Bug des Monats: Das unbelehrbare Motherboard

PROBLEM: "Meine brandneue Festplatte funktioniert einfach nicht!"

Unser Leser Thomas Biermeister war perplex. Eines schlimmen Tages hatte seine Festplatte den Geist aufgegeben. Da er sowieso mehr Plattenplatz gebrauchen konnte, kaufte er ein brandneues Vier-Gigabyte-Modell. Doch so sehr er sich auch mit Kabeln und BIOS abmühte, die Platte wollte einfach nicht funktionieren. Schließlich wandte er sich an CHIP.

DIAGNOSE: Das Board ist zu alt und versteht sich nicht mit großen Platten.

Kaum hatte der Bote das Gerät im CHIP-Test-Center abgegeben, machte ich mich an die Arbeit. Nach dem Booten war deutlich zu sehen, daß eine Partition wie in dem Brief von Thomas Biermeister erwähnt schwer beschädigt war.
Um das herauszufinden, bedurfte es keiner aufwendigen Diagnosesoftware, schon das Scandisk-Programm von Windows meldete haufenweise defekte Cluster auf der ersten Partition. Die zweite schien in Ordnung zu sein, auch die Partitionen drei und vier, die auf einer separaten Platte lagen, erweckten keinen Argwohn.
Ich zerlegte den Rechner und fand neben den zwei installierten Platten auch die dritte, neue. Sie war zwar eingeschraubt, aber noch nicht angeschlossen. Neugierig klemmte ich die defekte ab, schloß die neue an und versuchte zu booten.
Doch das BIOS meldete nur die zweite Platte, die als Slave auf dem primären Port hing. Die neue Festplatte (Master) wurde vom BIOS komplett ignoriert.
Ich spulte also die gewohnte Routine ab: Steckverbindungen überprüfen, Kontakte säubern, den korrekten Sitz sämtlicher Karten kontrollieren alles vergebens.
War womöglich ein defektes Kabel schuld? Ich tauschte kurzerhand die gesamte Plattenverkabelung gegen ein bekanntermaßen funktionstüchtiges Kabel aus dem Test-Center aus. Auch dies ohne Ergebnis.
Mittlerweile kam mir der Verdacht, der Computerhändler könnte Herrn Biermeister eine defekte Platte angedreht haben. Flugs klemmte ich sie an einen Testrechner des Labors sie meldete sich brav während der BIOS-Autoerkennung und lief einwandfrei.

DIE LÖSUNG: Weil Intel kein BIOS-Update liefert, muß ein neues Board her.

Der Fehler lag nicht an der neuen Platte. Ich inspizierte deshalb das Board, eine "Plato" von Intel mit einem NX-Chipsatz vom gleichen Hersteller ein älteres Modell. Auch Herrn Biermeisters 90er-Pentium war nicht mehr taufrisch. "Plato" war eines der letzten Boards, dessen BIOS IDE-Festplatten nur bis zwei Gigabyte korrekt anspricht; größere Fest-Festplatten erkennen die alten BIOS-Versionen nicht. Ich surfte deshalb zur Intel-Homepage, um ein BIOS-Update zu laden und das Board neu zu flashen. Doch ich hatte die Rechnung ohne Intel gemacht: Für Plato-Boards gebe es keine Updates, mehr als zwei Gigabyte seien einfach nicht drin, informierte der Hersteller. Soviel zum Service.
Was tun? Einen Diskmanager wollte ich deshalb nicht verwenden, weil dann die Gefahr besteht, daß die Festplatte in einem neuen Rechner nicht mehr lesbar ist. Obwohl tadellos in Schuß und schnell genug, mußte das Intel-Board entsorgt werden.
Jetzt steckt ein neues Board mit VIAMVP-3 im Rechner. Es hat RAM und CPU problemlos akzeptiert und spricht endlich auch mit Biermeisters neuer Vier-Gigabyte-Platte.