RADIO PRAG NACHRICHTEN 22.06.2000
* Zeman-Kabinett schätzt seine knapp zweijährige Tätigkeit erfolgreich ein
* Illegale Grenzübertritte von Tschechien nach Deutschland zurückgegangen
* Gläubigertreffen im Dreiländereck stellt externe EXPO-Veranstaltung dar
Zeman-Kabinett schätzt seine knapp zweijährige Tätigkeit erfolgreich ein
Die tschechische Regierung hat am Mittwoch eine Novelle zum Gesetz über die
Rentenversicherung gebilligt, wonach für den vorzeitigen Eintritt in die
Altersrente strengere Bedingungen vorgeschrieben werden. Demgegenüber
verschafft der Gesetzentwurf denjenigen Bürgern Vorteile, die den Beginn
ihres Rentendaseins zeitlich nach hinten verschieben, sagte
Regierungssprecher Libor Roucek am Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur
CTK.
Zugleich kamen die Minister auf ihrer Kabinettssitzung vom Mittwoch zu der
Einschätzung, dass ihnen während ihrer Regierungszeit keine einschneidenden
Fehler unterlaufen seien. Vielmehr wurde konstatiert, dass der Bericht über
die Erfüllung der Programmerklärung und der Regierungstätigkeit anhand der
statistischen Daten aufzeige, dass sich bereits in den weniger als zwei
Jahren seit ihrem Amtsantritt die ökonomische, soziale und außenpolitische
Situation der Tschechischen Republik im Vergleich zu ihrem vorausgegangenen
Stand im Sommer 1998 deutlich verbessert habe.
Tschechischer Senat hat neues Strafvollzugsgesetz verabschiedet
Der tschechische Senat hat am Mittwoch eine Gesetzesnovelle verabschiedet,
die zur Verbesserung der Haftbedingungen für die Angeklagten führen soll.
Dem Gesetzentwurf haben 37 der 70 anwesenden Senatoren zugestimmt.
Des weiteren wurde das Gesetz über den staatlichen Fonds für die
Wohnbauförderung verabschiedet, das den Ausbau von neuen Mietwohnungen und
die Rekonstruktion von alten, vor allem Plattenbauten unterstützen wird.
Beide Gesetze müssen nur noch vom Staatspräsidenten Vaclav Havel ratifiziert
werden.
Illegale Grenzübertritte von Tschechien nach Deutschland zurückgegangen
Bei der illegalen Einreise nach Deutschland ist es im zurückliegenden Jahr
zur einer wesentlichen Trendwende gekommen: während noch im Jahr 1998 die
Mehrzahl der illegal eingereisten Personen über die tschechische Grenze nach
Deutschland gelangte, bildete im vergangenen Jahr die österreichische Grenze
mit Deutschland den Brennpunkt beim Menschenschmuggel und illegalen
Grenzübertritt. Wie der deutsche Innenminister Otto Schily am Mittwoch
öffentlich machte, wurden im Jahr 1998 noch über 19.300 Personen an der
tschechisch- deutschen Grenze festgenommen bei dem Versuch, ungesetzlich
nach Deutschland einzureisen, während es 1999 hier nur noch zu knapp 12.500
Festnahmen kam. Demgegenüber verlief die Entwicklung an der
österreichisch-deutschen Grenze genau umgekehrt: während 1998 etwas mehr als
8100 Personen beim illegalen Grenzübertritt aufgegriffen wurden, so waren es
im zurückliegenden Jahr 1999 bereits knapp 20.000.
Das die Entwicklung einen solchen Verlauf genommen hat, liegt nicht zuletzt
an der verbesserten Kontrolltätigkeit auf tschechischer Seite. Denn wie
Vlastimil Rehak von der nordböhmischen Ausländer- und Grenzpolizei am
Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur CTK mitteilte, hat sich die Zahl
derjenigen, die vor dem geplanten illegalen Übertritt der
tschechisch-deutschen Grenze in den verschiedensten Verstecken von
Automobilen entdeckt und festgenommen wurden, stark erhöht. Wurden in den
ersten fünf Monaten des Vorjahres lediglich sechs in einem Fahrzeug
versteckte Personen ausfindig gemacht, so sind es für denselben Zeitraum
dieses Jahres bereits 83 Leute, sagte Rehak.
