NIGEL MANSELL
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Ein Löwe hört auf zu brüllen ...
Vor dem Grand-Prix von Monaco mußte einer der genialsten Fahrer, die die Formel 1
je hatte, dafür büßen, daß man den miesen McLaren mit dem räudigen
Mercedes-Motor nicht zum Laufen bringt - The Lion Nigel Mansell. Um zu zeigen, daß sich Ron Dennis mit der Entlassung des Altmeisters selbst vor den Koffer
geschissen hat, möchte ich hier den großen Helden - die rote Fünf einmal vor-
stellen ...
Nigels Daten & Rekorde in Formel 1 und Indycar-Series
Grand-Prix-Einsätze : 187
Grand-Prix-Siege : 31
Pole-Positions : 32
km in Führung : 9642
schnellste Rennrunden : 30
seine Rekorde :
9 Siege in einer Saison (1992)
14 Pole-Positions in einer Saison (1992)
Nigel Mansell war der erste Fahrer, der es schaffte, bei seinem allerersten Indy-Car-Rennen gleich die Pole-Position und den Sieg einzuheimsen. Das war 1993 in Surfers Paradise in Australien. Weiterhin gewann in Nazareth,New Hamshire und Michigan. Isgesamt gewann er 1993 bis auf Indy 500 und Phoenix alle Ovalrennen und inclusive Surfers Paradise insgesamt 4 Indycar-GP's. In Indianapolis beim Indy 500 lag er lange in Führung, bis er durch Mauerkontakt auf den 3. Platz zurückfiel. Er wurde in seiner ersten Indycar-Saison nicht nur Rooky of the year (bester Neuling des Jahres), somdern auch Indycar-Champion mit seinem Newman-Haas Lola Ford. Er ist der erste Fahrer, der als Neuling gleich Champion wurde und er ist der einzige Fahrer in der Geschichte, der es schaffte, als amtierender Formel 1-Weltmeister gleich Indycar-Champion zu werden. Außerdem ist er einer der 3 Fahrer, die es überhaupt schafften, Indycar- und Formel 1-Champion zu werden. Neben ihm schafften das nur Mario Andretti, und Emerson Fittipaldi.
Die Anfänge
Nigel Mansell war nie einer, dem irgendetwas geschenkt wurde und gerade deshalb hat er einen unbändigen Willen, das zu schaffen, was er sich in den Kopf gesetzt hat. So auch im Jahre 1980, als er nur um Rennfahrer werden zu können, sein Haus verhökerte.
Da er durch einen ungewöhnlich starken Einsatzwillen auffiel, engagierte der Besitzer des Lotus-Teams, Chapman, den Briten als Testfahrer. In Österreich in Zeltweg gab er 1980 auf einem dritten Lotus sein Formel 1-Debüt. Da er dabei durch gute Leistungen bestach bekam er vom Fleck weg einen Stammplatz im Lotus-Team für 1981.
Beim GP von Belgien 1981, bei seinem 6. Einsatz wurde er bereits Dritter, was aber leider nicht verhindern konnte, daß er in der Folgezeit durch viele Defekte zum Pechvogel Nr. 1 der Formel 1 werden sollte.
Ron Dennis auf Abwegen
Da sich Mansells Pechsträhne immer weiter fortsetzte, drohte er zur Zielscheibe schwachsinniger Hobby-Clowns zu werden. Als deren blödester stellte sich auf der WM-Fete 1984 der McLaren-Boss Ron Dennis zur Schau. Williams-Chef Frank Williams hatte den Löwen für 1985 unter Vertrag genommen. Ron Dennis hatte jedoch nichts besseres zu tun als einen Video-Zusammenschnitt von Mansells Unfällen und Drehern zu präsentieren, um damit eine Horde geistig degenerierter Fehlgeburten zu belustigen und fragte Williams damals : "Das soll Dein neuer Superstar sein ?". Man beachte, daß dies der gleiche Ron Dennis war der Mansel 1995 eine Millionengage bot, ihm sogar ein Auto maßschneidern ließ um Mansel dann wieder zu feuern, als er einsehen mußte, daß selbst ein genialer Fahrer, wie Mansell, nicht in der Lage war, diese Fehlkonstruktion in die vorderen Startreihen zu bringen. In meinen Augen hat der Mann nicht viel im Schädel, denn sonst würde er ein wenig nachdenken, über das was er tut, aber Tel Aviv - so ist das Leben...
