Handysurfen mit GPRS -
Wie schnell ist der neue Funkstandard wirklich?
CHIPtv ließ zwei Notebooks mit Datenfunk-Handys gegeneinander antreten. Die HSCSD-Lösung surfte
mit einem Nokia 6210 im Internet, das GPRS-System hing am Motorola Timeport 260.
Die Tarife
HSCSD wird nur von E-Plus und D2 Vodafone angeboten. T-D1 und Viag Interkom betrachten den Standard
als überflüssigen Zwischenschritt und setzen gleich auf das dem UMTS-Verfahren verwandte GPRS.
HSCSD
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Anbieter
/ Tarif
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D2 HSCSD
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E-Plus HSMD-Option
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E-Plus HSMD-Tarif
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Einmalige Einrichtungsgebühr
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11,50 Mark
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keine
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Keine
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Grundgebühr
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1,95 Mark
(Aufpreis auf vorhandenen Handytarif)
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15 Mark
(Aufpreis auf vorhandenen Handytarif)
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25 Mark
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Minutenpreis Datenverbindungen
Hauptzeit
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0,39 Mark
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0,60 Mark
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0,20 Mark (E-Plus online); 0,50 Mark (Inland und E-Plus-intern)
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Minutenpreis Datenverbindungen Nebenzeit
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0,39 Mark
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0,60 Mark
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0,20 Mark (E-Plus online); 0,50 Mark (Inland und E-Plus-intern)
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Minutenpreis Sprachverbindungen Hauptzeit
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abhängig von D2-Basistarif
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abhängig von E-Plus-Basistarif
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0,99 Mark
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Minutenpreis Sprachverbindungen Nebenzeit
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abhängig von D2-Basistarif
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abhängig von E-Plus-Basistarif
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0,99 Mark
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Taktabrechnung
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abhängig von D2-Basistarif
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abhängig von E-Plus-Basistarif
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sekundengenau
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Vergünstigte Tarifzeiten oder Ziele
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"D2 Datanight" von 22 bis 6 Uhr: 0,19 Mark/Minute; "D2 BestCity Special" oder "D2-BestFriend"
auch für Datenverbindungen
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"City" oder "Partner&Family: 0,50 Mark
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"City" oder "Partner&Family: 0,20 Mark/Minute; 60 Minuten "E-Plus online" enthalten.
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Für GPRS haben bis Redaktionsschluss nur D1 und Viag verbindliche Tarifmodelle veröffentlicht.
D2 und E-Plus werden aber wohl in ähnlichem Rahmen nachziehen. Weil man mit GPRS immer im Netz ist,
berechnen die Anbieter nicht die Verbindungszeit, sondern das übertragene Datenvolumen. Die derzeit
angebotenen Preise sind für ein Surfen mit dem Notebook allerdings viel zu teuer – der Download einer
normalen Web-Seite kostet zwischen 4,80 Mark und 14 Mark! Es besteht die Hoffnung, dass auf der
CeBIT noch Preissenkungen in den GPRS-Tarifen aller Anbieter angekündigt werden.
GPRS
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Anbieter/Tarif
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D1 GPRS eco
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D1 GPRS pro
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Viag-Interkom GPRS Standard
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Viag-Interkom GPRS Business 2)
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Grundgebühr (Aufpreis auf vorhandenen Handytarif)
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0,49 Mark pro Nutzungs-Tag 1)
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19,95 Mark pro Monat
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0,49 Mark pro Nutzungs-Tag
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19,95 Mark pro Monat
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Volumenpreis pro angefangener 10-Kbyte-Block
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0,69 Mark
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0,19 Mark
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0,09 Mark
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0,06 Mark
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1) entfällt bis 31.3.2001
2) erst ab 2. Quartal 2001
Die Geräte
Wer mit Highspeed Daten übertragen will, braucht spezielle Handys oder Endgeräte.