Prager Stadtrat stimmt zentraler Kriegsgräberstätte für deutsche Soldaten zu
Der Prager Stadtrat hat einer zentralen deutschen Kriegsgräberstätte
zugestimmt. Demnach werden auf dem ehemaligen Evangelischen Friedhof im
Ortsteil Strasnice alle deutschen Soldaten des Zweiten Weltkrieges
beigesetzt, die in und um Prag begraben wurden, berichteten tschechische
Tageszeitungen am Mittwoch. Schätzungen zufolge handelt es sich um bis zu
5000 Gräber.
Pietätsakt zu Ehren von General Pika
Mit einem Pietätsakt bei der Gedenkstätte von General Heliodor Pika haben am
Mittwoch die Vertreter der tschechischen Armee sowie tschechische und
slowakische Augenzeugen von damals an den tapferen General erinnert. Pika
wurde auf den Tag genau vor 51 Jahren im Pilsener Gefängnis Na Borech
hingerichtet. Die Teilnehmer des Pietätsaktes, unter denen sich auch sein
Sohn Jiri und weitere Familienmitglieder befanden, verwiesen während der
Gedenkveranstaltung immer wieder auf die Unerschrockenheit des Generals
sowie auf die Tatsache, dass er mit seinem Traum, eine neue demokratische
tschechoslowakische Armee gegen Ende des zweiten Weltkriegs aufzubauen, den
kommunistischen Putsch seinerzeit verhindert habe.
Gläubigertreffen im Dreiländereck stellt externe EXPO-Veranstaltung dar
Über 10 000 Gläubige aus Tschechien, Deutschland und Polen werden am
Wochenende zu einem Treffen im nordböhmischen Hradek nad Nisou/Grottau
erwartet. Von Freitag bis Sonntag findet hier der sog. "Tag des Treffens
2000" statt, der vom Ökumenischen Kreis der Euregio Neiße veranstaltet wird.
Das Projekt, bei dem sich die Kulturen und Religionen dreier Länder unter
der Schirmherrschaft des sächsischen Ministers für Bundes- und
Europaangelegenheiten Stanislav Tillich begegnen, gehört zu den externen
Veranstaltungen der EXPO 2000 in Hannover, teilte die Leiterin des Treffens
Hedvika Zimmermann am Mittwoch der Nachrichtenagentur CTK mit.
Konferenz über Pro und Contra des Kommunismus steht in Prag ins Haus
"Der Kommunismus in uns - der Weg in die Vergangenheit oder in die Zukunft?"
- so lautet das Motto einer Konferenz, die am kommenden Samstag im Gebäude
des tschechischen Senats in Prag stattfinden wird. Auf der Konferenz,
veranstaltet von der Stiftung Obcansky nadacni fond (ONF) und der
Konrad-Adenauer-Stiftung, werden Historiker, Politiker und Richter darüber
sprechen, wie sich die europäischen Länder mit den dunklen Kapiteln ihrer
Geschichte auseinander setzen und ihre Vergangenheit bewältigen. Ihre
Teilnahme haben mittlerweile u.a. der Vertreter der deutschen
Generalstaatsanwaltschaft Christoph Schlaefgen sowie der Vorsitzende des
Obersten Verwaltungsgerichts der Republik Österreich und Vorsitzende der
österreichischen Kommission für die Entschädigung der Nazi- Opfer, Clemens
Jabloner, angekündigt.
Hitzerekord in Prag
Am Dienstag wurde in Prag ein neuer Hitzerekord für den 20. Juni
aufgestellt. Dabei wurde die 47 Jahre alte Bestmarke aus dem Jahr 1953, als
32,4 Grad Celsius gemessen wurden, um 1,4 Grad überboten. Demnach steht die
höchste, je an einem 20. Juni in Prag gemessene Temperatur seit Dienstag bei
einem Wert von 33,8 Grad Celsius.
Und hier noch die weiteren Wetteraussichten:
Auch am Donnerstag halten in Tschechien die tropischen Temperaturen zunächst
an, wobei Tageshöchstwerte von 30 bis 34 Grad Celsius erwartet werden. Im
Verlaufe des Tages ist jedoch mit dem allmählichen Eintreffen einer
Kaltfront von Westen her und damit verbundenen Regen- und Gewittergüssen zu
rechnen. Dies führt zu einer merklichen Abkühlung, wobei die
Tagestemperaturen am Freitag nur noch Höchstwerte zwischen 20 und 24 Grad
und am Samstag zwischen 19 und 23 Grad Celsius erreichen.