Wie man in einem Williams Weltmeister wird, oder auch nicht...
Wie zum Trotz auf Dennis' geistige Entgleisung platzte im Williams-Honda 1985 endgültig der Knoten und Mansell gewann die ersten 2 GP's seiner Karriere und noch 29 solten diesen im Verlaufe seiner langen Karriere folgen. Er war so fix, daß selbst sein damaliger Teamkollege , Motormaul Keke Rosberg, einsehen mußte, daß man den Mann nicht im Vorbeigehen abbeißen kann. Rosberg machte sich am Ende der saison aus dem Staub. Für ihn kam Nelson Piquet, der Mansell als billiges Kanonenfutter betrachtete und als er einsehen mußte, daß Mansell nicht der erwartete Punkte-Lieferautomat war ziemlich daneben griff, mit dem was da ab und zu aus seinem Schädel entwich. Insgesamt gewann Mansell 6x seinen Heim-Grand-Prix : 1986, 1986, 1987 in Brands-Hatch und 1991, 1992, 1993 in Silverstone. Damit wurde er zum absoluten Idol im Königreich und verursachte geradezu italienische Verhältnisse im sonst zu zurückhaltenden Großbritannien. 1986 hatte er alle Trümpfe in der Hand, Weltmeister zu werden, aber beim Saisonfinale in Adelaide (Australien) flog ihm bei mehr als 300 Sachen ein Vorderreifen um die Ohren und nachdem innigen Kuß der Leitplanken hatte sich der Fall erledigt. Gleiche Situation - anderer Grund im Jahre 1987. Mansell lag an der Spitze der Tabelle, flog beim Training in Suzuka rückwärts in eine Mauer und trug schwere Rückenverletzungen davon. Derart außer Gefecht gesetzt, mußte er mit ansehen, wie sein Teamkollege Nelson Piquet den Titel erbte.
Mansell, the unsung hero ...
Jahrelang wurden Mansells Bemühungen und sein einzigartiger Einsatz nicht belohnt. Allerdings war er derart zu einem angesehenen Fahrer und man nannte ihn in einem Atemzug mit Ayrton Senna, Alain Prost und Nelson Piquet. Spätestens jetzt wurde wohl auch Ron Dennis klar, daß er '84 in den warmen braunen Haufen gegriffen hatte. Was Mansell jedoch von den oben genannten Top-Fahrern unterschied, war sein besonders inniges Verhätnis zu seinen Fans in aller Welt. Ich erinnere mich dort an so manche Szene, die Mansell als genauso verletzlich offenbarte, wie der normale Mann von der Straße. Ich sehe einen Nigel Mansell, der in Dallas 1984 seinen verreckten Lotus eigenhändig über die Ziellinie schiebt und nachdem er ihn über die Linie hat ohnmächtig auf den Asphalt schlägt. Da ist der Nigel Mansell, der 1992 nach dem rundenlangen Kampf mit Senna in Monaco aus dem Auto torkelt und mit 20° Schlagseite über die Piste schleudert. Und da ist noch Mansells Verbeugung vor den frenetisch jubelnden Fans in Magny Cours 1994 - keine Imperator-Pose, keine Selbsthuldigung, sondern eine simple, dankbare Verbeugung vor seinen Fans. Das ist es, was Mansell zum unbesungenen Helden, zum unsung hero, macht.
Mansell goes Tifosi...
