an immer
freitags von 20-24 Uhr.
HousePool: Was habt Ihr in nächster Zeit vor ?
Noah: Wir werden im Dezember in Asien sein für ein paar Wochen,
um Kraft aufzutanken. Danach wird´s hoffentlich unsere
Tour geben.
D-Nox: Auf jeden Fall weiterhin unsere Clubdays im Unique und
Tribehouse veranstalten.
Sly Flynn: Wir sind gerade dabei eine visuelle Show auszuarbeiten,
die dann mit uns durch die Clubs zieht. So eine Art inter-
aktive "Brainmachine".
HousePool: Wollt Ihr unseren Lesern noch was sagen ? Z.B. "Kauft un-
sere Platten !" ?
Area Code: Wenn Ihr Euer Gehirn braten wollt, legt Euch lieber in die
Sonne, als Euch zuzuschmeißen (Ihr wißt schon). Von häufi-
gem Sonnenbrand bekommt man Krebs. Take Care !
HousePool: Wir danken für das Interview !
(cm/cawi)
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