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Bug des Monats: Die irregeleitete Festplatte
PROBLEM: "Hilfe, meine Festplatte ist total allergisch gegen Windows NT!"
Die Welt verstand der CHIP-Leser Theobald Niewanna nicht mehr. Nachdem er seinen Erstrechner auf den Stand der Technik hochgerüstet hatte, wollte er sich anschließend aus den ausgebauten Hardwareresten einen Zweit-PC basteln. Doch der verweigerte standhaft die Installation von Windows NT.
DIAGNOSE: Die Festplatte war nicht mehr in jungfräulichem Zustand
Nach der üblichen Putz--und-Flick-Routine machte ich mir Notizen über die Konfiguration des Rechners. Eine Fujitsu-Platte mit 1 Gigabyte war zusammen mit einem NEC-3xi-CD-ROM-Laufwerk an einen betagten Adaptec-1542-Hostadapter angeschlossen. Dieser rüstige ISA-SCSI-Controller war offenbar korrekt eingestellt. Eine Mach-64-Grafikkarte von ATI werkelte auf dem Intel-Aladdin-Motherboard mit FX-Chipsatz, befehligt von einem Pentium-200 (ohne MMX).
Nun bootete ich den PC mit einer Labordiskette unter DOS und inspizierte die Platte mit FDISK. Sie wurde sauber erkannt, und sie war leer. Anschließend bootete ich von den Installationsdisketten von Windows NT Workstation. NT erkannte sowohl die Platte als auch den Controller und installierte alles brav. Als zum erstenmal von Platte gebootet werden sollte, kam die Überraschung: Der PC wollte nur von Diskette booten. Ich überprüfte die Start-Option im BIOS und setzte sie auf »C: only«, doch vergebens: Die Platte blieb bockig. Trotz BIOS-Verbot verlangte der Rechner nach einer Floppy.
Ich bootete wieder mit der Labordiskette. FDISK erkannte wiederum die Platte und zeigte eine Partition mit FAT-Formatierung an (was normal ist erst nach dem ersten Booten wird alles nach NTFS konvertiert). Die Partition war auch noch als aktiv markiert. Mit DIR konnte ich mir sogar die Hunderte von Megabyte anschauen, die das Installationsprogramm fleißig hinübergeschaufelt hatte. Eine korrekte Erstinstallation von NT, kein Fehler zu finden. Es gab im Rechner auch keine IDE-Platte, aber zur Sicherheit schaltete ich im BIOS alle IDE-Controller ab. Nichts!
LÖSUNG: Erst eine Low-Level-Formatierung konnte den Spuk beenden
Es war wie verhext. Ich löschte die Partition per DOS-FDISK und begann von vorn jedoch vergebens.
In meiner Not machte ich die Platte per Low-Level-Format platt. Das ist beim alten Adaptec gar nicht so einfach: Im DEBUG von DOS gibt man den Sprungbefehl »g=dc00:6« ein und landet direkt im BIOS-Pro-Programm. [Strg][A] hatte Adaptec damals noch nicht eingeführt. Danach gab ich NT eine neue Chance. Dann kam der spannende Moment: Der Rechner bootete von der Festplatte, als könne er kein Wässerchen trüben, und die Installation lief reibungslos weiter. Was war geschehen?
Ein Anruf bei Herrn Niewanna ergab, daß die Platte zuvor in seinem Erst-PC unter einem modernen Adaptec 2940U gedient hatte. Dieser verwendet eine andere 1-GB-BIOS-Unterstützung, die inkompatibel zu alten Controllern ist. Eigentlich hätte Windows NT das merken und protestieren müssen, statt dessen schaufelte es blind alle Daten in das schwarze Loch. Aufgrund der inkompatiblen Plattenverwaltung fand das BIOS des Rechners keinen Bootsektor. Die Low-Level-Formatierung machte die Platte für den alten Controller wieder voll benutzbar.
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