Als Frank Williams 1988 die Honda-Motoren verlor, stand auch Nigel Mansell vor dem Nichts und wechselte zu Ferrari und führte sich mit dem Sieg des Saisonauftaktes in Brasilien mehr als gut ein. Von den Tifosi bekam er auch seinen Beinamen "The Lion", wegen seines großen Kapfgeistes. Aber wie sollte es anders sein, auch hier hing ihm die Defekthexe an den Socken und Mansell hatte endgültig genug und wollte schon das Handtuch werfen und erklärte 1990 seinen Rücktritt. Allerdings konnte ihn Frank Williams, der sich mittlerweile die französischen Renault-Triebwerke gesichert hatte, zum Weitermachen überreden und Mansell willigte ein. Das sollte zum endgültigen Zenit seiner Karriere führen...
Wie man in einem Williams Weltmeister wird...
Als Mansell 1991 zu Williams kam hatte er mit dem Renault-Motor eine Elektronikbeladene High-Tech-Rakete auf die Beine gestellt. Es dauerte zwar eine ganze Weile, bis man die Kinderkrankheiten austreiben konnte, aber dann gabs für den Löwen kein Halten mehr und er krallte sich 1991 gleich 5 Siege. Das reichte zwar nicht mehr zu Titel, aber die Konkurrenz wußte, wo es in der nächsten Saison langgehen würde. Jeder wußte, 1992 würde das Jahr des Löwen werden. Und es kam diesmal nicht anders als man denkt, im Gegentum, mit der legendären roten 5 brach Mansell in der Saison 1992 alle Rekorde. Williams hatte mit dem FW14B den Stein der Weisen auf die Beine gestellt und Mansell prügelte das Gerät um die Pisten der weiten Welt, daß so mancher Konkurrent an sich zu zweifeln begann. In den 16 Rennen der Saison 1992 stand Mansell 14x auf der Pole-Position und griff sich insgesamt 9 der 16 GP-Siege, eine Leistung, die bis heute unerreicht ist und so schnell auch nicht wieder erreicht werden wird. Bereits beim Grand-Prix von Ungarn 1992 machte Mansell den Sack zu und sicherte sich den Titel. Auch das war noch keinem vor ihm gelungen, sich so früh den Titel zu sichern. Allerdings verhandelte Williams hinter Mansells Rücken mit Alain Prost für 1993 und Mansell warf 1992 in Monza das Handtuch und erklärte seinen Rücktritt aus der Formel 1.
Welcome to America, Nigel...
Schon kurz nach dem Rücktritt Mansells wurde bekannt, daß er 1993 in der amerikanischen Indycar-Meisterschaft, dem nordamerikanischen Pendant zur Formel 1, fahren würde. So nahm er 1993 in einem Newman-Haas Lola Platz und seine Tests verliefen sehr vielversprechend, aber das hatten wir ja schon mal...
Beim ersten Saisonrennen stand der Lola-Ford mit der roten 5, die hatte man Mansell aus Respekt vor seinem WM-Titel gegeben, auf der Pole-Position, mit neuem Streckenrekord. Die alteingesessenen Indycar-Cracks, wie Emerson Fittipaldi (Formel 1-Weltmeister 1974/Indycar-Champion 1989) und Mansells Teamkollege Mario Andretti (Formel 1-Weltmeister 1978, fuhr damals seine 30. Indycar-Saison !!!) waren verblüfft, wie ein Rooky (Neuling) gleich mal die Pole einheimsen kann. Das gab es in der Indycar-Szene allerdings schon einmal und deshalb war das noch kein allzugroßer Schock für die Konkurrenz. Als Mansell dann aber das ganze Ding auch noch nach Hause fuhr, ein absolutes Novum, da war man dann doch etwas beunruhigt, weil das eben noch nicht da war und so reiste Mansell als Leader der Meisterschaft wieder zurück nach Amerika. Bei seinem ersten Ovalrennen in Phoenix überriß er seinen Lola jedoch und krachte spektakulär in die Mauer und war ersteinmal außer Gefecht. Den Sieg sicherte sich damals sein Teamkollege, Renn-Opa Mario Andretti (damals 54 Jahre alt). Wer jetzt eine natürliche Abneigung gegen Ovalrennen erwartet sieht sich getäuscht, denn die restlichen 3 GP die er in dieser Saison noch gewann (Michigan, New Hamshire und Nazareth) waren alles Ovalrennen und auch das legendäre Indy 500 hätte er gewonnen, wenn er nicht kurz vor Schluß noch die Mauer berührt hätte, an der auch schon Nelson Pique zerschellte. Er konnte jedoch noch den 3. Platz in Indianapolis sichern. Aber bei allen anderen Ovalrennen außer diesen beiden, bog die rote 5 als erste in die victory-lane. Am Ende des Jahres war Mansell Indycar-Champion und krönte seine Karriere erneut, in dem er in zwei aufeinanderfolgenden Jahren in zwei verschiedenen Rennserien Champion wurde. 1994 lief dann allerdings nichts mehr. Der Lola war nicht konkuurenzfähig und auch sein eifersüchtiger Teamkollege Andretti bevörderte ihn zweimal rüde von der Strecke. Mansell war auch in Amerika der absolute Publikumsliebling und er achtete seine Fans in Amerika ebenso, wie seine vielen Verehrer auf der anderen Seite des großen Teichs. Magic Nigel...
