Zusammenfassung
Debian-Med - Freie Software im Gesundheitswesen
Integrative Softwareumgebung für alle medizinischen Bereiche auf der Basis von Debian GNU/Linux
Nach der Etablierung von Linux als Serverbetriebssystem, entwickelt es sich nun auch zusehends zum akzeptablen Desktop-Betriebssystem. Die Hauptargumente hierfür sind Sicherheit und Kostengründe. Sehr großes Interesse finden dabei Büroanwendungen. Der Grund dafür ist die große Nutzerbasis, die das für Open Source Entwicklungen nötige Entwicklerpotential mit sich bringt.
Handelt es sich jedoch um die Lösung spezieller Aufgaben, wie etwa die Verwaltung einer Arztpraxis, so ist auf Grund des kleineren Anwenderkreises auch der Anteil der darunter befindlichen erfahrene Programmierer deutlich geringer. Seit einiger Zeit ist jedoch auch für viele Spezialgebiete Freie Software entwickelt worden und es besteht durchaus die Aussicht, daß Freie Software hier in Konkurrenz zu kommerziellen Produkten treten kann.
Diese Entwicklung ist durchaus wirtschaftlich sinnvoll. Der Bedarf für Wartung und Dienstleistung in diesen speziellen Gebieten ist deutlich höher und erfordert das Spezialwissen von auf dem jeweiligen Fachgebiet kompetenten Experten. Insofern spielen die reinen Anschaffungskosten der eingesetzten Software eine untergeordnete Rolle, was Freie Software durchaus interessant macht und interessante Geschäftsmodelle für Dienstleister ermöglicht.
Der Vortrag bietet einen Überblick über derzeit existierende Freie Software auf dem Gebiet der Medizin und skizziert, wie diese Software in die Debian GNU/Linux Distribution integriert werden kann. Es werden die Vorteile einer einheitlichen Integrationsplattform diskutiert und begründet, warum Debian GNU/Linux zu diesem Zweck ausgewählt wurde.
Der Vortrag richtet sich an ein Publikum, das nicht notwendig über detailierte Kenntnisse über Linux oder Debian verfügen muß. Ein Interesse an medizinischer oder mikrobiologischer Software sollte natürlich bestehen, wichtig ist mir aber auch insbesondere, Verständnis dafür zu wecken, daß freie Software nicht umsonst zu haben ist und ein gesellschaftliches Umdenken notwendig ist, um freie Software auch im nicht-technischen Umfeld zu etablieren.
Über den Autor
Andreas Tille hat sein Abitur in der Mathematik-Physik Spezialklasse an der Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg erworben, wo er anschließend auch ein Physikstudium von 1988-1996 absolvierte. Das darauf folgende Promotionsstudium hat er abgebrochen, um sich voll der Arbeit für freie Software zu widmen.
Seit April 1998 ist er Debian GNU/Linux Entwickler. Er betreut einige Pakete von untergeordneter Priorität und hat auch selbst entwickelte Software in Debian integriert.
Seit 1999 arbeitet er am Robert Koch-Institut. Daher kommt auch sein Interesse an freier medizinischer Software. Das führte schließlich dazu, dass er 2002 das Debian-Med Projekt gestartet hat, seinem jetzigen Haupt-Beitrag zum Debian-Projekt.