Folgende Geräte unterstützen die neuen Datenfunk-Systeme:
Alcatel One Touch 701 (GPRS)
Ericsson R520m (GPRS, HSCSD)
Nokia 6210 (HSCSD)
Nokia Cardphone 2.0 (HSCSD)
Motorola Timeport 260 (GPRS)
Philips Fisio 610(GPRS)
Philips Xenium 9660 (GPRS)
Siemens S 40 (HSCSD)
Mitsubishi Trium Mars (GPRS)
Mitsubishi Trium Geo (GPRS)
Die Technik
HSCSD (High Speed Circuit Switched Data): Die Idee hinter HSCSD ist nicht neu. Wer per ISDN
surft, kennt das Grundprinzip schon lange: Kanalbündelung. Wo die übliche Übertragungskapazität des
Funknetzes (maximal 14400 Bit pro Sekunde) nicht ausreicht, werden mehrere Funkkanäle kombiniert.
Die derzeit verfügbaren Nokia-Geräte können bis zu vier GSM-Kanäle bündeln. Dabei werden meist drei
Kanäle für den Download aufs Handy benutzt, und einer in umgekehrter Richtung, also für den Rückkanal
ins Netz. In vielen Regionen Deutschlands sind die Funkvermittlungsstellen noch auf den älteren
GSM-Datenfunkmodus mit 9600 Bit pro Sekunde pro Kanal ausgelegt. So ergibt sich eine nutzbare Datenrate
von drei mal 9600 Bit/s, also 28800 Bit/s, im Downlink und einmal 9600 Bit/s im Uplink. Schrittweise
bestücken E-Plus und D2 ihre Basisstationen mit neuer Software, die 14400 Bit/s übertragen kann.
Das Nokia 6210 und das Nokia Cardphone 2.0 sind auf diesen Modus bereits vorbereitet, so dass
HSCSD-Kunden in geeigneten Regionen bereits mit drei mal 14400 Bit/s (43200 Bit/s) im Downlink
beziehungsweise 14400 Bit/s im Uplink surfen können. Künftige Geräte wie das Siemens S40 sollen
sogar insgesamt 5 Kanäle bündeln. Bei Bedarf lassen sich die Kanäle beliebig umkonfigurieren,
etwa symmetrisch für das gleichschnelle Senden und Empfangen von E-Mails. Oder mit schnellerem
Uplink und langsamen Downlink (1 + 3 Kanäle) für den Upload größerer Datenmengen.
GPRS (General Radio Packet Service): Während HSCSD mehrere GSM-Verbindungen zur Datenübertragung
bündelt, schickt GPRS seine Daten huckepack auf den normalen Gesprächskanälen durchs Netz. Sie werden
zerlegt und wie im Internet päckchenweise versandt. Vorteil: Weil Kanäle nicht ständig belegt werden,
können GPRS-Endgeräte "always on" sein. Das heißt: immer im Netz und empfangsbereit. Langwieriges
Einwählen, etwa beim Abruf von WAP-Seiten, entfällt. Dafür müssen sich alle GPRS-Teilnehmer, die im
selben Sektor einer Funkzelle surfen, die verfügbare GPRS-Kapazität teilen. Wie viel Datenrate dabei
für den einzelnen Teilnehmer zur Verfügung steht, hängt also nicht zuletzt von den Kundenzahlen ab.
Weil GPRS eine neue Funktechnik nutzt, die schon den halben Weg zu künftigen Netzen à la UMTS vorweg
nimmt, ergeben sich auch andere Kapazitäten: GPRS nutzt mehrere Zeitschlitze, die nach einem neuen
Paketdaten-Verfahren codiert sind. Die derzeit üblichen Coding Schemes 1 und 2 erlauben pro Kanal 9,05
beziehungsweise 13,4 Kilobit/s. Mittelfristig sollen die Coding Schemes 3 und 4 die Kapazität pro Kanal
auf 15,6 oder 21,4 Kilobit/s erweitern – doch der dazu nötige Netzausbau wird nicht vor Ende 2001
abgeschlossen sein.
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