Der große Abgang...
Während Mansell in Amerika 1994 auf verlorenem Posten operierte holte ihn Frank Williams 1994 für insgesamt 4 Rennen zurück in die Formel 1, da er nach dem tödlichen Unfall von Ayrton Senna in Imola keinen Top-Fahrer mehr hatte. Am Ende der 94-er Saison konnte Mansell den GP von Adelaide gewinnen, nachdem sich Schumacher und Hill gegenseitig terminiert hatten. Es sollte sein letzter großer Sieg werden, den Ron Dennis (den hatten wir doch schon mal...) sollte ihm 1995 den endgültigen Dolchstoß versetzen. An den ersten 2 Rennen konnte Mansell gar nicht teilnehmen, da der McLaren ersteinmal seinem Format angepaßt werden mußte, man hatte das Teil schlicht und einfach zu klein gebaut. Allerdings konnte das nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Kiste mit dem Mercedes-Motor in seiner damaligen Form keinen Pfifferling wert war und auch Mansell keine Wunderdinge mit einem schlechten Auto vollbringen kann. Als er das Auto in Barcelona nach einem Ausritt in den Kies für endgültig unfahrbar befand und das Teil einfach in die Box stellte und nach Hause flog, feuerte ihn Ron Dennis aus dem Team. Das diese Aktion von Mansell nicht gerade die feine englische Art war, daran gibt es keinen Zweifel, aber in meinen Augen ist es keine Lösung Mansell vom Fleck weg zu feuern, denn dadurch wird das Auto auch nicht besser, aber was Dennis von Mansell hält hat er ja schon 11 Jahre zuvor eindrucksvoll demonstriert.
Goodbye Lion...
So endete in diesem Jahr eine der größten und beeindruckensten Karrieren der Formel 1-Geschichte und einer der größten Zauberer am Lenkrad verließ die Motorsport-Bühne. Nach vielen unbelohnten Mühen und vielen Tiefschlägen neidischer Konkurrenten und hirnrissiger Teamchefs hat es der Löwe geschafft, sich unwiderruflich in allen Geschichtsbüchern des Grandprix-Sports zu verewigen und es ist traurig, daß man ihm keinen ehrenvolleren Abgang gegönnt hat, als ihn einfach so rauszukanten, aber selbst diese Gewaltaktion der McLaren-Führung kann nicht am goldenen Sockel des Löwen rütteln.
Behalten wir den Löwen also so in erinnerung, wie er in seinen Glanzzeiten war, ein ganz normaler, verletzlicher und emotioneller Held der Straße - ein Sieger und ein großartiger Kämpfer auf allen Rennstrecken dieser Welt, Goodbye Nigel...
Zum Schluß noch ein paar Bilder...

Mansell testet des Lotus auf Geländegängigkeit

Mansell im Ferrari

Mansell im Williams FW14, mit dem er 1992 Weltmeister wurde
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